2. Lektion: Hintereinanderausführung zweier Tonschritte und
Reine Stimmung
In Lektion 1 wurde dieser Vorgang schon vorweggenommen:
"Die Quinte und die Quarte ergänzen sich zur Oktave."
Was bedeutet das?
Nun: Das erste Intervall kann durch zwei Töne A und B beschrieben werden. Das zweite
ebenfalls durch zwei Töne, wobei wir als ersten Ton B wählen können. Also:
Erstes Intervall i1 = AB. In unserem Beispiel etwa Qua = c'f'.
Quarte
Zweites Intervall i2 = BC. In unserem Beispiel dann Qui = f'c''.
Quinte
Nun führen wir die Intervalle hintereinander aus und lassen den Ton B unberücksicht.
Neues Intervall i = AC. In unserem Beispiel i = c'c''.
Oktav
Wir haben also eine "Verknüpfung" von Intervallen, die wir unserer Vorstellung gemäß
wie das Zusammensetzen von Strecken vorstellen können und die wir deshalb als
Addition schreiben.
i1 = AB und i2 = BC => i = i1 + i 2 = AC.
In unserem Beispiel also Qua + Qui = Okt.
Bei Vielfachen von Intervallen werden die zugehörigen Frequenzverhältnisse potenziert.
Bespiel:
Quinte
3/2
2 Quinten
(3/2)2=9/4
3 Quinten
(3/2)3=27/8
4 Quinten
(3/2)2=81/16
...
1 Oktave 2
2 Oktaven
22=4
3 Oktaven
23=8
4 Oktaven
24=16
...
n Oktaven
2n
1/12 Oktave
1
——
12 12——
2 = \/ 2
Bei der Addition von Intervallen werden die zugehörigen Frequenzverhältnisse multipliziert.
Beispiele:
G + Qua = Qui
9 4 3
- · - = -
8 3 2
G + kSept = Ok
9 16
- · —— = 2
8 9
kT + gT = Qui
6 5 3
- · - = -
5 4 2
gT + Qua = gSext
5 4 5
- · - = -
4 3 3
gT + Qui = gSept
5 3 15
- · - = ——
4 2 8
gT + kSext = Ok
5 8
- · - = 2
4 5
Qua + Quin = Ok
4 3
- · - = 2
3 2
Die Umkehrung der Addition ist die Subtraktion.
Beispiel: Welches Intervall x muss ich zur Quarte addieren, um die Oktav zu erhalten?
Qua + x = Ok.
Nach Definition nennt man dieses Intervall die Differenz: x = Ok - Qua.
Hier: Ok - Qua = Qui.
Hörpsychologisch geht man zuerst ein Intervall aufwärts und dann ein Intervall abwärts.
Entsprechende Frequenzverhältnisse werden dividiert.
Damit sind auch zum Beispiel folgende Beziehungen verständlich:
Ok - Qua = Qui
4 3
2:- = -
3 2
Ok - Qui = Qua
3 4
2:- = -
2 3
Qui + Qui - Ok = G
3 3 9
-·-:2 = -
2 2 8
Satz: Die Oktave Ok, die Quinte Qui und die große Terz gT sind die Grundintervalle
der reinen Stimmung.
Deshalb nennt man dieses System auch das Quint-Terz-System
Das heißt: Alle in Lektion 1 erwähnten Intervalle kann man damit zusammensetzen.
Beweis :
Die Oktave
Ok Grundintervall
Die Quinte
Qui Grundintervall
Die Quarte
Qua = Ok - Qui
Die große Terz
gT Grundintervall
Die kleine Sext
kSext = Ok - gT
Die kleine Terz
kT = Qui - gT
Die große Sext
gSext = Ok - (Qui -gT) = Ok + gT - Qui
Der große Ganzton
G = Qui + Qui - Ok
Der kleine Ganzton
G- = gT - G = Ok + gT - Qui - Qui
Die kleine Septime
kSept = Ok - G = 2Ok - 2Qui
Die kleine Septime
kSept+ = Ok - (G-) = Qui + Qui - gT
Der Halbton
H = Qua - gT = Ok - Qui -gT
Die große Septime
gSept = Ok - H = Qui + gT
Mit diesen Intervallen kann man die reine Dur- und Molltonleiter aufbauen.
Reine Tonleiter heißt: Die Dreiklänge der Tonika, Dominante und Subdominante sind
aus reinen großen und kleinen Terzen aufgebaut.
Zum Beispiel berechnen sich in der C-Durtonleiter mit dem Grundton c' mit 264 Hz
die übrigen Töne mit ihren Frequenzen folgendermaßen:
Beim ersten Lesen können Sie die Eulersche Schreibweise (,e' = Tiefkomma e' usw.) überlesen.
Ton + Intervall
Berechnung der Frequenz
c' + gT = ,e'
264·5/4 = 330
,e' + kT = g'
330·6/5 = 396
g' + gT = ,h'
396·5/4 = 495
,h' + kT - Ok = d'
495·6/5:2 = 297
c' + Ok = c''
264·2 = 528
c'' - kT = ,a'
528:(6/5) = 440
,a' - gT = f'
440:(5/4) = 352
Zur C-Dur-Tonleiter gehören folglich folgende Frequenzen:
c'
d'
,e'
f'
g'
,a'
,h'
c''
264
297
330
352
396
440
495
528
Beim ersten Lesen können Sie die Eulersche Schreibweise ('es = Hochkomma es usw.) überlesen
Entsprechend kann man die c-Moll-Tonleiter so berechnen, dass die Mollakkorde
c' - 'es' - g', g' - 'b' - d'' und f' - 'as' - c'' aus kleiner Terz und großer Terz aufgebaut sind.
Zur C-Moll-Tonleiter (harmonisch absteigend) gehören folglich folgende Frequenzen:
c'
d'
'es'
f'
g'
'as'
'b'
c''
264
297
316,8
352
396
422,4
475,2
528
Modulationen in der reinen Stimmung
Faustregel: Bei einer Modulation in eine Nachbartonart ändern sich zwei Töne,
einer davon erkennbar mit Vorzeichenwechsel, der andere geringfügig um ein
syntonisches Komma.
(Frequenzverhältnis 81/80≡21,5 Cent.
Das ist ungefähr 1/5 Halbton.)
Zum Beispiel erniedrigt sich bei einer Modulation von C-Dur nach F-Dur
nicht nur das H um einen Halbton zu B, sondern auch das D um ein syntonisches
Komma. Bei einer Modulation von c-Moll nach f-Moll erniedrigt sich das B um ein
syntonisches Komma und das D um einen Halbton zu Des.
Entsprechend erhöht sich bei einer Modulation von C-Dur nach G-Dur nicht
nur das F um einen Halbton zu Fis, sondern auch das A um ein syntonisches
Komma. Bei einer Modulation von c-Moll nach g-Moll erhöht sich das F um ein
syntonisches Komma und das As um einen Halbton zu A.
Das Thema wird in Lektion 7 vertieft.
chromatische Halbton kleiner als der diatonische Halbton. Weiterlesen...
Ein ziemlich mathematische Vertiefung in das Quint-Terz-Sytem der reinen Stimmung finden Sie hier ...
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Lektion 1 Töne, Intervalle, Frequenzen und Frequenzverhältnisse