Joachim Mohr   Mathematik Musik Delphi

Der Aufbau der Mathematik - ein Crashkurs

Die Peano-Axiome definieren die natürlichen Zahlen ℕ

(Axiom 1) 1∈ℕ (Oft beginnt ℕ auch mit 0)
(Axiom 2) Es gibt eine bijektive Nachfolgerfunktion n→n+1 von ℕ auf ℕ\{1} für das folgende Induktionsaxiom gilt:
(Axiom 3, genannt das Induktionsxiom)

Wenn X⊆ℕ und 1∈ℕ und mit n∈ℕ auch n+1∈ℕ für alle n∈ℕ, dann ist X=ℕ.

Bemerkung: Eigentlich ist die Addition n+1 noch gar nicht definiert. Die Addition wird später definiert. Exakt müsste man von der Nachfolgerfunktion n→n' statt n→n+1 sprechen.
Weiterlesen: Die vollständige Induktion.

Die ganzen Zahlen ℤ

Wir definieren für jede natürliche Zahl n∈ℕ\{0} ein neues Zeichen -n und setzten ℤ={... -4,-3,-2,-1,0,1,2,3,4,...}

Die Rationalen Zahlen ℚ

In der Produktmengemenge ℤxℤ ist (a,b)∼(c,d) ⇔ ad = bc eine Äquivalenzrelation.
                                          a   c
(Im Grunde bedeutet ad = bc die Beziehung — = —. Aber hier werden die Brüche erst definiert.) 
                                          b   d

                                             a
ℚ ist dann die Menge aller Äquivalenzklassen — = {(c,d)∼(a,b)|c,d∈ℤ}, wobei a,b∈ℤ.
                                             b

Die reellen Zahlen ℝ

intervallschachtelung Eine "Intervallschachtelung" [an,bn], n∈ℕ, an∈ℚ und bn∈ℚ, ist
eine Folge von Intervallen mit an‹bn mit
a1≤a2≤a3... und ...b3≤b2≤b1 (also die an werden immer größer und die bn immer kleiner)
und für alle ε›0 existiert ein n∈ℕ so, dass bn-an‹ε.
(Es kann sein, dass in ℚ kein Zentrum z der Intervallschachtelung existiert. Zentrum bedeutet: an≤z≤bn fü alle n∈ℕ.)
Zwei Intervallschachtelungen [an,bn] und [cn,dn]heißen äquivalent, wenn sie auf dasselbe Zentrum zusteuern, d.h. für alle n∈ℕ existiert m∈ℕ so, dass [an,bn] ⊆ [cm,dm] und für alle n∈ℕ existiert m∈ℕ so, dass [cn,dn] ⊆ [am,bm].
Die Äquivalenzklassen bilden dann die reellen Zahlen ℝ.

Abzählbar - überabzählbar

Eine Menge heißt abzählbar, wenn es eine bijektive Abbildung von ℕ auf M gibt.
ℕ, ℤ und ℚ sind abzählbar, ℝ ist nicht abzählbar, also überabzählbar.

Die Mengenlehre wurde nach Entdeckung von Widersprüchen axiomatisiert

Georg Cantor definierte

„Unter einer ‚Menge‘ verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die ‚Elemente‘ von M genannt werden) zu einem Ganzen."

Und schaffte damit von 1874 bis 1897 eine großartige Grundlegung der Mathematik mit den bekannten Mengen ℕ, ℤ, ℚ, ℝ, ℂ und viele andere.
Es stellte sich heraus, dass seine naive Mengenlehre Widersprüche aufwies.

Die Menge M={x|x∉x} aller Mengen, die sich nicht selbst als Element enthalten

führt zu der Antinomie (publiziert 1903 von n Bertrand Russell): M∈M ⇒ M∉M und M∉M ⇒ M∈M. Was ist also wahr?


Grundlage aller Mathematik, die sich mit Zahlen beschäftigt, sind die natürlichen Zahlen ℕ, die durch die Peano-Axiome definiet werden.

ZFC

Die heutige Mathematik, die überwiegend an der Universität gelehrt wird, fußt auf dem ZFC-Axiomatik.
Die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre mit dem Auswahlaxiom (Axiom of Choice) ist nach Ernst Zermelo und Abraham Adolf Fraenkel benannt und wurde in dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts entwickelt.
Zum Beispiel gilt in ZFC:
Wenn M eine Menge ist, dann ist auch die Potenzmenge

P(M)={X|X⊆M}

eine Menge. Bei endliche Mengen mit n Elemnten ist die Anzahl der Elemente von P(M) gleich 2n ist.

Oder: Das (kartesische) Produkt von zwei Menge A und B ist definiert als AxB={(a,b)|a∈A und b∈B}, als Menge aller geordneter Paare (a,b).

Auswahlaxion

C steht in ZFC für das Auswahlaxiom (Axiom of Choice), welches lautet:

Sind die Mengen Mi mit Mi≠{} (i∈I) gegeben, so gibt es eine Menge A={ai|i∈I}, wobei ai∈Mi (i∈I) ist.
Man kann also eine Menge bilden, die jeweils ein Element der Mengen Mi (i∈I) enthält. (Ernst Zermelo 1904)
Damit kann man zum Beispiel beweisen, dass jeder Vektorraum (auch ein unendlich dimensionalen Vektorraum) eine Basis hat.