Was bedeutet beim Klavierspielen wohltemperiert?
Oder: Vom Zauber der reinen Terz.
Bemerkung: Ich habe hier in der Überschrift den Terminus wohltemperiert gewählt, da er über Johann Sebastian Bach berühmt ist. Jedoch besteht - und das ist weniger bekannt- zwischen wohltemperiert und gleichstufig ein Unterschied. Dies wird in den Lektionen erläutert. Unsere Tasteninstrumente sind - genau genommen - gleichstufig gestimmt. Jedoch gibt es historisch gestimmte Cembali und Orgeln. Wer dort die Schönheit eines reinen - oder fast reinen - C-Dur- oder G-Dur-Schlussakkord gehört hat, kann sehr gut verstehen, dass immer mehr Orgeln auch historisch gestimmte Register besitzen.
Tonbeispiel: Die große Terz c''e'' mit Differenzton
rein
gleichstufig
wohltemperiert
Die (bei Verstimmung verheerenden) Differenztöne hört man bei einem Zweiklang im Ohr schwach mit.
Bei mitteltönig und nach Kirnberger III wohltemperiert gestimmten Instrumenten ist die Terz c''e''in C-Dur rein gestimmt.
Man hört deutlich, dass der Differenzton bei der gleichstufigen Stimmung deutlich mehr als ein Viertelton abweicht.
Die bei der gleichstufigen Stimmung unangenehm bemerkbare Schwebungen sind bei obertonreichen Klängen - wie etwa bei Zungenregistern- besonders ausgeprägt.
Was ist nun der Unterschied zwischen reiner Stimmung und gleichstufiger Stimmung?
Die reine Stimmung ist das Ideal der mehrstimmigen Musik und kann von Gesangsensembles, Chören sowie Ensembles mit Blas- und Streichinstrumenten verwirklicht werden. Leider kann Sie auf einer 12-Stufigen Klaviertastatur nicht in allen Tonarten gespielt werden. Man muss dabei Kompromisse eingehen und die Töne leicht so "temperieren", dass das Klavier, die Orgel usw. in allen Tonarten spielbar bleiben.