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Reiseweg

Bilder einer Reise nach Andalusien

18. bis 31. Mai 2002

Mein Sohn machte in La Macarena, einem alten Sevillaner Arbeiterviertel, einen Sprachkurs. Dies war für mich die Gelegenheit, ihn bei seiner Heimreise zu begleiten. Mein Sohn war auch nicht dagegen. Denn, wenn wir reisen, sind das immer unbeschwerte Tage, auch wenn wir morgens noch nicht wissen, ob es überhaupt noch einen Anschlussbus zu unserem Zielort gibt und wo wir über Nacht bleiben können.

In Sevilla

In Sevilla



In einer typischen Bodega im Barrio
Santa Cruz
bekommt man noch
um 23 Uhr das Menü -Wein im Preis
inbegriffen.
Reiseweg

Die Anreise

Ein Reiseweg von 2200 km ist schon etwas Besonderes. Den wollte ich ausführlich mit dem Zug erleben.

So stieg ich in Rottenburg in den Zug, und mit Umsteigen in Bad Niedernau (siehe Kasten unten), Tübingen, Stuttgart und Mannheim ging es zuerst einmal nach Paris. Dort musste ich mit der Metro von Paris-Est nach Paris Austerlitz. Wie man mir sagte, ist es gar nicht schwierig, sich mit der Metro zurechtzufinden: Am Schalter erhält man einen Plan und das Ticket. Nun braucht man nur noch den Hinweistafeln zu folgen. Nach ca. 30 min war ich schon am Ziel.

In Madrid und Barcelona ist es genauso einfach wie in Paris mit der Metro zu fahren.

Immer, wenn ich alleine verreise, ruft mir meine Frau oder mein Sohn nach:

Vergiss nicht: In Bad Niedernau umsteigen!

Warum?
Antwort: Bei dieser ausgeklügelten Fahrt stieg ich in Rottenburg in den Zug nach Horb - wie immer, wenn wir Richtung Zürich fuhren. Ich erwischte sogar den vorhergehenden Zug, da ich viel zu früh am Bahnhof war. Im Zug schaute ich nach, auf welchen Bahnsteig ich in Horb eilen musste. Zu meinem Schrecken sah ich, dass der nächste Umsteigebahnhof nicht Horb sondern Tübingen lautete. Ich fuhr in die verkehrte Richtung! Mir entfuhr ein Laut, den ich hier nicht wiedergeben will. Habe ich jetzt etwa die ganze Fahrt vermasselt?

Die Mitfahrenden drehten sich erstaunt nach mir um.

In Bad Bad Niedernau (5 km hinter Rottenburg) stieg ich aus. Und: Zum Glück kam wenig später mein Zug nach Tübingen. Dort konnte ich planmäßig umsteigen. Ab da verlief die Fahrt einwandfrei.
Blick auf Sacré Coeur in Paris
In Paris Austerlitz hatte ich genügend Zeit, um an die Oberfläche zu steigen, auf einer Seine-Brücke einen Blick auf Sacré Coeur zu werfen und mich im botanischen Garten zu stärken.

Die Nacht über fuhr ich mit dem Schlafwagen nach Madrid. Dort ging erst um 8 Uhr die Sonne auf, als ich gerade im Speisewagen bei herrlicher Aussicht frühstückte. Mit der Metro musste ich dann von Madrid-Chamartin nach Madrid-Atocha-Estacion. Weiter ging's mit dem superschnellen AVE (Zeitschriften, Getränke, Kopfhörer und Imbiss im Preis inbegriffen) nach Sevilla.

Die 28 Stunden Hinreise waren ein lohnendes Erlebnis.

Der Torre del Oro in Sevilla
Der Torre del Oro (Goldturm) in Sevilla

Andalusien

Und nun war ich in Andalusien, das vom 8. Jahrhundert bis ins Mittelalter (Sevilla bis 1248, Granada bis 1492) unter arabischer Herrschaft aufblühte. Moslems, Christen und Juden lebten friedlich miteinander. Die Mauren waren Künstler, die hervorragende Bauwerke selbst nach der Reconquista durch die christlichen Könige schufen. Die islamische Kunst und den Mudéjarstil kann man an vielen Orten noch bewundern. Die Eroberer waren von dieser Kunst wohl so begeistert, dass sie wenig davon zerstörten.

Später hieß es dann: "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen". Die Araber und Juden wurden unterdrückt und vertrieben, was zur Folge hatte, dass das Handwerk verkümmerte und zum Beispiel die Bewässerungen nicht mehr funktionieren.


Santa Cruz
Kathedrale von Sevilla

Sevilla

In Sevilla waren wir drei Tage im ehemaligen jüdischen Viertel Santa Cruz mit den vielen schmuckvollen Patios untergebracht. Es liegt direkt bei den Alcazáres. Nach drei Tagen kannte ich mich so gut aus, dass ich allein von der Kathedrale den Weg in den verwinkelten Gässchen zu unserer Pension fand.

Das beste Frühstück - und dazu noch halb so teuer - gab es allerdings im Arbeiterviertel La Macarena: Frisch gepressten Orangensaft, Café con leche und Tostada con aceite (arabisch-spanisch: Olivenöl) y tomate. Das musste vorhalten, denn zu Mittag, ca. 15 Uhr, vor der Siesta, aß man nicht allzu viel. Und das Abendessen gab's nie vor 21 Uhr.

Alcacar von Sevilla
Sevilla
Glanzstück der gänzlich von einer Mauer umfassten Anlage der Paläste in Sevilla ist der Alcázar, den sich Peter der Grausame im Mudéjarstil erbauen ließ.
StudentInnen haben übrigens freien Eintritt in die Alcazares und wo als in den Gärten der Paläste lernt es sich besser?
Im Hintergrund auf dem rechten Bild sieht man die Giralda, Sevillas Wahrzeichen, ehemaliges Minarett und heutiger Kirchturm der Kathedrale.

Giralda
Links: Die Giralda. Unten: Itálicá.
Italicá An einem Nachmittag machten wir einen Ausflug nach dem 10 km entfernten Santiponce, bei der die Grabungen der römischen Stadt Italicá besichtigt werden können. Mein Sohn war völlig überrascht, dass es so nahe bei Sevilla so eine wunderbare bergige Gegend gibt. Beeindruckend ist das gut erhaltene Theater, das hier abgebildete Amphitheater und eine alte Klosteranlage, die wir bei heißem Wetter erwanderten.


Ronda

Ronda kann von Sevilla aus mit dem Bus erreicht werden und ist ein Aufenthalt wert. Wir verlängerten spontan unseren Aufenthalt in dieser herrlichen Gegend auf zwei Tage und verzichteten auf einen Abstecher nach Cordoba.

Eine 100 bis 180m tiefe Schlucht trennt den arabischen von dem nach der Reconquista erbauten Stadtteil.

Am zweiten Abend war eine Prozession (siehe unten) mit begleitender ausgelassener Fiesta. Bei der Tombola gewannen wir mit einem Euro Einsatz drei Preise. Wir, und noch mehr die Spanierinnen, die ihn uns überreichen durften, freuten sich ungemein.
Ronda 0 Ronda 3 Ronda 6 Ronda 7 Ronda 8 Ronda 1

Ronda 4
Links: Iglesia de Santa Maria la Mayor.

Wie so oft wurde auf das maurische Minarett nach der Reconquista ein Glockenturm aufgesetzt.

Unten: Der malerische Garten des Don-Bosco-Hauses.
<Ronda 5

Ronda 9
Ronda 2
Wie wir in Ronda waren, fand gerade ein Fest zu Ehren der Maria Auxiliara statt. Bei der Prozession zum Sonnenuntergang trugen etwa dreißig Männer die schwere Marien-Statue als letzte von drei Statuen über die Brücke. Die zahlreichen Zuschauer unterhielten sich temperamentvoll mit ihren Familienmitgliedern, die sie dort trafen. So zeigt sich die andalusische Andacht.


Zum Bild rechts: Dass sich hier die älteste Stierkampfarena befindet, sei nur am Rande erwähnt.

Blick vom arabischen Viertel auf die Alhambra
Blick vom arabischen Viertel auf die Alhambra Im Hintergrund die Sierra Nevada.

Granada

In Granada übernachteten wir zwei Mal. Die Fiestas, die anlässlich Fronleichnam stattfanden, konnten wir mitmachen. Wie "Fronleichnam" gefeiert wird, bestimmt nicht die Kirche, sondern die Bruderschaften und das Temperament der Bevölkerung. Ein Umzug mit den schweren Statuen fand zwar auch statt (ähnlich dem in Ronda), aber richtig gefeiert wurde in den Festzelten mit Flamenco, Sevillanas und auch modernen Rhythmen. Dem Geklatsche und Tanzen (eigentlich dem Stampfen 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 ...) konnte man sich nicht entziehen.

Die Alhambra ist eine Festung der maurischen Herrscher oberhalb Granadas im prachtvollen islamischen Stil.

Nasridenpalast
Löwenhof
In der Alhambra: Der Löwenhof des Nasridenpalastes.
Im Palast der Nasriden.

Die Abende waren lang. Das Bummeln durch die arabische Altstadt und das Verweilen bei den Fiestas lies einen die Zeit vergessen. Trotzdem standen wir nach der ersten Nacht sehr früh auf. Der Eintritt in die Alhambra ist nämlich streng reglementiert und nach den (bei der Andalusischen Bank) im Vorverkauf erworbenen Reservierungen mussten wir spätestens um 1/2 10 Uhr im Nasridenpalast in der Alhambra sein.

Der Höhepunkt der Reise war die Alhambra in Granada.

Wie in einem Märchen aus 1001 Nacht.

Im Palast und Garten der Nasriden
So stellte man sich das Paradies vor.

Motto der Nasriden:
Es gibt keinen Sieger außer Allah

Im Palast der Nasriden    Im Garten der Nasriden
Der Generalife, der Sommerpalast der Nasriden, ist ein Weltkulturerbe der Uno.
Generalife
Generalife

San José

Cabo de Gata-Níjar

Nach all diesen Stadtbesichtigungen, sehnten wir uns nach der Natur und dem Strand.

Bei Almería liegt der Naturpark Cabo de Gata-Níjar. Zu diesen stillen Buchten, Steilküsten und den naturbelassenen wüstenartigen Landschaft wollten wir.

Wir genossen dort den Strand und machten einen Tagesausflug bei einer erfrischenden Meeresprise durch die Wüste im Hinterland.

Wüste
Auf der Fahrt nach Almería

Almería ist Spaniens Wüstenprovinz. Sie liegt südlicher als Algier in Afrika (siehe Karte). Hier wurden die Italowestern wie El Dorado gedreht.



Kein Mensch konnte uns sagen, wie man von Almería nach San José weiter kommt. Das war jedoch kein Problem. Mehrmals täglich fahren Busse, welche die marokkanischen Arbeiter zu der Knochenarbeit in den Gewächshäusern bringen. Ganze Landstriche außerhalb des Naturschutzgebietes sind hier mit Plastikplanen bedeckt. Darunter befinden sich die "Gemüseparadiese".

San José      San José


Die Heimreise

Nach einer Stunde Busfahrt von San José nach Almería, stiegen wir um in den voll besetzten Bus nach Valencia. Die vorher zu kaufenden Tickets galten nur für den aufgedruckten Termin und die Sitznummer. Die Begrüßung des Busfahrers war folgende:

Reiseweg klein Es ist nicht gestattet:
  • Sonnenblumenkerne zu kauen,
  • zu essen,
  • zu rauchen und
  • die Schuhe auszuziehen!

Acht Stunden einschließlich einer halben Stunde Pause dauerte die Fahrt an der Küste entlang durch stets bergige Landschaften von Almería nach Valencia. Ein Fernseher, bei dem sich nur der Himmel spiegelte, und das Radio liefen lautstark. Nach zwei Stunden roch das Klo unangenehm (nach vier Stunden wurde das Problem gelöst).

Man muss allerdings zur Ehrenrettung der Busse sagen, dass dies eine Ausnahme war. Die Busse in Spanien sind gut durchorganisiert und der Fahrpreis ist unschlagbar (in Deutschland dreimal so hoch).

Torres de Serranos

In Valencia bummelten wir abends durch die Altstadt und bestiegen noch die Torres de Serranos, Türme aus dem 15. Jahrhundert, kratzten eine köstliche valencianische Paella (mit Hähnchen- und Kaninchenfleisch) aus der Pfanne und übernachteten dort. Am nächsten Tag dauerte die Busfahrt nach Barcelona nur vier Stunden (das Radio und der Fernseher waren relativ leise).

Plaza Real in Barcelona

In Barcelona hatten wir noch genügend Zeit, mit der Metro ins Zentrum zu fahren und die Kathedrale zu besichtigen und über die Ramblas zum Plaza Real zu schlendern.

Nach Zürich fuhren wir dann im komfortablen Schlafwagen. Tostada con aceite y tomate gab's allerdings nicht zum Frühstück, dafür aber eine herrliche Aussicht aus dem Speisewagen auf die Schweizer Berge, an deren sattes Grün wir uns erst wieder gewöhnen mussten.