Start       Dies und Das       Hella Mohr

Hella Mohr

Die rot' MARIE ond ihr FINA

Historische G'SCHICHTLE aus em SCHWOBELÄNDLE

In schwäbischer Mundart 2002 erschienen. ISBN 3-00-012210-9.
Mit Bildern und lesbar gemacht für Hochdeutsche     Neue Version von Klaus Mohr 2023 (PDF)

Es handelt vom Leben der Mutter von Isolde Kurz und deren treuen Hilfe über drei Generationen Josephine Peterler. Inge Jens ermunterte Hella Mohr, dieses Buch zu veröffentlichen.

Das Buch, nun die dritte Auflage, ist in Tübingen und Reutlingen im "Fairen Kaufladen" in der Marktgasse und in den Buchhandlngen Gastl und Osiander erhältlich (Stand: 2010).

Inhalt Seite
Vorwort 3
Vorwort zur zweiten Auflage 4
Maries Geburt in Ulm 5
Josephine Peterler 6
Ulm 9
Die Mutter ond dr Onkel Dillen 12
Stuegert ond Ludwigsburg 14
Eßlinge 15
Eßlinger Freundschafte 18
Unterboihinge 21
Dr Maskeball in Eßlinge 25
Revolutio 27
D'Marie goht uf d' Reis 31
Hochzeit 33
Stuegert 34
D'Redaktionstätigkeit 37
Eßlinge 40
Kirchheim 42
D'Münchenreis 45
A Pöschle in Sicht 46
Diebenge 49
D'Josephine im Johr 2002 66
Es verhängnisvolle 10 Johr 68
Edgar 71
Isolde 73
Alfred ond Erwin 75
Garibaldi 76
Florenz 77
Venedig 85
Dr Josephine ihr End 86
Forte dei Marmi 89
Lilith, Gedichte 91
Die Johr 1904/1905 96
Dr Marie ihr Religio 100
Kurz - Nachkomme 103
S'Frauestift in Stuegert 104
Dr Marie ihre letschte Johr 105
Bild des Grabes von Marie und Isolde Kurz
Anmerkungen und Quellennachweise 111
Namensverzeichnis 115

V O R W O R T

Das Schreiben eines schwäbischen Romans entstand aus dem Wunsch, nach den Transcriptionstägigkeiten von Marie Kurz Tagebüchern und Briefen an Marie Caspart, meinen Verwandten und meinen Freunden diesen interessanten Inhalt zu erzählen. Da die Familie Kurz ihre wichtigsten Jahre rings um den Nabel von Baden-Württemberg (Tübingen) erlebte, kam mir die Idee die Erzählung in meiner schwäbischen Mundart zu schreiben, da anzunehmen ist, daß Familie Kurz und vor allem Josephine Peterler meist schwäbisch gesprochen haben. Es ist sicher kein vorgeschriebener Dialekt, sondern eben meine Sprache. Fehler bitte ich daher zu entschuldigen

Der Inhalt dieses Buches beruht allerdings auf intensiven Forschungen der erwähnten Orte und der damaligen Zeit. Herzlich danken möchte ich all den Vielen die mir im Laufe der Jahre halfen und die ich nicht einzeln aufzählen kann. Besonderer Dank gilt allen Mitarbeitern des Deutschen Literaturarchivs Marbach, von denen ich stellvertretend nur Frau Bruchardt+, Herrn Kemme, Frau Schwandner und Frau Grüninger nennen   kann. Danken möchte ich auch allen Mitarbeitern der STM und STA in Reutlingen, Esslingen, Stuttgart, Ulm und Tübingen. Besonderer Dank geht an Frau Eisenmann vom kath. Pfarramt Unterkirchberg/Ulm, an die Mitarbeiter/innen der Gemeindeverwaltungen in Wendlingen, Grafenau-Dätzingen, Königsberg, Florenz und Forte dei Marmi. Vor allem aber danke ich Frau Heidi Stelzer, Herrn Jürgen Schweier Kirchheim/Teck, Frau Dr. Dora Steuer, Esslingen, Frau Trudel Roßmann Endersbach, und Herrn Werner Ströbele Reutlingen, Frau Herta Gutekunst Heidelberg, Frau Uta Keppler, Herrn Gregor Wittkopp, Frau Zacharias, Herrn Udo Rauch, Herrn Prof. Dr. Setzler, Herrn Helmut Hornbogen+, meinen Brüdern Dr. Klaus und Dr. Joachim Mohr und - last but not least - Frau Dr.Dr. Inge Jens, die mir freundlicherweise mehrmals mit Rat und Tat zur Seite stand.

Vorwort zur zweiten Auflage

Erfreulicherweise erbrachte mein Buch, trotz mancher Schwierigkeiten bei norddeutschen Lesern betr. des schwäbischen Dialekts ein gutes Echo, sodaß ich schon drei Monate nach Erscheinen genötigt bin, eine zweite Auflage herauszubringen. Sehr erfreut waren Fachleute über die qualitativ gute Reproduktion der Bilder durch Herrn Sander. Auch ihm meine Anerkennung und mein Dank.

Frau Annegret Mieg hat sich bereiterklärt, Korrektur zu lesen. Ganz herzlichen Dank dafür.

Tübingen, Juni 2002                                         Hella Mohr

Hinweis: Anmerkungen und Quellennachweise sind mit "(A)" vermerkt und findet man ab Seite 111.

Maries Geburt in Ulm

Vom dicke Münschterturm hots grad 11e g'schlage. Dem Oberstleutnant von Brunnow (A) hots pressiert. Seine Soldate sen mit ihm uf de Gäul durch die Donauaue dr Stadt zug'jagt, weil se g'wußt hen, daß ihr geliebter Heerführer es derwege so pressant hot, weil sei zarts Fraule Wilhelmine geborene von Oetinger wieder amol hochschwanger g'lege isch. Älle vier Kender waret wegg'storbe. Ob's desmol wieder schief goht? - D' Wengekasern isch onterhalb vom Münschter mittle in der freie Reichsstadt Ulm g'wese. - Des aschtmakranke Fraule sott halt a bessere Luft han, aber dr Auguscht 1826 isch hoiß g'wese, ond au die Soldätle vom 7. Infanterieregiment in ihre Uniforme hen net wenig g'schwitzt. - Der Brunnow hot denkt, wie schö wär des jetzt obe an der Ostsee in de Kurlande, wo seine Vorfahre herkomme send, obwohl er selber jo nie dort g'wese isch. Er isch zwor beim Rußlandfeldzug vom Napoleon, für den er g'schwärmt hot, scho weit nach Nordoschte komme. - Seine Gedanke waret jetzt bloß bei seim liebe Fraule! - Oder, wie schö wär des, dürftet seine Kender, so wie er, in dem verträumte, wonderschöne, mittelalterliche Städtle Königsberg in Franke (A) ufwachse, wo er seine erschte Kinderjohr verbrocht hot. Jetzt, wo er so sehr in Sorg om sei Fraule g'wese isch, hot er sich an des Städtle mit der Stauferburg wieder erinnert. Es war damols a kloine evangelische Enklave in dem g'waltige Bischtum Mainz, des onder sächsischser Herrschaft g'stande isch, zur Zeit von seiner Geburt onder Friedrich, dem Sohn vom Ernst Friedrich III, Carl Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Berühmte Männer, wie dr Mathemathiker ond Aschtronom Regiomontanus, der im 15. Jh. die arabische Zahlzeiche eing'führt hot, dr Generalfeldmarschall Friedrich Heinr. Reichsgraf von Seckendorff, der onter em Prinz Eugen von Savoye em Türkekrieg g'siegt hot, dr Komponischt ond Hofkapellmeister Wolfgang Carl Briegel ond dr Balthasar Düring, dr Reformator vo Coburg ond dr Freund vom Luther, der die lateinisch Mess im Ländle abg'schafft hot, send dort gebore (A).

Die Soldate sen scho in de Kasernenhof ei'boge, wie dr Brunnow aus äll dene Kinderträum ufg'wacht isch. Rantzau (A), der nebe ihm g'ritte isch ond sein Regimentsführer beobachtet hot, sait plötzlich: "Höret se, Brunnow, sie brauchet jetzt die bescht Hilf für ihr Fraule. I wüßt Ihne oine, die g'rad frei isch. Drobe in Kirchberg schafft beim Graf Fugger a rechtschaffes Mannsbild als Bothe, der hot zwoi scheene Mädle. Sei Älteschte, a g'schaits ond düchtigs Mädle, sie hoißt Josephine Peterler, hot sogar scho nach Ulm ans Theater wolle, weil se belese isch, wie koi anders Mädle weit ond breit. Die zitiert dir Gedichter ond kann Theater spiele! Ond schaffe könnt se wie a Gaul." - Des hot dr Brunnow g'hört ond sagt: "Rantzau, bsorge Sie mir des Mädle. Die Bescht isch g'rad guet g'nueg für mei koschtbars zarts Fraule. Soll mir denn jeder Nachkomme verwehrt sei'? Des Kend mueß am Lebe bleibe! Bitte, helft mir."- Dr Rantzau hot ihm versproche, er woll gleich morge sei Glück probiere ond nach Oberkirchberg reite ond den Peterler om sei Dochter Josephine bitte'.

Josephine Peterler

Dr Laurentius Peterler, Bothe ond Gärtner vom Graf Raymond Fugger vo Kirchberg ond Weißenhorn (A) isch viel rumkomme. Wie er heut mit seim Freund, em Zöllner Schranzer an der Illerbruck unte, g'schwätzt hot, isch a Reiter vorbeikomme ond hat de Schranzer nach em Fuggerbothe g'frogt: "Moinscht Du die groß Schweschter von Deim Patle Franziska möcht net uf Ulm gange ond dere schöne kranke Frau von meim Oberschtleutnant helfe?" - "Dees isch dr Peterler, der nebe mir stoht ond des Fräulein isch sei Josephine," sait dr Zöllner. Fina ruft mit ihrer diefe Stimm: "Oh, Papa, des wär doch Ebbes für mi! Ond i dät scho für di Herrin guet sorge ond uf des Kend ufpasse, daß nix passiert." Koi Ulmer Schwäbisch hot die Josephine gschwätzt, noi, des war eigentlich des vornehme Stuttgarter Schwäbisch. - "Saischt Dei'm Oberschtleutnant mei Josephine käm glei übermorge, sie wurd des Fraule net hange lasse," sait dr Peterler ond dr Rantzau jagt drvo, om seim Herre die guet Nachricht zu brenge. - Wie sie ihr'm Pfarrer Amandus Storr vo ihrer nuie Stell verzählt hot, sait der zu ihr: "Jo Josephine, Du willscht doch immer helfe ond bischt au so a g'schickts Mädle, gang ruhig in die Kasern, Du bleibscht sauber, au wenn die Soldate Dir fladieret." -

Hoiß isch g'wese, als die Josephine Peterler von Oberkirchberg die hondert Treppele nag'stiege isch mit ihrem Bündele auf em Buckel Ulm zue. Ja, dem Herrn von Brunnow in dr Wengengass mit seiner schöne kranke Frau, dem wollt sie scho gern diene. Es derf dene so a lebendigs Mädle, wie des kloi Mariele net au verlore gange! Und drom hat sich ja die Josephine überrede lasse. Älle im Flecke hen die Fina möge. Bei äll dene viele Zopinsbäsle und Vetterle vom Zimmermannsg'schäft im Dorf hot mer immer des g'schickt Mädle vom Schloßgärtner für die Wochebettnerinne g'holt, vor ällem in kritische Situatione, wo's oms Überlebe von dene Kendle ond Müttere gange isch.- Auf der oine Seit wär die Josephine lieber im Dorf bliebe, denn ihr zwoi Johr jüngers Schweschterle Francisca hat se arg möge, aber Ulm, wo a richtigs groß Theater hot, lockt se scho, denn bei der Gräfin hot die Fina öfter Bücher zom Lese kriegt, au amol a Theaterstück vom Lessing: "Minna von Barnhelm." Vielleicht könnt sie dann doch au amol selber Theater spiele? Des war nämlich dem junge Mädle ganz in de Kopf g'stiege. Ond die Wengekasern isch jo net weit weg vo dr Theatergass, da könnt sie dann vielleicht wenigschtens amol vo ihrem Taschegeld richtig ins Theater gange. Die Fina wär gern als ebbes Höhers gebore worde. Sie war ein b'sonders schön's ond g'scheit's Mädle, aber sie hot au g'lernt bei ihrer Mutter, daß mer nie sein Stand vergesse derf ond drom isch es eigentlich der Fina scho klar g'wese, daß sie zum Dienschtbotepersonal g'hört.- Onte, an der Mühle hot d'Fina ihr Schnupfdüechle aus em Sack zoge ond nufg'wonke zum Schloß. Sell hot vor ällem ihrer Franciska golte, aber dui hots Winke net sehe könne, denn die Dienschtbotewohnunge waret auf der andere Seit vom Berg. Die Franciska wär jo selber gern mit, aber sie hot a Stell g'het bei reiche Leut.- Vo Onterkirchberg an ist die Fina wacker ge Wiblinge zu g'loffe. Die Baure hent überall g'hörig g'schaffet, denn bei so oiner Hitz gibts jo meischtens a G'witter am Obe'd. Koin Blick hot des Mädle me in dui groß Kloschterkirch neig'worfe, die jo zum Kirchberg g'hört. Scho em Johr elfhondert hen nämlich dui Grafe Hartmann ond Otto vo Kirchberg des Kloschter g'stiftet.- Vo Wiblinge aus war's wenigschtens schattich, denn a große Allee goht vo do gradaus stadteiwärts Neu-Ulm zue. Viele Wäge send uf der Allee g'fahre. Es scheint Marktdag zu sei, oder aber hent wieder die Flößer abg'lade g'het. Jedefalls hot doch do tatsächlich a Kütschle g'halte ond a ganz feiner Herr mit em Zylinder hot g'frogt, ob die Jungfer net auf de Kutschbock nuffsitze wollt? - Dees isch natürlich a schöne Sach g'wese. Der Kutscher hot sei Gäule zom Galopp no a'triebe! In dem Tempo isch der Josephine aber doch schier duselig worde! Zom Landeplatz an der Donau dät der Herr fahre, no hätt die Jungfer nemme weit zur Wengekasern. - Ond wies do unte an der Donau heut zuegange isch, Flößer ond Schiffskähn, große ond kloine Schiffle, eng beieinander! Ond des G'schroi vo dene viele Wäscherinne! Mr hot sei oiges Wort nemme verstande. Die Fina hot sicherheitshalber glei' guckt bei welchere Gruppe vo Waschweiber sie wohl ihre Windle morge wäsche dät? - Soldate hen do unte au rumg'lungeret. Ob die wohl älle vo dr Wengekasern send? - Aber jetzt hoißts: Dapferle, dapferle, gang Mädle zu deinere nuie Herrschaft! Als die Peterlersdochter endlich über de große Münschterplatz g'loffe isch, hots g'rad viere g'schlage. Sie hot müsse nuff gucke uf dees blotzed Bauwerk! Wer woll au dui Stoiner do älle nuftrage hot? - Es isch doch a schöne Stadt, hot Fina g'rad denkt, wie se vo oinere Zigeunere a'gange worde isch. Beinah hät dui ihr des ganz Bündele fortg'nomme. Aber d'Fina hot mit äller Kraft ihr Hab ond Guet verteidigt. Sie hot dem Weib mit dene a'geblich 17 Kendle schließlich zwoi Kreuzer gebe, suscht hät dui ihr koi Rueh g'lasse. - In die Theatergass' hot d'Josephine jo no gucke wolle, denn an der Donau hot se a groß Schild g'lese: "Heute im Theater die Zauberflöte von Mozart", aber jetzt isch se doch lieber glei' vor lauter Schreck statt en die Wengegass en die Glöcklergass g'laufe ond hot wieder umdrehe müsse, denn do isch koi Kloschter g'wese. A Maa em schwarze Rock, a jongs Weib ond ihr Magd send mit oinere Kindsleich an ihr vorbei, o klois Päckle mit em schwarze Tüechle d'rüber ond Blueme d'rauf, so ganget die Leut mit ihre daude Kendle uf de Friedhof! (A) Isch dees a Jomer! Es wird doch net mei nuie Herrschaft sei? - A Weib hot zu seim Küchefenschter rausguckt ond hot der Fina g'sagt, wo se hi' mueß ond au, daß des der Krämere ihr Kend g'wese wär, des geschtern plötzlich nemme g'schnauft hot. D'Fina war die falsch Richtong g'laufe ond hot au plötzlich g'hört wies g'rufe hot: "Eins, zwei". Soldate send vo dr and're Richtong komme. Dui Richtong hot jetzt die Josephine g'nomme ond scho stand se vor der katholische Kirch ond dem Kloschter. Rechterhand soll dr Oberschtleutnant wohne, hen zwei Soldätle g'sagt, aber gleich dem schöne Mädle fladiere wolle: "Nix do, ganget!" sagt sie. An dr Haustür aber hat doch ihr Herzle nemme so muetig g'schlage. Aber a Herr isch ihre scho entgege komme. Des mueß g'wieß der Regimentsführer selber sei, mit dene schöne Orde? Die Uniform isch schwarz g'w'ese mit em blaue Stehkrage, schöne weiße dicke Bolschter an de Schultere ond g'rad sodde weiße Bendele send an dene aufg'nähte weiße B'sätzeckle ronterg'hangt, wo vorne uf de Bruschtkäschte g'näht waret. Blonde Rollehaar, a klois Näsle, koin Bart, a jongs liebs Buabeg'sichtle (A) hot dr Josefine glei ihr Bündele abg'nomme ond g'sagt: "Grüß Gott, Du bischt bestimmt die Josephine Peterler von Oberkirchberg, wo mir der Rantzau empfohle hot." Josephine antwortet: "Ond Ihr send dr Freiherr von Brunnow, mei neuer Herr? I hab mein Schurz glei obe im Bündele liege ond möcht Ihr Gnädigschte frage, was i schaffe kann?" Die Fina war selber sprachlos, daß ihre vorherige Hemmonge verschwunde waret, wie sie den Mann g'sehe hot. Ond wie lieb die gnädigscht Herrin isch! A sanfts pikants Rokokog'sichtle, isch ihre bloich ond schwer schnaufend entgege komme. Wie der Freiherr, hot au sie blonde Löckle um de ganze Kopf g'het. Ihre lange Haar waret kunschtvoll hochg'steckt hinte. Ang'habt hot sie a schwarz Kloid mit oinere rote Scherpe d'rüber, am Hals a goldens Kollier mit em A'hängerle. So richtig nobel isch dui, hat die Fina denkt. Dapfer hot se ihr Kopfdüechle runterg'nomme ond a Verneigung g'macht. Mer hot jo scho drhoim em Schloß g'lernt, wie mer so oinere Herrschaft entgege goht. - Jo, ond do hinte stoht jo a Wiegle, mit em goldige g'sonde kloine Schreierle! Des hot die Fina doch gleich hochhebe müsse ond dem Mariele a Küssle gebe ond se schonkle. -

Ulm

Die erschte acht Jährle hot die Eva Maria von Brunnow also in Ulm verlebt. Die Wengekasern war in dere Zeit scho arg ronterkomme. Für die Soldätle hots net viel Arbet gebe. Es waret für sie bloß no repräsentative Aufgabe. Wenn dr Brunnow do an die Johr drvor denkt hot, was er do scho älles verlebt hot! Er war bei dr Marie ihrer Geburt jo au scho 45 Johr alt, sei Frau 32. Er hot oft voll Freud' ond Begeischterong vom Napoleo verzähle könne, den er persönlich kennt hot. Dr Napoleo isch jo damols abg'setzt worde ond a paar G'fangene in Russland hot mer vergesse, so au de Brunnow ond sein Diener, an Bauerebub aus Weilheim/Teck, mit dem er au später no verbunde war, dui dort als "französische G'fangene" golte hen. Es isch ihne do net schlecht gange. Dr Brunnow hot nämlich a Liebschaft mit dr Dochter vom Oberscht ang'fange ond sich dadurch Freigang erschliche, bei dem er mit seim Kumpel d'Flucht hot ergreife könne, ond die zwoi hen sich nach Württe'berg durchg'schlage. Dort isch dr Brunnow no glei vom König mit de höchschte Ehre auszeichnet worde. Er isch schnell Major ond Batallionscommandeur beim 7.Infanterie-Regiment worde. - Nach dr Thronbesteigung vom König Wilhelm I. isch aber a durchgehende Änderung vo de Regimenter erfolgt (A). Aus em 7. Regiment isch es Infanterie-Regiment Nr.125 worde. Des hot mit dem 8. Regiment z'samme die 1. Brigade der 1. Divisio gebe ond hot koine ernschte Aufgabe meh g'het. Die Offizier hen au oft nix zu doe g'het ond hen bloß no dene schöne Weiberröck nachguckt. Ond die oifache Soldätle, dene dr Brunnow sich jo meh verbonde g'fühlt hot als seine Vorg'setzte, dui hen Karte g'spielt oder sen bloß no an de Flasche g'hangt. Die Militärlaufbahn, die dem Brunnow eigentlich bloß wege de Gäul so Spass g'macht hot, war ihm jetzt vollens verloidet. Dr Wilhelm war wege dr Staatsverschuldung, die er bei der Thronbesteigung vorg'fonde hot, zwonge, net bloß des Heer zu verkloinere, noi, er hot die Kavallerie ganz abschaffe müsse ond so, obwohl dr Brunnow weiter in seiner Karriereleiter g'stiege isch, hot er sich doch mit 57 Johr pensioniere lasse. Sei Divisio war do scho nemme in Ulm, sondern in Ludwigsburg. Aber acht Jährle hot doch die Josephine bei ihrer Herrschaft in der Näh' vo ihrer Hoimat Oberkirchberg g'lebt. Doch ins Ulmer Theater isch se nie komme ond sie hot au net oft hoim könne, weil oifach ihr Herrin ond die zwoi Kender sie Dag ond Nacht braucht hen.

Doch wenn ihr Franziska oder ihr Vater im Städtle waret, hen die doch immer g'schwind nach ihrer Fina gucke könne ond ihr es Neueschte vom Flecke verzähle. Die Fina war fleißig, aber halt au a b'sonders schön's Mädle mit schwarze Auge. Dees war nadürlich scho g'fährlich, wenn so a Jungfer mit em Wäschkorb oder em Eikaufskorb älle Dag mehrmols hot durch die haufeweis Soldate sich ihren Weg sueche müsse. D'rum hen ihr tatsächlich net bloß die kloine Soldätle, sonderm ebe au die Feldwebel ond Unteroffizier g'hörig de Hof g'macht ond sogar um sie g'worbe. Ihr Pfarrer Storr hot sie net umsonscht g'warnt g'het. Die Frau Oberschtleutnant hot des beobachtet ond ihr Fina no doch amol froge müsse, ob se wohl bald heirate wollt? - "Noi, sait sie, sie moinet, weil mir die Soldate so nachlaufet? Wisset se, die Soldate, die wo von mei'm Schtand send, dene bin i doch geischtig haushoch überlege ond des isch no nie was g'wese, wenn a Weib g'scheiter war wie ihr Maa. Ond die gebildete vo dene Soldate, wo mir jetzt de Hof machet, die moinet's jo gar net ernscht ond lasset mi gleich wieder falle, wenn se a g'scheiter's oder vor ällem a reicher's Mädle finde. Do heirat i lieber doch glei' gar net."

Die Wilhelmine von Brunnow war gleich nach dr Marie ihrer Geburt wieder schwanger ond hot ihrem Mädle a Brüderle mit em Name Otto g'schenkt. Die Josephine hot des Ottole g'liebt ond verkusst, weil ja die Mutter seit dem Wochebett nemme g'sond war, ond so war die Marie nemme die Hauptperson, was ihr net amol u'lieb g'wese isch, denn des Überb'hütetsei' hot ihr gar net g'falle. Aber trotz der Josephine ihrer übergroße Fürsorg isch des Ottole bloß drei Jährle alt worde. Oh, war des furchtbar für älle! Obgleich die Freifrau von Brunnow jo so leidend war, hot se em Johr drauf scho wieder a Kend kriegt. Mer hot dem Mädle in Erinnerung an den Otto de Name Ottilie gebe. Des Mädle hot aber die Josephine dann noch meh' vergöttert. Sie hot koi Müh g'scheut ond hot jetzt die Mutter von dene Kender au pflege müsse. So isch die Fina in ihr Lebensstellung neig'wachse. Die kranke Frau hot aber ihr Dienerin g'schätzt ond so isch die Magd Josephine Peterler die Freundin von der Freifrau g'worde. Die Kender Marie ond Ottilie hen wenig Kontakt mit der kranke Mutter g'habt. Der früher so luschtige von Brunnow war au nemme fröhlich. Seine Gäul hen ihm g'fehlt ond drhoim hot er des leidend Fraule g'het. A ehemalige Kammerjungfer von der, a Frau Bolley, die in Ulm mit em Spezereihändler verheiratet war, hot öfter des Mariele g'hütet ond der hots in dem Lade mit dene viele Schublade, wo mer hot aufmache könne ond au Zibebe raushole, guet g'falle. Die Ottilie war jo noch im Wägele ond hot die Marie do net g'stört. Aber zu lang hot mer des Kend doch au net im Lade lasse könne, weil se emmer wieder a Schublad' ausg'leert hot. - Meischt isch die Fina mit dene zwoi Kender spaziere ond ei'kaufe gange. Gern send se au an die Donau na ond hen Ente g'füttert ond die Flößer zueguckt. - Der viele Nebel in Ulm hot älle zu schaffe g'macht. Die Mutter war so leidend seit dem Tod vom Otto ond hot emmer meh schnaufe müsse wege ihrem Aschthma. Au die dreijährig Marie hot arg de Huschte kriegt ond isch immer blässer ond elender worde. Do hot ihr Vater sie nach Göppinge' zur Erholung brocht. Des Kend hot dort zum erschte mol a Schwarze g'sehe mit zwoi dunkle Kender! Sie wär die Frau von me Direktor Hofmann, der am "Kap der guten Hoffnung" ang'stellt war ond der von dort a Einheimische als sei Frau mit'brocht hat. Des gab's in Göppinge ond überhaupt im Schwabeländle ja sonscht net. Die schwarz Frau war aber zum Mariele so mütterlich ond lieb, daß des Kend glei' Vertraue g'het hot ond die Negerin lieb g'wonne hot in dene Woche. Hier, z'Göppinge hen die große Wälder dem Kend guet dau ond ihre Bäckle hen bald wieder rosig g'schimmert ond au die Huschterei hot schnell aufg'hört. - Obgleich mer sich in Ulm an den Nebel au g'wöhnt hot, war doch dr Brunnow net u'glücklich, wie er g'hört hot, daß sei Divisio nach Stuegert in die nui Kasern verlegt werde soll. So isch die Familie von Brunnow, als die Marie etwa acht Johr alt war in oiner große Reisekutsch, die schwer bepackt war, nach Stuegert na g'fahre. Es war a lange ond beschwerliche Reis. In Göppinge hot mer Mittag g'macht, denn nach der Geislinger Steig hen die Gäul au Fuetter ond Rueh braucht.

Die Mutter und Onkel Dillen

Dr Marie ihr Mutter, die Friederike Wilhelmine geb.von Oetinger, stammt jo aus dem berühmte württemberger G'schlecht der von Oetinger. Sie war die Dochter vom Obristleutnant Friedrich Heinrich Erdmann Alexander von Oetinger aus Archshofen bei Creglingen (A), der sich jo in Ellwangen hot verschieße müsse, weil sei Mutter ihm als Erbschaft bloß Schulde vermacht hot. Des streng Verbot vom König gege Schuldenmache, des er jo au als Minischter hot unterschreibe müsse, hot ihn drzue zwonge. Die Wilhelmine von Brunnow war au die Nichte vom große Graf Karl Ludwig von Dillen, dem Nachfolger vom Graf Zeppelin beim König Friedrich vo Württemberg. Sie war z'erscht verlobt mit em Graf Moltke (A), den se aber net hot heirate dürfe, weil der leichtlebig g'wese wär. Als no dr von Brunnow om ihr Hand ag'halte hot, der g'sicherte Verhältnis g'het hot, bei dem hot dr Onkel no nix gege a Heirat g'het. Die Ehe war net amol u'glücklich. Während ihrer schwere Kranket hen se ihr Maa, die Fina ond ihr Mädle Marie rührend pflegt. Zum Asthma isch no die Zuckerharnruhr komme, wo mer damols trotz großem Durscht vom Dokter aus nix hot trinke dürfe ond des war grausam. Die Wilhelmine von Brunnow isch aber au no bloß achtevierzig Jährle alt worde. Ond au ihr, die in dr engschte Umgebong vom württembergische Hof g'leabt hot, hätt sicher die spätere politisch Entwicklung vo dere oinzige am Lebe bliebene Dochter vo ihre sechs Kender g'falle. Die Marie, die den Onkel Dillen in Dätzingen als Kend so arg möge hot ond immer gern mit ihrer Mutter in de Ferie dort g'wese isch, hot jo erscht viel später von ihrem Hauslehrer Barth erfahre, daß der große Graf a Fluech fürs Land g'wese isch.

Des hätt sie von ihrem Onkel, der so gut Geig g'spielt hot, der sie g'malt hot ond der mit ihr so vergnügt war, net denkt! Dem sei Frau wär' a große dicke Bayrin g'wese. Sie war bloß a paar Jährle jünger wie die Marie von Brunnow, dene ihre Kender aber etliche Jährle jünger. Die Marie hot in ihr späters Tagebuch g'schriebe:".. Dieses Dätzingen war immer das El Dorado meiner Kindheit gewesen... Meine Mutter, sie ruderte täglich dort im Nachen auf dem See, wo auch viele Schwäne waren... Er, Dillen, studierte einst Medizin in Tübingen. Ich habe seinen Namen in einem alten Studentenverzeichnis in Tübingen gelesen, das Euer Vater in Tübingen in der Bibliothek vorgefunden hat. Er fiel dem König durch seine schöne Gestalt auf, daß er ihn von dort wegholte, in seinen Marstall nach Ludwigsburg schleppte, ihn die Militärlaufbahn bis zum General in Eile machen ließ und bald wurde Dillen Staatsminister, der Erste im Land nach dem König...Der König schenkte ihm die Schlößer Dätzingen (A) und das Gut Rübgarten bei Tübingen. Auch zum Johanniter - Ritter wurde er ernannt..."

Nachdem dr König Friedrich g'storbe war, hot dr Dillen sein Abschied eingebe ond dr nui König Wilhelm I hot ihm, obgleich er ihn net möge hot, doch sei Pensio' auszahlt. So isch dem Graf net schlecht gange. Die Baure hen ihn au möge, weil er freigebig ond leutselig g'wese wär. Jetzt hot er doch no könne seim alte Berufswunsch nachgange, er hot für sich wieder Medizin studiert ond dann seine Baure em Dorf kuriert. Zur kranke Wilhelmine von Brunnow häb er b'sonders guets Verhältnis g'habt. Die isch jo dann au z'Dätzinge g'storbe ond dort vergrabe worde.

A Halbschwester vom Graf Dillen, a verwithwete Pfarrer Hopfenstock, dr Marie ihr Tantele, hot a Zeitlang in Ulm beis Brunnows g'wohnt. Sie isch später uf Cannstatt na zoge ond hot die Marie als Kend net wenig verzoge. Als die Marie amol a Woch bei ihr zu B'suech g'wese isch, hot des Tantele älles g'macht was die Marie wolle hot. Die hot Hemd, Hos ond de Unterrock nemme anzoge ond isch bloß mit em Röckle barfüßig rumg'laufe, so daß dr Marie ihr Mutter ond au die Josephine entsetzt waret, wie se ihr Kend wieder abg'holt hen! Die Marie hot sich dann doch wieder g'fügt ond in die unbequeme Kloider bende lasse bis ihr Mutter g'storbe isch. Aber später, als Revolutionäre, die des "von" aus ihrem Name g'striche hot, isch se in Baurekloider rumg'laufe, die halt viel bequemer waret.

Stuegert und Ludwigsburg

Als Brunnows nach Stuegert zoge sen, die Marie war jetzt acht Johr alt, isch se zum erschte mal in a Schuel komme ond zwar ins Kathrinestift. Die Leitere war a Frl. von Bär aus Obereßlinge. In der Schuel im Religionsonterricht hot des Mädle die Glaubensartikel zom erschte mol g'hört. Daß sie nix von dene g'wußt hot, wo se sonscht doch so belese war, des isch ihre Kameradinne komisch vorkomme, denn die waret jo älle fromme Mädle, die vo' drheim aus Sprüch ond Lieder könne hen. Also hen die Klasse'kameradinne sich des Heidekend vorknöpft ond hen die Marie mit G'walt zum Glaube bringe wolle.Aber des isch bei der net gange. Sie hot sich arg derwege aufg'regt ond zu dene Mädle g'sagt: "Wenns an Jesus gibt, no soll er mir doch a Zeiche schicke. Er hot doch früher au Wunder doe." Nachts hot aber des Mariele ganz aufg'regt auf des Zeiche g'wartet, aber es isch koin's komme. Als Kind isch se jo nach em Tot von dr Mutter scho in Nöt komme, weil die Mutter vor ihrem Sterbe g'sagt hat: "Wenn's a Auferstehung gibt, dann erschein ich dir". Die Marie hot jede Nacht g'wartet, aber die Mutter isch ihr net erschiene. Wie soll se do jetzt glaube?

Die Frl. von Bär hot au immer wieder en Reiseprediger mit Name Gustav Werner vo Reutlinge in der Schuel rede lasse, der hot die Mädle au bekehre wolle. Er hot sonscht in Eßlinge in der Bäreburg seine Stunde gebe; in die Schuel hätt er net dürfe. Die Frl. von Bär isch deshalb als Schulleitere vom Kathrinestift abg'setzt worde, aber au die Marie von Brunnow war net lang im Kathrine'stift, denn der Oberscht von Brunnow isch scho nach em halbe Johr vo Stuegert nach Ludwigsburg versetzt worde, sodaß die Religionsproblem von dr Marie sich vo selber g'löst hen. In Ludwigsburg hen die Mädle Marie ond Ottilie wieder ihr oigene Gouvernante kriegt, eine Mlle Fation aus der Schweiz. G'wohnt hen Brunnows in Ludwigsburg nebe dem G'fängnis, wo die Marie so Mitleid mit dene arme G'fangene g'het hot. Z'erscht hot des Kend Obscht von de Bäum g'holt ond dene G'fangene Äpfel nufg'schmisse. Die hen dene Sträfling g'schmeckt ond so hen se immer no meh bettelt. Die Marie hot ihrem Vater seine gute Wei'flasche aus em Keller g'holt, aus der Speiskammer Kuche ond Würscht und was älles so do war. Sie hot die Sache an die Fäde bonde, wo die G'fangene runterg'lasse hen ond des hot ihr Spaß g'macht. Dr Vater, der des wohl g'merkt hot, hot se mache lasse ond net g'scholte. Sonntags sen ihre Eltern mit ihr in Ludwigsburg auf de Friedhof, wo auf em Grab vo dr Großmutter a b'sonders schöner Grabstoi war, den der König Friedrich hot mache lasse.

Eßlinge

August 1838 - November 1851

"Wo Asphasia durch Myrthen wallte
und der brüderlichen Freunde Ruf,
die durch die lärmende Agora schallte,
wo ein Plato Paradiese schuf."

Friedrich Hölderlin

In Ludwigsburg hen Brunnows au net lang g'wohnt, weil der Brunnow, inzwische war er Oberscht, sich bald hot pensioniere lasse. So sen se uf Eßlinge zoge, wo dr Brunnow sich a schön's Anwese kauft hot. Es war a ländliche Idylle dort. Die Kender hen spiele könne in dene Gärte. Es isch a Paradies g'wese! Ond die krank Muetter ond au der Vater hen dene Mädle nix verwehrt. Dui hen älles mache könne, ond drum isch die Marie so ganz anders worde wie andre Mädle damols. Mit ihrem starke Wille hot sie sich durchsetze könne. Zum Lerne hot mer se sowieso nie zwinge müsse, mit and're Kender spiele hot se net möge, hot dene ihre Spielsache g'schenkt ond isch oft oifach verschwunde mit em Buech. Ihr Schweschter Ottilie, dui isch ganz anders g'wese. Sie war jo au fünf Jahr jünger, wie die Marie. Älle Dierle hot die Marie möge ond hot g'heult, wenn se g'sehe hot wie ois g'schlachtet worde isch. Saugrob sen die Baure in ihre Auge mit dene Viecher umgange, aber als Kend hot sie scho dene Kälble ihre traurige Auge g'sehe. Sie hot d'rum au koi Fleisch g'esse ond isch Vegetariere worde. - Au Hausdierle hen von Brunnows g'het: a Gois, an Feldhas, an Krabb ond au a Elschter.-

In Esslinge hen die Mädle wieder a oigene Gouvernante kriegt, die Caroline Sauter, bei dere hot die Marie aber nix g'lernt, weil die bloß die Kerle flattiert hot. Der Onkel Dillen hot sich des Mädle no bald g'schnappt ond hot se zum Theater g'lasse. Aber nach dere isch dr luschtige Lehrer Fritz komme, der so guet hot male könne, daß er dene Mädle de ganze G'schichtsstoff aufg'malt hätt. Die Marie hot den aber um de Finger wickle könne, und so hot se bei ihm immer bloß die Schuelstunde kriegt, die sie wolle hot. Der Fritz isch am Herzschlag g'schwind g'storbe. No isch vo Frankfurt die Friedericke de Baisy komme. Dui isch gleich streng mit dr Marie g'wese, bei der hot sie Angscht kriegt, daß ihr Freiheit verlore goht. Aber bald hot se doch g'merkt, daß die's guet mit ihr moint. Von do ab hot die Marie mit dr Mlle de Baisy gern g'lernt. Am Nachmittag isch no a prima Provisor aus Deizisau komme, bei dem hot sie Geographie, Rechne ond G'schichte g'het. Au viele Gedichter hot se bei ihm auswendig g'lernt ond hot mit ihm Walter Scott ond de la Motte Fouqués g'lese; mit dem Lehrer Barth, der au no komme isch, die Ilias vom Homer. Aber Zeit zom Spiele hot se doch no g'het. Im Keller hot se Ritterles g'spielt ond dabei de Hölderlin zitiert: "Wo Asphasia durch Myrthen wallte und der brüderlichen Freunde Ruf, die durch die lärmende Agora schallte, wo ein Plato Paradiese schuf." Mit dr Mutter hot se de Schiller g'lese und Tasso Petrarka: "Das himmlische Jerusalem". Mit der Klavierstond, des isch für die Marie nix g'wese vor lauter Lese. Sie hot au wolle jetzt selber Drame schreibe, statt Klavier zu übe. No hot mer des g'lasse. Der Marie ihre Eltern hen für älle Arme des ganze Johr Weihnachtsg'schenkle g'macht, dr Vater hot Heftle bunde ond Federröhrle drechselt ond die Mutter hot Schürzle g'näht oder Handschuh, Socke, Pulswärmer ond Winterhäuble g'strickt ond Puppe g'macht. Vor Weihnachte hot no die Fina noch ganze Körb voll Siruplebkueche backe müsse ond no hot mer älle arme Kender ei'g'lade ond beschert. Des isch a Freud g'wese. Beim Puppe mache hot die Marie am Abend au gern g'holfe, aber die viele Strickerei hot se bloß ihrer Mutter z'lieb mitg'macht. - Ihr Vater, der hot au gern bei kranke Leut em Dorf dokteret ond die Fina hot Krankesüpple kocht. Do hot dr Vater de Kranke ihre Wonde mit seim Balsam aus Wolleblume oder mit Arnika g'heilt. Die Marie hot do scho g'sehe, wie schö helfe isch. Anfang Juli hot die Ottilie a ganz arge Halsentzündung kriegt, do hen au em Vater seine guete Mittele nix meh g'holfe. Es Fieber isch immer weiter nuf ond dr Huschte isch ganz furchtbar worde, daß des Kend schier verstickt isch. Die Josephine ond au die krank Mutter sen abwechselnd bei dem Kend g'sesse ond hen bloß a Schüssele hing'hobe, daß es die viele dicke Eiterbolle aushuschte hot könne, aber die 11jährig Ottilie hot vor Schmerze g'heult. Au der Oberamtsarzt Steudel, den mer g'holt hot, hot koin Rat meh g'wußt ond erscht, wie es scho zu spät war g'merkt, daß des der Lunge'brand isch. Mer soll halt dem Kend immer wieder Wickel mache ond es fescht massiere, hat er g'moint. Aber do hot die Ottilie no meh g'heult ond schier koi Luft meh kriegt. So isch es zwoi Woche lang gange. Des Kendle war immer elender. Wie die Mutter oimal nachts g'moint hat, daß die Ottilie schloft, da hat sich die aufbäumt, sie war ganz blau im G'sicht ond isch no tot in ihre Kisse zurückg'falle. Jetzt waret vo dr Wilhelmine von Brunnow ihre sechs Kender fünf tot! Des war furchtbar für älle, vor ällem aber für die Josephine ond die Mutter. Dr Vater hot sich bald könne bei seiner Baschtelei mit em Graf Alexander ablenke ond hot sei oinzigs Mädle, die Marie oft mit nach Serach naufg'nomme. Die Marie isch au zu ihre Freundinne gange ond hot mit dene griechische Tragödie g'lese. Aber die Mutter hot an die Josephine hing'jammert: "Jetzt bin i die nächscht, die mer uf de Friedhof trage wird!" Ond die Fina hot mit g'heult. Die Witwe Luise Henriette von Dillen war von Dätzinge rüberkomme ond hot vorg'schlage, daß Brunnows mit ihrem Mariele zu ihr a Zeitlang kämet. Die Dätzinger guet Luft ond au ihr Verwandtschaft dort hen dem asthmakranke Fraule immer guet doe. So sen se mit dr Kutsch bald nauf nach Dätzinge g'fahre. Do hot mer de Schwarzwald scho rieche könne. Die Türm von der freie Reichsstadt Weil der Stadt hen rüberguckt ond mer hot weit ins Land gucke könne. Im große Schloßpark isch die Marie auf em Moosbode g'lege ond hot g'lese. Die Mutter hot sich auf dem See rumrudere lasse ond die guet Waldluft eing'atmet. Die Dätzinger Köchin häb guet kocht. Es hot bald wieder älle g'schmeckt. Aber trotzdem hot sich jetzt dr Marie ihr Mutter nemme erhole könne. Dr Doktor hot g'sagt, die Zuckerharnruhr wär vor ällem schuld d'ran. Sie dürft jo net viel trinke, sonst ging dr Zucker immer no weiter nuf. Jetzt hot die Marie aber uf ihr Mutter ufpasst ond der emmer wieder de Becher wegg'nomme, so arg die Mutter au g'jammert hot wege dem Durscht. Die Köchin hot extra die guete Schmalzküchle für sie backe, die dem Bäsle immer so guet g'schmeckt hen. Es war inzwische der 2. September im Jahr 1842. Koine zwoi Stond nach dem guete Esse isch die Wilhelmine von Brunnow ohnmächtig worde ond nemme aufg'wacht. Die Marie isch die ganz Nacht bei der Bewußtlose g'sesse, vor ällem au, weil die Mutter ihr vorher prophezeit hot, daß die Marie doch weglaufe tät, wenn sie zum Sterbe käm, denn obgleich se jetzt scho sechzehn Johr alt war, hot se vor de Tote immer noch furchtbar Angscht g'het. Die Mutter isch von der Ohnmacht nemme aufg'wacht ond gege Morge im Dätzinger Schloß g'storbe. Die Marie hot ihren ganze Muet z'samme'g'nomme ond isch nemme von der Tote fort. Sie hot die tot Mutter g'wäsche ond a'zoge ond isch bis zur Beerdigung bei der tote Mutter sitzebliebe, trotz ihrer arge Angscht, die sie g'habt hot. Sie hot jo au g'wartet, daß ihr die tot Mutter jetzt a Zeiche gibt, aber es isch nix derartigs passiert. Ob's a Weiterlebe gibt nach em Tot? Des isch dr Marie a Rätsel bliebe.

So hot mer auf em Dätzinger Friedhöfle, net amol zwoi Monat nach der Ottilie ihrem Tod, die Mutter vergrabe. So hot die Josephine, die jo in Eßlinge beibe hot müsse, ihr geliebte Herrin nemme g'sehe. Die Reisekutsch isch mit oiner schwarze Fahn ond dem Huet von der Mutter d'rauf in Obereßlinge am Tag nach der Leich eing'fahre. Die Fina isch jeden Tag uf de Eßlinger Friedhof gange ans Grab von der Ottilie ond jetzt hot se dort gleich um zwoi Persone traure müsse. Bloß 49 Johr alt isch die Wilhelmine von Brunnow worde.

Esslinger Freundschaften

"Wir lieben die Weiber, wir lieben den Wein,
Doch ritterlich nur und in Ehren.
Das höchste dürfen sie nimmer uns sein;
Sie dürfen den Geist nicht gefähren."

Alexander von Württemberg

Ihre Freundschafte in Eßlinge, dui hot die Marie sich scho aussueche könne. Des waret die Marie ond Carl Rommel, der a'geblich so verknallt in des Mädle g'wese sei soll, daß er sich aus Liebeskummer schier ombrocht hot. Des hot sie aber bloß g'lächert, denn den Carle hätt sie nie g'nomme weil der doch bloß Kaufmann g'wese isch! Beim Rektor Pfaff seiner Charlotte isch sie am meischte g'wese ond mit der ond andre Freundinne ond Freund, send die viel nach Unterboihingen nuf.- B'suech isch au oft komme, vor ällem jo der Graf Alexander, der jo mit ihrem Vater so viel baschtelt hot ond au so a wilder Reiter g'wese isch. In den war die Marie scho a bissle verliebt ond er hot se au oft mit nuf g'nomme in sei Seracher Schlößle. Wie der so jong in Wildbad g'storbe isch ond d'Eßlinger Kirch schwarzverhängt war, vergrabe isch er in Stuegert worde, do hot des Frl. von Brunnow de erschte richtige Liebeskommer g'het. Ihr Vater hot sie tröschte müsse. Er hot seim Mädle dem Alexander sei Bild ond seine Gedicht in ihr Stub g'stellt.

Immer wieder war au die Schweschter vom Großvater, die Witwe von Seybothen do mit ihrem Mädle. Der ihr Enkel wär später no oft nach Diebinge zus Kurze komme, von Beulwitz hot der g'hoiße, der wär aber ziemlich verkomme g'wese. Verwandte ond Bekannte send emmer do g'wese. Au vo oiner Fürschtin Hohenlohe schreibt se, die Tochter vom Herzog Heinrich vo Württeberg. Es waret in Eßlinge au viele Familie'freundschafte, die z'samme g'halte hen, au in schlechte Zeite. Sie verzählt von oinere Familie Minischter von Miller dort, vo der Witwe von Rantzau ond ausführlichscht vo dr Frau von Rieger mit ihrem spinnete Maa, dem sog'nannte "Absatzbaro", der wo älleweil gucket hot, ob koi Geldschei an seim Absatz hange bliebe isch. Sell isch a luschtigs G'schichtle. Dui Frau isch übrigens a ganzer Naturaposchtel g'wese, die in Stuegert in äller himmelsfrüh am Bopserbrünnele (A) ihr Wasser tronke hot. Von Esslinge aus isch se no älle Morge uf Zell hintere, do häbs au a Brünnele gebe mit Heilkräft (A). Sell verzählet die alte Weiber heut no dort. Am Ortsaugang Richtong Obereßlinge, dr "Holbrunne" (A), der mueß a guets   Wässerle für de Mage g'habt habe. Jedefalls isch deshalb dui Frau au 92 Johr alt worde. Damals isch se au arm g'wese, aber sie hot im Alter a schöne Erbschaft g'macht ond der Marie ond ihre Leut oft arg g'holfe.- Im Ulmer Archiv fendet mer die Name: von Rieger, von Rantzau ond au an Moriz von Miller, der bei dr Infanterie Generalleutnant g'wese isch. Ob die wohl älle dem Brunnow nach Eßlinge g'folgt send? - No waret do noch die drei Schweschtere Luise, Franziska ond Sophie von Bär, bei dene der Guschtav Werner vo Reutlinge älleweil en der "Bäreburg" sei Stond g'halte hat. Die Sophie war blöd, d'Franziska aber a fromme Pietischte ond die g'scheit Luis, dui war jo die Vorstehere vom Kathrinestift in Stuegert, die wo abg'setzt worde isch wege dem Reiseprediger Werner, den se in d' Schul mitg'nomme hot, daß er do au hot seine Stonde halte könne, was verbote war. -

Die interessantescht G'stalt vo Obereßlinge soll aber die Tante Bertha Pfaff g'wese sei. Dere ihr G'schichtle mueß mer höre. Die Marie hots rückblickend so schö g'schriebe:

"Tante Bertha

Die Allerweltstante, (nicht wie ich, de Studentenmama und jetzt die Allerweltsnonna geworden) war die Hilfe aller Notleidenden, der Trost aller Klagenden, ein Feuerbrand gegen alle Tyrannen, eine flatternde Fahne der Revolution. Sie machte sich zur Agentin von allen Häuptern der Bewegung in Württemberg, sie verstand es geschickt die demokratischen Wahlzettel in den Bezirken anzubringen. In ihrem Kopf baute sie die erhabensten Verfassungen von Freiheit und Wählerglück auf.

Daneben vernachlässigte sie aber ihren kleinen Kramladen nicht. Jedem Bauern, der sich eine Zigarre holte, legte sie seine Bürgerpflicht freisinnig zu wählen und den "Beobachter" zu lesen, ans Herz. Jedem Nothleidenden theilte sie etwas mit. Sie selbst lebte aufs Sparsamste und gönnte sich absolut nichts. Sie hatte die Gewohnheit jede Steck-, Näh-, und Haarnadel aufzuheben, und wenn ein Häuflein beisammen war, zu sortieren und zu polieren und wieder zu verkaufen. Desgleichen machte sie es mit jedem Fadenstümpchen, das anderen am Kleid hängen blieb, oder auf dem Boden lag. Damit nähte sie ihren Bedarf. Wenn man sie so aufklauben sah, hätte man sie für die geizigste Person halten können, und doch war sie das Gegentheil. Lud man sie zu Gaste, so aß sie fast nichts und mußte immer wieder etwas zur Seite zu legen, nahm nie Zucker und wählte immer das Schlechteste und Kleinste von dem was ihr angeboten wurde. Ihre sonderbarste Eigenschaft aber war, daß sie bei jeder Beerdigung, bei ganz Unbekannten in tiefe Trauer gehüllt, hintendrein ging und Blumen ins Grab warf. Auch die politischen Feinde betrauerte sie so. Bei ihr hieß es: "Sei er heilig oder böse, bejammert wird der Unglücksmann." Sie war nicht ganz ohne Mittel und ihren Kramladen hielt sie nur, um eine Gelegenheit zu haben zu "wühlen", als des Gaudiums halber. Hatte sie wichtige politische Geschäfte in Stuttgart, so übergab sie ihn einer ihrer Nichten. War in irgend einer befreundeten Familie eine Krankheit, so erschien sie als Krankenwärterin, gabs einen Umzug, so mußte sie helfen, wie sie denn auch mit uns nach Kirchheim zog und bei der Übersiedlung nach Tübingen wieder erschien.

Dabei fand sie immer noch Zeit zum Lesen; sie beschäftigte sich auch viel mit Geschichte. Einst traf ich sie die hellen Thränen über ihren Strickstrumpf vergießend: "Was gibts denn, arme Tante Bertha, was hast Du?" frug ich sie.- Nein, es ist zu scheußlich, könnt ich doch diesem elenden Pack an den Kragen. - "Wem denn, Tante Bertha?"- "Ach, diesem miserablen Nachbarn, der einen so edlen Menschen wie Sokrates unschuldig zum Thode verurtheilte, ich kanns nicht hinunter bringen."- Alle Trostgründe sollten nicht anschlagen, bis ich ihr die Märthyrer unserer Revolution, die Gemordeten von Rastatt durch preußische Soldaten vorhielt, dann warf sie ihre Wuth auf diese, und da that ich mit. Ceterum censeo brussiam esse delendam. (Übrigens bin ich der Meinung, daß Preussen vernichtet werden muß.) Ach, wenn dieses Pfauische Diktum wahr geworden wäre. Es wurde das Gegentheil. Sie wurde alt, sehr alt, die gute Bertha und ruht jetzt längst auf dem kleinen Friedhof von Obereßlingen, der auch meines Vaters und meiner Schwester Gebeine beherbergt."

De Grabstoi vo dr Familie Rommel sieht mer heut no in Obereßlinge, die andere Gräber send leider nemme do. -

Älle die Familie hen freundschaftlich z'sammeg'halte. Au die Josephine Peterler hot mer net wie a Dienschtmagd, sondern ebe als Freundin und Vertraute ang'sehe ond respektiert. Sie war jo jetzt au die Ersatzmutter im Brunnowsche Haus.

Unterboihingen

"Den deuschen Frauen danket!
Sie haben uns der Götterbilder freundlichen Geist bewahrt.
Und täglich sühnt der holde klare Friede das böse Gewirre wieder."

Fr. Hölderlin

Wie a roter Feuerball isch d'Sonn henterm Park vom Boihinger (A) Schlößle nag'stiege. Die Gäul im Park hen no die letzte guete Kräutle g'suecht. Am Fenschter obe im Schloß hen zwoi junge Mädle des Naturschauspiel betracht ond dr'bei im Goischt philosophiert. "Jetzt mueß i aber sprenge", hot uf oimal die Kloi' mit dene knitze Äugle g'rufe. Sie hot ihrer Namensschweschter Marie no a Küssle uf de Backe druckt, hot ihre Büacher g'schnappt, onter de Arm druckt ond isch über die Wiese na g'saut dem Neckar zue. Sie hot jo ihrem Vater versproche g'het nemme alloi bei Nacht die drei Stund durch de Wald nach Obereßlinge zu laufe. Oft isch jo ihr Freundin "Aspasia" (des war die Charlotte Pfaff) mit ihr g'laufe, aber dui hot heut Klavierstond g'het ond war net mit in Boihinge. Mit dere z'samme hot se viel g'lese; über dem Hölderlin sein Hyperion sen se zur griechische Klassik komme. Dr Charlotte ihr Vater war a berühmter G'lehrter in Eßlinge, au a Freund vom Alexander. Der hot au des berühmte Buech:" Geschichte der freien Reichsstadt Esslingen" rausgebe (A).

Es war doch heut wieder a wonderschöner ond luschtiger Mittag! S'Windmühleglas hot seine Runde g'macht ond sie hen drbei de Heine deklamiert: "Schlaflose Nacht, du bist allein die Zeit der ungestörten Einsamkeit! Denn seine Herde treibt der laute Tag in unsern grünenden Gedankenhag, die schönsten Blüten werden abgefressen, zertreten oft im Keime und vergessen..."usw. Älle hen in der Zeit den Dichter vergöttert. - Heut waret au dr Marie ihr Geliebter, a Freund vom Hecker do ond der jong Baro Alfred Thum vo Neuburg. Sogar der Graf Alexander isch vo seim Serach rüberg'ritte komme, aber der war nemme wie früher. Er hot wieder so arg über Kopfweh klagt, hot net mitg'lacht wie früher, er hot meischtens bloß so vor sich hin g'stiert ond sei Hinkerei des hot dene Mädle au net g'falle. Die Marie hot sich sogar Sorge g'macht ond denkt: Der machts g'wieß nemme lang. Sie hot g'rad sei Gedichtbändle "Gegen den Strom" g'lese g'het ond sich g'ärgert über dem Lenau sei Kritik. De Graf Alexander hot die Frl. Brunnow scho arg möge ond er sie au. - Jetzt hot se aber wieder an den schöne Mittag denkt ond wie se älle so begeischtert vom Hecker ond vo dene Freischärlervorhabe g'schwärmt hen! Sie war no voller Begeischterung. Die Marie Brunnow, eigentlich hot se jo "von Brunnow" g'hoiße, aber sie wollt nemme adlig sei, denn sie war jetzt mit Leib ond Seel a Republikanere. Sie hot g'schwärmt für die Männer wie de Hecker, de Herwegh, de Freiliggrath ond trotz ällem au für de Lenau ond no viele and're Kämpfer. - Des Schloßfräulein, die jong Baronin Marie Thum vo Neuburg hot ihrer Freundin no a Weile nachguckt ond überlegt, wie mer der des wohl beibringe könnt, daß dui sich a'ständig a'zieht. Des isch net "standesgemäß", wie die rumlauft mit dem rote ausg'rissene Rock ond dem o'a'ständige Blüsle, wo mer de Buse sieht! Meischtens hot se sogar Baurekloider aa. - Daß der die Herre trotzdem älle flattiere? Wahrscheinlich wege ihrer Begeischterungsfähigkeit, ihrem lebhafte Temp'rament ond ihrem überdurchschnittliche Wisse, des hot wohl älle an dem Fräulein so g'falle. Au ihr Bruder, der Alfred hot jo der Marie Brunnow g'hörig de Hof g'macht. Heut hot er se sogar uf oim von seine wilde Gäul em Hof rumreite lasse, aber sie isch im hohe Boge ragfloge. Des mueß weh doe han, aber sie hot bloß ganz kurz ihr G'sicht verzoge ond no glei wieder g'lacht. Trotz ihrer schlechte Garderob hätt au die alt Baronin Thum vo Neuburg die Marie vo Brunnow net u'gern als Schwiegerdochter g'sehe.

Jetzt isch se scho am Neckar onte, zieht ihre Schuh' aus, hebt de Rock hoch ond lauft dapfer durchs Wasser, Köngen zue. Es war jo erscht März ond des Wasser kalt, aber des hot die Marie so wenig g'stört wie früher de Uhland in Diebenge. Der hot ja sogar im Wenter als alter Herr no im Necker badet. An Köngen isch se vorbei g'loffe durch de Wald nach Denkedorf. Die Abend waret jo jetzt scho wieder länger, daß se de Fueßweg mit dem viele Wurzelzeug no ung'fähr g'sehe hot. Vor dene Dagdieb, die sich in dene Wälder romtriebe hen, hot sie koi Angscht g'het. Sie hot ja emmer im Sack als Waffe a Schnupftabaksdose mit sich trage, aber die hot se nie braucht. Der kürzescht Weg vo Eßlinge nach Boihinge waret drei Stond bloß durch de dichte Wald, aber weil's so donkel war, hot se heut lieber de Omweg über Denke'dorf g'nomme. In de Häuser hot do scho Licht brennt. Die Marie hot müsse naufgucke zu dene Kloschtermaure, wo die arme Zögling jetzt wohl beim Abendgebet in der Kirch send. Vo ihrem verehrte Hölderlin hot die Marie g'wußt, wie arg manche Seminarischte onter der strenge Zucht dort g'litte hen. So schö wie des Kloschter au vo do unte aussieht, die arme Buebe hen ihre in d'Seel leid doe. - Die Stroße sen jo am Abend sonscht leer, aber heut isch ihr a ganzer Haufe vo jonge Mädle de Kloschterbuckel ronter entgege komme, die hen g'lacht ond g'schwätzt. Sie kämet vo der Kirch, hätte g'rad no Girlande hochbonde, nachdem sie die ganz Woch' dort hen Großputz mache müsse. Es waret Konfirmandinne. Jetzt hen se überlegt, was sie wohl zur Konfirmatio g'schenkt kriege däte ond was für a guets Esse es wohl an dem Dag gebe könnt? Die arme Bauremädle, die jo des vornehm Lebe bloß vom Verzähle her kennt hen ond sicher au net lang in der Schuel waret, Hauptsach se hen lese ond schreibe könne, meh war domols jo au net nötig, hen sicher im Konfirmandeonterricht de ganze Katechismus vom Luther auswendig lerne müsse ond drzue no an Haufe Lieder. Voll Schrecke isch dr Marie jetzt wieder ihr Konfimatio vor fünf Johr in Stuegert vor Auge g'stande, was sie do für Seelequale ausg'stande hot. Sie hot denkt damols, daß se en Meineid begange ond do damit die Gottheit beleidigt häb. An dem Dag hot se vor em Altar g'schwore, daß, wenn sie amol Kender kriege dät, sie die niemols in a sodde Lag brenge wurd. Sie hot vor dr Konfirmatio de "Messias" vom Klopstock g'rad g'lese g'het ond hot sich vor ällem in den schöne g'fallene Engel verliebt, aber wenig Sympathie für de Messias ond sei Gebärere fasse könne. Sie hot den Schwur g'halte bei Kender ond Kendeskendern, aber die Zeit isch au a andre worde. Mer hot die Kender nemme zwonge ond es hot koi Mardirium meh braucht um ehrlich gege sich ond gege d'Welt zu sei. - In seller Zeit in Eßlinge hot die Marie sogar die Konfessio g'wechselt. Sie isch dr neugegründete "Deutschkatholische Nationalkirch" (A) beitrete. Viele Demokrate wie dr Struve, dr Fisckler ond dr Blum hen sich zu der Kirch jetzt bekennt, die sich gege die Benachteiligong vo der Fraue, geges Zölibat, gege die lateinisch Mess, gege die Ohre'beicht ond gege de Heiligekult ausg'sproche hot. Dr Vatter hot A'stand g'nomme, daß sie die Konfessio g'wechselt hot. Ihre beide Eltern waret jo net kirchlich, aber sie hen die Bibel ond au "Das Leben Jesu" vom Strauß nebe ihrem Bett liege g'het. Die Mutter häb koi Atom vo me Christentum g'het, statt Religio häb se als Kend Astronomievorlesonge kriegt, weil dr Lehrer Kantjaner g'wese isch, aber die Marie moint a Chrischtin war ihr Mutter trotzdem ond sie häb au an d' U'sterblichkeit glaubt. Die Mutter ond ihr Dochter hen jo vor dr Mutter ihrem Tot tiefe religiöse G'spräch g'führt.

Vo Denke'dorf isch's no oimol kurz durch de Wald gange, es war inzwische scho Nacht, d'Fledermäus sen durch die Bäum g'schwirrt ond mer hot s' Käutzle rufe höre. Jetzt wars dr Marie sogar a bissle u'heimlich ond sie isch froh g'wese, wie se obe wieder übers freie Feld, im Mondschei ond bei me klare Sternehemmel hot laufe könne. Über ihre isch der "Denep im Schwan" ond drübe dr "große Wage" g'stande, viermal die Hinterräder von dem verlängert, hot se g'wußt, des isch der Polarstern. Des schö' Lied vom Matthias Claudius isch ihre do eig'falle: "Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn." Warum bloß woiß mer so wenig vo dem große Weltall, hot die Marie überlegt? Sie mueß no viel lese ond studiere au in der Richtong. Ihr Vater hot jo wenig Büecher g'het, aber vo ihre Lehrer ond vom Rektor Pfaff hot se emmer viel Lesestoff kriege könne. Sie hot au net so viel Schlof braucht wie andre Mädle ond hot mit ihre guete Auge au im Mondschei oder mit re Kerz lese könne. - Spät isch se heut hoimkomme. "Wo bisch Du no so lang g'wese? Der Carl Rommel hot nach Dir g'frogt ond Dei Vater ond i, mir hen uns scho solche Sorge g'macht," war der Josephine ihr Begrüßung? - "Oh Fina, lieber Vater, ihr hättet heut mit in Oberboihinge sei solle! Mir hen Schillers ond Heines Verse deklamiert, der Alfred war au do. Er hot vom Johannes Scherr, den von Hoherechberg a Denkschrift mitbrocht ond ons d'raus vorg'lese. Oh, au Württeberg wird sich ändere. Vater, im neue Reich würd's dann sogar dir bei de Soldate wieder g'falle. Du hoscht dich doch scho emmer für de kloine Maa eig'setzt! Bloß mit deine Vorg'setzte wars für di' schwierig. Gell, wege dene bloß bischt du doch scho mit 57 Johr in Pensio gange? Du warscht koi so preussischer Gamaschekopf ond hoscht emmer deine Soldätle g'schont!" - (E Unteroffizier vom Brunnow seim Regiment isch in Diebenge Universitätspedell worde, der hot des später bestätigt.) Wenn sei Marie sich so für die Demokratie eig'setzt hot, do hot der Brunnow emmer g'strahlt, denn, obwohl er jo in der Berliner Kadetteanstalt erzoge worde isch ond es in seinere Laufbahn bis zum Oberscht brocht hot, war er doch nie gern beim Militär. Er häb immmer wieder g'sagt, daß nie oiner vo seine Buebe dem König sein Rock trage dürft.

Dr Maskeball in Eßlinge

"Ach, vielleicht verpraßte tausend Monde
Laura, die Elysiumssekunde,
All begraben in dem schmalen Raum;
Weggewirbelt von der Todeswonne,
Landen wir an einer andern Sonne,
Laura! und es war ein Traum."

Fr. Schiller

In Unterboihinge ond in Esslinge, wo die Marie so viel Verehrer g'het hot, hot se koi Liebschaft empfunde, net emol mit em Adolf Bacmeister, der älle Abend mit ihr bei schönem Wetter uf em Neckar g'rudert isch. Ihr Vater hot nix g'sagt, der hot se gange lasse. Bloß, wie se emol a Fotobildle für ihr Freundin hot verstecke müsse ond die Josephine des g'funde hot ond des Soldatebild dem Vater zeigt, hot der sei Mädle sich vorknöpft ond ihr g'sait, sie dürf nie mit em Offizier a'bändle. Sie hot ihren Vater no erklärt, daß sie des Bild jo bloß für die Marie Thum verschoppt häb. Oh, do war dr Vater aber erleichtert. Er selber hot als Offizier a ledigs Kend g'macht. Des hot die Marie damals no net g'wußt. -

Bis tief in d'Nacht nei hot die Marie oft g'lese. Der nui Roman vom Kurz: "Schillers Heimatjahre" (A) ond au sei "Tristan und Isolde" (A) hot jo die Marie u'heimlich fasziniert. Se hots ihre Freundinne verzählt ond dene drvo vorg'schwärmt. Wie dann die Charlotte Pfaff g'hört hat, daß der Dichter g'rad in Eßlinge wär bei seim Bruder Ernst, isch se dapfer ins Städtle nei ond hot erfahre, daß g'rad seller Hermann Kurz uf de Maskeball gange wollt, weil er do sicher nette Mädle treffe tät. Sell hot die Charlotte gleich wieder dr Marie verzählt ond die hot a saumäßige Freud g'het. - In oinere Kischt uf em Dachbode hot se de Maltesermantel von ihrem Onkel Dillen g'funde ond des schöne rote G´wand in a Laurakoschtüm verwandelt. Se hot sich a Barettle mit oiner Feder drzue g'macht ond a Sonettle dichtet ond denkt: Wenn au no so viel Leut auf dem Maskeball send, in dem Koschtüm mueß sie jo dem Dichter auffalle! Ganz aufg'regt isch se an dem kalte Februardag im Jahr 1848 auf den Ball gange ond hot au gleich in der Mitte vom Saal die groß G'stalt mit dene blaue Auge g'sehe, isch an ihm vorbei g'flitzt, hot ihm ihr Sonettle in d'Hand druckt ond isch wieder verschwunde. Sie war jo eigentlich mit oim brave Nachbarsbue auf dem Ball, aber den hot se oifach stande lasse. Voll Spannung hot se beobachtet, wie dr Kurz des Sonettle g'lese hot ond sich im Saal umguckt, wer wohl die Laura wär? An dr Feder ond dem rote Kloid hot der sie nadürlich gleich kennt, isch num zu ihr, hot ihr Hand g'nomme ond se de ganze Abend nemme los g'lasse. Er hot sei "Laura" seine politische Freund vorg'stellt, ond dr spätere Abgeordnete Dr. Liebknecht hat au gleich g'merkt, daß des Mädle ganz für die Revolutio schwärmt. No hen se a Hoch ausg'rufe, daß der ganze Saal rumguckt hot. Es hot jo g'wuselt vor Leut auf dem Ball. Beim Danze isch dr Hermann mit seiner Laura gleich stecke bliebe, sodaß die zwoi sich a ruhigs Eckle g'suecht hen, wo se hen babele ond lache könne. Dr Marie ihr offizieller Begleiter isch beleidigt hoim ond die zwoi Verliebte sen im selige Rausch bis dief in de Morge z'samme g'wese. Do war net dr Dyonisos, sondern bloß der kloi Schelm schuldig! Des Liebespäärle hot sich gleich für de nächste Dag verabredet. Aber an dem Morge isch scho die Nachricht komme, daß in Paris die Revolutio ausbroche wär ond der Hermann isch dapfer uf Stuegert nuf, weil er jo mit em Weisser die Redaktio von dr Oppositionszeitung dem "Beobachter" (A) g'het hot. Jeder hot jetzt g'merkt, daß au in Deutschland bald des verrottet Metternichsche System, wo viele verflucht hen, falle müeßt. Die Badener unterm Hecker hen sich z'erscht dagege erhobe ond no isch es au glei an älle Ecke ond Ende in ganz Deutschland losgange! In Berlin isch Bluet g'flosse ond de König hen se zwunge mit dr schwarzrotgoldene Fahn auf sein Balkon zu stande ond die Constitutio zu verspreche: "Daß ich es halten werde, gelobe und schwöre ich", häb er g'sagt ond die Berliner hen no gleich de Witz d'raus g'macht: "Daß ich das halten werde, gelobe ich schwerlich". Die Marie isch au ganz narrisch g'wese, daß jetzt endlich los goht ond uf Stuegert hentere, aber weniger mit Liebesg'fühl als mit Begeischterung für die Sach, trotzdem hot se g'hofft ihren Dichter zu sehe, wenn er aus em Standeshaus kommt. Se hot ihn au troffe, aber sie hen sich bloß über Politik unterhalte. Dr Hermann hot anscheinend den schöne Dag scho ganz vergesse g'het ond sei Laura war ihm nemme wichtig, bloß die Revolutio, aber d'Marie war jo no fanatischer. Im rote Kloid isch se durch Eßlinge ond hot Blättle dafür verteilt ond demonschtriert.

Nach dem Maskeball sen die Weg von der Marie ond dem Dichter wieder endgültig auseinander gange. Dr Hermann hot für an Hungerloh' für de politische Doil vom "Beobachter", g'schafft ond koi Zeit zum Liebe ond Dichte meh g'het. Leider isch dadurch au sei guete Freundschaft mit em Eduard Mörike zerbroche, weil der halt gar nix vo der Politik hot wisse wolle. Damols sen überhaupt wege dr Politik viele Freundschafte zweitrangig g'wese. Die Marie war au beim Hermann seim Preßprozess, ond hot ihm, wie er verurteilt worde isch, a Blumesträußle überreicht, des hot aber mit Liebe gar nix zu doe g'habt. Des war a rein politische Sach. Sie war halt, wie er, ebe begeischtert für d'Revolutio. Er hot sie sogar eing'lade, sie soll ihn in seiner Haft auf em Asperg b'sueche, aber des hot sie no doch net doe. A bissle verliebt mueß die Marie aber doch no g'wese sei, sonscht hätt sie net in Eßlinge immer wieder de Kender vom Hermann Kurz seim Bruder Ernst aufg'lauert, um vielleicht vo dene des Wörtle Onkel Hermann zu höre.

Revolutio

Wie die Grundrecht in dr Frankfurter Nationalversammlung am 28. 12. 1848 verabschiedet worde sen, hot die Marie sogar in ihrer G'meind bei de Deutschkatholike in Eßlinge a politisch Gedicht (A) g'macht ond vortrage, was sogar in der Zeitung druckt worde isch:

Gesprochen bei der Produktion zum Besten der freien christlichen Gemeindein Eßlingen im Dezember 1848.

"Die Zeit der Kämpfe ist herangebrochen,
Es ringt der neue Geist zum neuen Licht.
Schon manche Fessel hat er kühn zerbrochen,
Den Kranz der Freiheit er der Erde flicht.

Drum laßt uns froh die Geistersonne grüßen,
Die mit der Segen bringend neue Glut;
Die Knospe Freiheit soll zur Blüth erschließen,
Auf der als Thau glänzt das vergossene Blut.

Zeit war es, daß das Dunkel sich gelichtet,
Im Sturmeslauf die Völkertuba tönt.
Und daß der Willkür Götzen stehe gerichtet,
Die Menschenwürde, Menschenrecht verhöhnt.

Wohl ist nicht ganz gesunken noch der Hyder,
Wohl da und dort erwächst ein Haupt ihr noch:
Der Zeitgeist naht als Herkules, und nieder
Vor diesem Göttersohne sinkt sie doch!

Doch sag, was nützen dir der Freiheit Güter,
Was frommt es dir, daß sank der Fürsten Macht?
Es drohen neue Fesseln dir ja wieder,
Des Wahns, des Aberglaubens finstre Nacht.

So lang der Ausfluß jener Weltenseele -
Der Menschengeist nicht selber denkt, - und glaubt,
Daß wenn Vernunft er sich zum Leitstern wähle,
Der Hölle Blitze zucken auf sein Haupt.

So lang er sich an Glaubensformeln schließet,
Das starre Dogma auf den Thron sich hebt,
Dem ewgen Lichtstern seine Augen schließet,
Hat er den Sieg der Freiheit noch nicht erstrebt.

Dem Adler gleich soll er mit Flammenschwingen,
Zur Wahrheitssonne schweben kühn und frei.
Der Isis Schleier suchen zu durchdringen,
Und stürzen kühn der Priester Tyrannei.

Ja, dann erst hat er jenen Kranz gefunden,
Der sich um Huß, der sich um Hutten wand,
Der Galilei's edle Stirn umwunden,
Der Gott und Menschheit aneinander band.

Die Erde lag von Dunkelheit umflossen,
Im Sklavendienste feiler Hierarchie,
Vom Himmel ward ein Lichtstrahl ausgegossen:
"Beigt der Tiare nimmermehr das Knie."

In Luther war ein Morgenroth gewonnen,
Ein Morgenroth durch Märtyrerblut geweiht,
Doch hat er nur das große Werk begonnen,
Vollenden soll es nun die neue Zeit.

Dem neuen Wein gebühren neue Schläuche,
Der neue Geist erfordert neues Licht.
Drum fort nun die veralteten Gebräuche,
Wo die Vernunft in Flammenworten spricht.

Es gilt den Kern zu lösen von den Schaalen
Vom todten Worte zu befreien den Geist,
Dann wird er sonnen sich an jenen Strahlen
Der Weltenseele, die das All durchkreist!

Marie Brunnow

Des Johr 1848 hots überhaupt in sich g'het. Sogar der ganz biedere Bruder vom Hermann Kurz, der Jurischt Ernst Kurz hot in Eßlinge die schwarzrotgoldne Fahn rumtrage. Abertausend hot die neu Zeit erfasst, in Italien unterm Garibaldi g'rad so wie in Frankreich, in Ungarn unter Lajos Kossuth, in Sachsen hots Kämpf gebe, wo onter de Radikalschte dr Richard Wagner war. Bald hen die preußische Truppe onterm "Kartätscheprinz" die Aufständ überall niederg'schlage ond die edelschte ond die bedeudenschte Männer oifach verschosse oder barbarisch eingsperrt, wie de Hecker, de Mögling, de Corvin ond viele andere. Dr Marie hot des weh doe ond ihr Wut gege die Preuße hätt könne net größer sei. Bei Dag ond Nacht hot se überlegt, ob sie den Prinz vo Preuße net verschieße könnt? Wenn ihr Lehrer Barth, der grad vo England komme isch, sie net beruhigt hätt ond ihre beibracht hätt, daß sie an den gar net hin käm, wer woiß, was dem Mädle in ihrer Wut no eigfalle wär? Die Marie war a ganz Wilde. Des sieht mr in dem rote Album z'Reutlenge, wo dr Bacmeister (A) g'molt hot. Do isch se so wild wie der Pfaule in seim "Eulenspiegel". Ond der war g'wieß deftig! 

Dr Liederkranz vom Eßlinger Volksverei, onter Leitung vom Rektor Pfaff isch mit Fahne einesdags vors Brunnows ihrem Haus in Eßlinge g'stande ond hot der Marie a Schtändle brocht. Sie hot zu dene no a Red g'halte, daß mer sich jetzt opfere müßt für die heilig Sach. Ihr Vatter isch hinter em Baum g'stande ond hot gheult, so hots den alte Maa g'rührt, obgleich er jo koi Republikaner gwese isch. Ihm wars egal obs a Republik wurd oder a Monarchie bleibt, er hot sich als Edelmann g'fühlt.

Es isch no au dr Marie ihrem Vater immer schlechter gange, daß die Oberrevolutionäre gottlob andre Sorge g'het hot. Aber wolle mer doch die Marie selber höre, was se so schee in ihr rückblickends Tagebuch vo 1871 no alles über die Revolutio gschriebe hot: ..." Nun, da der Sturm der Revolution ausbrach wurde alle Philosophie zurückgedrängt und auch jenes Weltweh löste sich auf in jubelnde Hoffnung, daß für die Menschheit die Aura der Glückseligkeit angebrochen sei: Zuckererbsen für Jedermann. Es war ein Traum, aber ein wonnevoller Traum und ich möchte dieses Aufjauchzen der Seele, diesen Wunsch sich im Opfertod für die ringende Menschheit herzugeben, nicht in meinen Erinnerungen missen. Wer jene Zeit nicht erlebt, der kann es auch nicht fassen. Und daß gerade die bedeutensten, die genialsten Männer der Nation, sich in den Sturm der Zeit stürzten, steigerte noch das Erhabene der Bewegung. Natürlich durchdrang der freie Geist nicht nur die politische und religiöse Seite, er wohnte in allen: Zöpfe fielen ab, oder wurden von der Schere der Zeit abgeschnitten. Schranken des Verkehrs zwischen beiden Geschlechtern stürzten ein, und die eingefleischtesten Bürokraten sagten: Jetzt ist keine Reaktion mehr möglich... Damals war nicht vorauszusehen, welcher Rückschritt wieder kommen würde, wie nach 1870 die Gefangenen behandelt würden, die mit viel mehr Reserve die Schäden ihrer Regierungen aufzudecken bemüht waren. Und denk ich nun an den heut sich abspielenden Prozeß "Lola", so muß ich mir sagen, die Reaktionäre von dazumals waren Engel der Milde und Gemüthlichkeit, verglichen mit diesen französischen Bestien. Für sie möchte ich eine Hölle schaffen in der sie tausend Jahre braten sollten, dann wäre ich immer noch barmherziger wie Dante..."

D'Marie goht uf Reise

Nachdem der Marie ihr Vater g'storbe ond in Obereßlinge, nebe der Marie ihrem Schwesterle Ottilie vergrabe war, hot die Marie gleich des uneheliche Kend von ihrem Vater zu sich g'nomme. Was do die Leut so denkt hen war ihr egal. Die Josephine hot mit Wonne des kloi Ottole helfe versorge. Sie, die Geischtesaristokrate hot dann ihre Lern- ond Zeichenstunde wieder aufg'nomme, hot Nachbarskender unterrichtet ond dene Mädle beibrocht, daß mer net bloß koche ond nähe könne mueß, sondern wie die Buebe älles lerne sodd. Aber des ruhige Leabe auf em Dorf hot ihr trotzdem koi Befriedigung meh gebe, sie hot jetzt doch au amol verreise wolle. Ihre politische Freund, wo in d'Schweiz g'flohe waret ond au ihre Freund in Colmar hen se drängt. Do isch se aber doch vorher no oimal zu ihrem Dichter Hermann Kurz, irgendwas hot se zu ihm zoge ond der hot se au an de Zug brocht, hot aber wieder koi Sterbenswörtle verlaute lasse, daß er se möge dät! Des war dann doch a arge Enttäuschung für die Marie. Aber sie hot denkt, wenns halt net sei soll, no wurd sie scho an andere Maa fende ond hot ihn au vergesse wolle. Dr Hermann hot sei Redaktionsarbe't betriebe ond bald a Ottilie Faber kenne g'lernt ond sich mit der verlobt. Des Verhältnis hot aber bloß zwoi Johr g'hobe, wie scho meh Liebesaffäre, die dr Dichter scho g'habt hot, wie jo au zur Emma Kerner. Dem Hermann isch erscht nach über zwoi Johr, nachdem er die Ottilie Faber verlore g'het hot, wieder sei Laura eig'falle.

Aber au um die Marie hen sich scho viele Männer beworbe g'het, vor ällem der Carle Rommel isch lang henter ihr her g'wese, a saubers Mannsbild mit em ritterliche Wese, aber was war der scho, bloß a Kaufmann! Des hot ihr net passt. Mit dem Rommel seiner Schweschter Marie war des Frl. Brunnow gern ond viel z'samme. Au a and'rer Proletarier war hinter dem Frl. Brunnow her, die ihren Adelstitel wegg'striche hot, aber desderwege hätt die Marie doch nie an Maa g'nomme, dem sie geischtig haushoch überlege war. Daß dr Freischärler, dr Bacmeister, mit dem sie sich so guet verstande hot, sie gern g'heiratet hätt, des hot se gar net g'merkt ond der hot sich net traut dem Fräulein an Antrag zu stelle. Er hot Gedichtle g'macht ond a Liebestagebuch g'schriebe, des die Marie aber erscht viele Johr später zum Lese kriegt hot.

Des kloi Ottole isch vo der Josephine so guet versorgt worde, daß die Marie jetzt ohne schlecht's G'wisse hot verreise könne. Was mer als Mädle jo gar net tut, die Marie isch ohne Beschützer losg'fahre mit der Eisebah',obe auf em Dach, in der vierte Klass, wo se über die schöne Elsässer Berg und Burge g'staunt hot. Nach Colmar isch gange, wo ihr Freundin, die Lolo von Bär, die mit dem Dr. Deubel verheiratet g'wese isch, g'wohnt hot. Des waret wilde Dag mit dene französische Freund. Zwoi Monat isch se do bliebe, aber dann hent ihre Freund aus Zürich g'mahnt, sie soll doch endlich zu ihne komme. Natürlich hot die Marie früher mit Begeischterung au "de Tell" vom Schiller g'lese ond hot au wege dem in die Schweiz wolle. Aber vor ällem isch se do hin, weil viele vo ihre politische Freund im Exil waret ond zu dene isch se jo au g'fahre: dr Scherr, dr Seckendorf, in den se früher au amol verliebt g'wese isch, ond natürlich zum Pfaule, der ihr gleich beim erschte Esse immer auf die Füß dappt isch. Sie hot sich erlaubt zu sage: "Aber Herr Pfau, was han i denn g'sagt, das sie des geniert, wieso dappet Sie mir dauernd auf die Füeß?" Älle hen g'lacht, no hot die Marie erscht begriffe, was der wolle hat. No viele andere Flüchtling hot sie im "Cafe litéraire" ond im Seefeldgarte kenne'g'lernt ond isch mit ihne Dag ond Nacht auf em See rumg'fahre, wo sie wieder politisiert hen. Die Nächt send kurz g'wese, aber die Marie hot wolle älles auskoschte ond wollt au amol richtig in de Berg rumsteige. So send no der Johannes Scherr, sei liebs g'scheits Schweizer Fraule ond no a paar preußische Flüchtling mit ihr nach Andermatt nufg'fahre ond von dort send se uf die Maulthier über de Furka- ond über de Grimselpass zum Rhonegletscher na g'wandert. Acht Dag sen sie kreuz und quer maschiert, ohne Gepäck. Bloß a klois Däschle hot die Marie umg'hängt g'het, wo a Hemd ond a zweits paar Strümpf drin waret, daß wenn die oine Strümpf vom Schnee naß waret, mer die am Schirm zum Trockne hot aufhänge könne. Durchs Berner Oberland sen se weiter nach Bern zu g'laufe, wo se noch a paar Dägle bliebe sen, um no mit em Zügle wieder uf Zürich zu fahre. S'isch no aber au bald Zeit g'wese, daß die Marie wieder nach Eßlinge hoim g'fahre isch. Die Flüchtling hen natürlich alle wolle, daß die Marie ihne von drhoim aus immer wieder schreibt, aber des hot se net wolle ond au net könne, weil se koi Geld drzue g'habt hot.

Hochzeit

am 20. 11. 1851

"Der Himmel lacht und heitre Lüfte spielen,
Der Frühling kehrt zurück in seiner goldnen Pracht;
Mit lautem Jubelsang wird hier im Kühlen
Der schönen Zeit ein volles Glas gebracht.
Die Treu' verklärt die fröhlichen Gesichter,
Die Freude thronet hier in ihrem Königshaus,
Die Lieb' entflammt die hellen Frühlingslichter
Und spannt den blauen Bogen drüber aus..."

Hermann Kurz

Dr Winter isch vergange. Oft isch do dr Marie ihr alter Zeichenlehrer komme ond hot von dr Marie porträtiert werde wolle, was sie au könne hot. Sie hot wie immer viel g'lese, au mit der Josephine z'samme, Bücher ond au de "Beobachter". Ohne Schwärmerei hot se drbei an de Redakteur denkt. Eines Tags hot se a Billettle vom Rektor Pfaff kriegt mit dr Aufforderong, sie soll in en Biergarte komme, er ond sei Dochter wäret au do. Do isch se ahnungslos hin, ond wer war do au do? Dr Hermann Kurz! War des a Überraschung. Der hot g'lacht ond die andre im Saal au ond die Marie war platt. Spät isch's an dem Abend worde, als dr Hermann sie hoim brocht hot. An dr Haustür hot er ihr oifach a Küssle uf de Backe druckt ond sie g'frogt, ob sie ihn net heirate wollt. Sie hot zögert ond g'sagt, daß sie nach so langer Zeit sich des erscht guet überlege wollt. Sie wollt ihm scho a Freundin sei, aber heirate ihn, der sie hot sitze lasse, noi. Dr Hermann isch no aber jedes Wocheend zu ihr komme. Sie hen z'samme g'lese: Shakespeare ond Decamerone ond hen sichs schö g'macht.

Die Wocheende hen dene zwoi immer besser g'falle ond dr Sommer isch drbei rum gange. Am e schöne Herbschtdag isch der Hermann ganz traurig worde. Die Marie hot net rausbrocht, was des Hermännle so druckt, bis er mit der Sprach rausplatzt isch. Er hot ihr g'sagt, daß er als Dichter sicher nie reich werde dät ond alle Mädle hättet doch g'wisse Ansprüch. Au könnt er vielleicht noch oimol in's G'fängnis komme, könnt vielleicht sogar auf em Schafott sterbe müsse. Wie er des g'sagt hot, hot er dr Marie ihr Herz erobert g'het. Sie isch ihm um de Hals g'falle ond hot gsagt, wenns so wär, no g'rad erscht recht, wär er der Ihre! Sie hot no sogar gleich heirate wolle, aber er hot g'sagt, daß des in dem kleinstädtische Stuegert net gange dät. Sonscht würd er als mißliebige Persönlichkeit gleich ausg'rufe werde. Es hot jo damals no koi Civilehe gebe ond die Grundrecht vo 1848 waret nemme gültig. Sie hen no mitanander lang überlegt. In e Kirch hen se net wolle, weil jo die Marie aus der Amtskirch' austrete war. In Straßburg hättet sie sich es Bürgerrecht kaufe könne, aber des hätt viel Geld koscht. No isch die Marie zum alte Obereßlinger Pfarrer, von dem sie g'wußt hot, daß der a Mensch isch ond hot ihm ihr Leid klagt. Der hot sie au gut verstande ond g'sagt, daß er des natürlich gern mache dät. Mer müß des halt bei Nacht mache ond die Kirchetür zusperre. Er tät koi Predigt halte.

Die Hochzeit war vier Monat nach em Hermann seiner Haftzeit uf em Asperg, am 20. November 1851. Do sen no die Marie, dr Hermann ond als Trauzeuge a paar politische Freund am Abend in des kloi Kirchle, dr Pfarr hot die Tür zug'sperrt ond hot die g'setzmäßige Frage an des Päärle g'stellt ond sie ins Regischterbuech eintrage, ohne viel G´schwätz. Des war ganz schnell vorbei. No send se mit em Pfarrer in die ausg'räumt Wohnung. Die ganz linke Kammer isch no komme. Mer isch auf em Bode g'sesse, um a Bierfäßle rum, hot Bretzle gesse mit kaltem Brate ond drzue Bier dronke ond war vergnügt. Dr Liederkranz isch komme ond hot a Ständle brocht. Sie hen des Lied vom Hermann g'songe: "Der Himmel lacht und heitre Lüfte spielen" ond drauße send Schneeflocke rumg'wirbelt. Mit em letschte Zug sen die Freund mit em Bräutigam hoim uf Stuegert g'fahre, zwoi Dag später isch die Braut mit der Josephine ond em kloine Ottole nachkomme.

Stuegert

Nov.1851 - Frühjahr 1859

Die Mutter vom kloine Ottole hot sich bald verheiratet ond isch mit dem Kend nach Kanada ausg'wandert. Des war für die Marie ond no meh für die Fina a großer Schmerz. Nach dr Hochzeit war dr Hermann immer no Redakteur ond sei Marie viel alloi. Sie hen in der Jungg'sellewohnung vom Hermann z'erscht g'wohnt ond waret recht glücklich. Wie's der arme Fina z'muet war, des hot niemand g'merkt. Die hot saumäßig Hoimweh nach Eßlinge ond ihre Freund dort g'het, aber sie hot jo wolle ihr Herrin net verlasse ond hot g'rechnet, daß do bald Nachwuchs komme müßt.

Bald hot aber die Familie a größere Wohnung mit me Garte in dr Sophienstraß 5 g'fonde, aber no hot der Hermann Thyphus, was damals Nervenfieber g'heiße hot, kriegt ond isch arg lang schwach g'wese, obgleich ihn die Marie beschtens pflegt hot. Ihre politische Freund hen se oft b'sucht.

Endlich am 16. Januar 1853 isch der hoiß ersehnte Nachkomme Edgar Konrad auf d'Welt komme, a zarts bloichs Bubele, der au no glei die Brechruhr kriegt hot, aber des hot der guete Dr. Stockmaier, grad wie au hinterher die Halsbräune ond sogar die Hirnentzündung heile könne. Des isch a prima Doktor g'wese. Die Hebamm hot dr Marie g'sagt, daß mer des Kend unbedingt daufe lasse muß, aber dr Hermann isch narret worde ond hot g'sagt, daß er den Pfaffe, der sich unterstehe werd des mit G'walt zu mache die Trepp runter werfe dät! Wie dr Edgar 1 1/2 Jahr alt g'wese isch, hot die Tauf dann der Pfr. Rudolf Kausler, a Freund vom Hermann vollzoge. Gottlob hot die Hirnentzündung dem Edgar net de Verstand g'nomme, sondern im Gegeteil, des Bubele isch sogar frühreif g'wese ond hot die Name vom Hecker ond Kossuth scho kennt, wie er no in de Windle g'lege isch. Bloß bis er hot laufe könne, sell hot lang dauert. Die Marie isch au glei wieder schwanger gange. Kurz vor der 2. Geburt hot sie ein Gerichtsprozess kriegt, wege ihrem politische Gedicht in oiner sächsiche Zeitong (A). Die Württemberger sen damals scho nemme so streng g'wese ond hen deshalb au vorher scho überlegt, wie mer des anstellt, daß die hochschwanger Frau freig'sproche wird, denn daß die Marie ihr Gedicht net verleugne kann, des hen se g'wußt. Die Anklag vor dem Schöffengericht hot g'hoiße "wege Gottesverlästerung und Majestätsbeleidigung". A Freund vom Hermann, der August Becher als Verteidiger, hot die Verhandlung dann au so g'schickt boge, daß die Marie freig'sproche worde isch.

Kurz drauf, im Geburtsjohr vom Edgar hot die Marie a Mädle gebore. Dui war kräftig ond hot schreie könne! Nach dem Hermann seiner Meischterübersetzung "Tristan und Isolde" hen Kurzens ihr den Name Isolde gebe. Tauft hot die Maria Klara Isolde dann der deutsch-katholische Prediger Friedrich Albrecht, weil die Marie ja offizell jetzt zu der G'meind g'hört hot. Confessionslose hots domals no net gebe.

Bei der nächschte Schwangerschaft isch die Familie drei Monat lang zur Erholung in Bad Liebenzell beim Pfarrer Buttersack (A) g'wese, weil der Doktor g'sagt hot, der Edgar braucht a kräftige Schwarzwaldluft daß er net immer so elend isch. Des war für älle a schöne Zeit ond der Vater hot im Schwarzwald sein "Weihnachtsfund" (A) fertig schreibe könne. Der Edgar hot sich prächtig erholt ond au die andre von der Familie isch guet gange in dem schöne Täle ond dene kräftige Wälder mit Tanne, Farn ond Mösle, wo sie die Däg verbracht hen. In Liebenzell hats damals a Oberes ond a Unteres Bad gebe. Im Park waret Pfaue ond schöne Springbrunne, ond die Kinder hen im Flecke auf dem Platz, wo so viele Töpferscherben g'lege send, herrlich spiele könne. Es hot jo domols no koi Eisebahn gebe, au der Badbetrieb isch net guet g'laufe. D'Leut send arg arm g'wese ond die Bäder verfalle. Früher waret viele Berühmtheite zum Kure dort, aber nachdem die Regente lieber in Bad Teinach ond Wildbad kurt hen, sen d'Leut mit Geld halt au nemme komme, obgleich des Heilwässerle jo bekanntermaße guet war, vor ällem au für die Fruchtbarkeit. Des schöne große Pfarrhaus liegt am Fueß vom Riese Erkinger seiner Burg. Dr Pfarrer Buttersack hot überall im Flecke g'holfe ond war arg beliebt. Unterwegs auf der Hin- ond Rückfahrt hen se bei Onkel ond Tante Mohr in Ehningen g'nächtigt. Die alt Tante Wilhelmine hen älle möge, die war a Dochter vom Buchdrucker Schramm von Diebenge. Die Marie hot g'staunt, wie belese die Frau war. Wie se wieder daheim in Stuegert waret, isch am 4. August im 55er Johr a kräftigs Bubele auf d' Welt komme. Der hot sein Name nach dem Onkel Alfred vom Boihinger Schlößle kriegt, des hot passt, weil er au dem sei wilds Temperament geerbt hot. Tauft hot den Alfred Hermann wieder der Onkel Rudolf Kausler. -

Oft umzoge isch die Familie in Stuegert. A pensionierter Offizier, der älleweil über ihne auf em Klavier rumklimpert hot, isch dem Hermann so auf de Goischt gange, daß sie wege dere "Klavierbeschtie", wie der Hermann g'sagt hot, es nemme ausg'halte hen. No sen se in d'Militärstraß zoge, (d'Isolde schreibt: Es war ein Wirthshaus) Aber do send se vom Rege in d'Trauf komme, wege dr Bauerei dort. Endlich hen se vom Cotta a Wohnung in seim schöne Königsbad (A), nebe ihre Freund Weißers kriegt, wo's den herrliche Garte gebe hot. Da wars natürlich wunderbar und ruhig. Au der Danteübersetzer Notter hot da g'wohnt. Mit dr Familie Ludwig Weißer hot mer bald die bescht Nachbarschaft ond Freundschaft g'het. A neue Ausgab von "Schillers Heimatjahre" isch in der Zeit rauskomme. Dr Hermann hot de jonge Dichter Paul Heyse kenne g'lernt, ond der hot ihnen de Dichter Johann Georg Fischer mitbrocht. Hier im Königsbad hot sich acht Dag lang bei Kurzens der Ludwig Pfau verstecke könne, weil ihn da niemand g'sucht hot.

Am Ostermontag im 58er Jahr isch dann der Erwin Dietbold gebore, ond weil des G'schäft für die Fina jetzt aber doch zu viel worde isch, hot die Frau Weißer der Nachbarsfamilie ihr Chrischtine zur Hilf abtrete. Dr Hermann isch in der Zeit mal wieder arg krank worde. Er hot etliche Däg lang nix gesse ond hot niemand zu sich g'lasse, bis no schließlich wieder der gute Dr. Stockmaier ihn kuriert hot. Durchs Schlüsselloch hot der g'sagt, er müss unbedingt wege Geldg'schäfter mit ihm rede. No hot er endlich aufg'schlosse. Dr Doktor isch dann bis Wangen mit ihm spaziere g'rennt. Dort send se einkehrt ond erscht in der Nacht wieder hoim komme. Des hot den Hermann so müd g'macht, daß er tief g'schlafe hot, ond er isch tat- sächlich am nächschte Morge g'sond aufg'wacht. Er hot dann wieder könne an "den beiden Tubus" weiterschreibe ond de Text mache zum Prof. Weißer seim Kunschtatlas. (D' Isolde schreibt: "Die beiden Tubus hat er erst in Obereßlingen vollendet")

D' Redaktionstätigkeit

April 1848 - Nov. 1854

Im Nachhinein hot jo dr Paul Heyse vo dere Zeit vo de siebe magere Jahr g'sproche. 800 Gulden Jahresg'halt isch jo au net viel g'wese. Nix G'naues woiß mer vo dr erschte Zeit als Redakteur net. Am 26. März 1848 isch im "Beobachter" das Vaterlandslied erschiene. Dr Johannes Scherr schreibt des, do war nämlich z'Göppinge die Volksversammlung, wo se die Revolutio ausg'rufe hen. In der Bahnhofsstraß dort hot der Kurz mit em rothe Pfaule vo Heilbronn a Diskussion g'het, die mer dem Hermann gar net zutraut hätt. Der Ludwig Pfau hot g'moint, es wär doch s'Gscheiteste, wenn mer ohne weiteres die Republik proklamiere dät. Do häb aber der Kurz fuchsteufelswild g'schrie der Pfau wär wohl a wilde Gans: "Ihr Überstürzler wollet wohl älles z'grund richte!" Der Pfaule war ganz platt über den sonscht so sanftlebige Reutlinger ond hot gsait: "Jetzt hört aber doch älles auf, wenn au no der Blaue de Staatsmann raushänge will." Der Gottlieb Fink, der Ostjäk, der henter ihne g'laufe isch, tröschtet ihn: "Jo woischt Du, Pfaule, seit etliche Däg grassiere halt die Staatsmänner. Aber die blau Staatsmännlichlichkeit kommt mir grün vor, sogar arg grün." No hen älle lache müsse. (In Joh. Scherr: "Vom Zürichberg" 1881 Leipzig) Dr Gärtnerbub, der Ludwig Pfau war manchmal scho arg grob, sell sieht mer in seim satirische Blättle: "Der Eulenspiegel", er hot jo au dafür später ins G'fängnis müsse, aber des war für den sogar schö, daß er gar nemme freiwillig raus wolle hot. 1848 hot der Adolf Weisser einen zweite Redakteur braucht, weil er au no viel G'schäft mit dem Volksverein g'het hot ond d'rum hot er de Kurz g'holt. Der "Beobachter" isch jetzt au viel größer rauskomme. Der Gustav Schwab hot zu seim Bub g'sagt, daß im Beobachter, an dem jetzt au der guete, aber fanatische Hermann Kurz mit seine badische Ideen mitschafft, stande dät, daß die Fürschte jetzt flehend vor em Volk liege tätet ond mer soll um Gotts wille jetzt koi u'zeitigs Mitleid habe!- Im 48er Johr isch es oft wild hergange ond drum war der Hermann Kurz meh wie ausg'füllt mit dere Redaktionsarbeit. Zom Dichte isch ihm do nemme g'wese . Er hot jo au sei "Laura" wege dr Revolutio wieder vergesse, obwohl die Marie a echte Edelkommunischte, also a ganz Rote g'wese isch. Dadurch isch no später bei ihrer Hochzeit der Ausdruck "Violette Republik" (A) herkomme. Der Kurz war jo im Stift scho es "blaue Genie". -

Dr Weisser ond dr Kurz hen im "Beobachter" sogar a "Feuilleton" eig'richt. In der erschte Ausgab' am 20. April 1850 hot der Weisser ausgiebig über de Christian Friedrich David Schubart g'schriebe. Dr Kurz hot, wie koi andrer de Beobachter zu em ästhetische Blättle g'macht, ohne vo seiner Farb ablasse z'müsse, sell sieht mer no an dene große Bänd vo de g'sammelte Nummere em Archiv en Marbach. Sei Devis war emmer: Fürs Volk ond für de Kender dürf mer bloß es Allerbeschte schreibe. Mer soll als Schriftsteller net nasteige, sondern die Leser zu sich raufziehe! Er hot in älle literarische Schätz grabe ond in sei Feuilleton einbaut: Philosophie, Archäologie, G'schichte ond Naturkunde, weil ihm älles gleich wichtig g'wese isch im Kampf für die Freiheit. Dr Weisser ond der Kurz hen sich prima verstande, aber leider hot jo der Weisser scho bald in die Schweiz fliehe müsse ond war bloß uf em Papier no der Chefredakteur. Dr Hermann Kurz hot au zwoi politische Prozeß kriegt ond hot 8 Woche uf de Asperg müsse, aber es war nemme so schlimm wie beim Schubart. Er hot sogar en Diener g'het ond hot die ganz Redaktionsarbeit von do obe aus weitermache könne!

Die Marie schreibt rückwirkend in ihr Tagebuch warum dr Hermann nach 7jähriger Führung die Redaktion niederg'legt hot. Er häb oifach des Bedürfnis g'het jetzt sein "Sonnenwirt" (A), von dem bloß einige Kapitel g'schriebe ware ond au im "Morgeblatt" erschiene send, fertigzuschreibe. Außerdem hot' s in der Demokratische Partei Händel gebe. Oi Gruppe mit seine Freund Seeger ond Fetzer send in den g'rad gegründete Nationalverei ei'trete, die sich die Preuße hen a'schließe wolle. Für de Hermann waret scho die Auseinandersetzonge mit de Fürschte schlimm ond jetzt au no Streitereie in seiner Partei, des war ihm doch z'viel! Do hot er von dr Redaktiosarbet g'nueg g'het, obgleich dr Hopf, dr Schnitzer, dr Becher ond dr Hausmann zu ihm g'halte hen. Die hen ihn au bei seim "Trias" unterstützt. Des war a Artikel, den dr Kurz g'schriebe hot, wo er vorschlägt, daß mer en Bund dr Kleinstaate mit em g'sonderte Parlament schaffe sollt, der a Schutz- ond Trutzbündnis mit Österreich ond Preuße verlange sollt.

Dr Mögling hot de Kurz gebete, die Redaktio doch weiter zu mache, aber nach große Kämpf hot dr Hermann doch erreicht, daß wenigschtens bis er de "Sonnewirt" fertig g'schriebe häb, dr Schnitzer die Redaktio übernehme soll. In neun Monat hot dr Hermann Dag ond Nacht an dem Sonnewirt g'schriebe, weil ihn die Druckerei wie a arms Wild g'hetzt hot. Und trotzdem hot er könne es letschte Kapitel nemme schreibe, weil sei Edgar jo mit der Gehirnentzündong totkrank dag'lege isch. Älle dichterische Gedanke send fort g'wese ond erscht wieder komme, wie's dem Bubele besser gange isch. Vielleicht isch deshalb des letzte Kapitel dann au so schön worde, daß sogar dr Verleger Meidinger, dr Phönix onter de Buchhändler ganz ergriffe worde isch, wie er des g'lese hot ond dem Dichter es doppelte Honorar zahlt hot. Die Marie schreibt in em Brief an ihr Freundin Marie Caspart 1854: " Hermann ist gegenwärtig noch Hals über Kopf in Redaktionsübergabe-widerwärtigkeiten verwickelt. Die Sache ist ihm so entleidet, daß er sogar seine Unterschrift zurückziehen will...Hermann muß sich so viel erzürnen, daß er den ganzen Tag als brüllender Löwe herumwandelt. Du kannst nicht glauben, wie glücklich ich über den Berufswechsel bin, denn nun kehrt er in sein eigentliches Element zurück und das ist Gewinn für ihn und für mich. Als Redakteur lebt er blos für seine Freunde und für die Kreuzer, als Poet lebt er zuerst für mich, denn ich bin es, die zuerst sein Schaffen zu sehen bekommt. Er soll nun für Meidinger eine Novelle schreiben. Du könntest ihm wohl einen Stoff angeben. Vielleicht bringt er Dich selbst in einen solchen, denn wir sprachen neulich davon, daß Du unter unseren Bekannten allen die einzige romantische, poetische Erscheinung bist. Für heute ists genug geschmiert... Ich küsse Dich in Gedanken. Von ganzem Herzen und mit theilnehmender Liebe Deine Marie

Grüße Deine Mutter und Onkel"

"Liebes Kind...Ich unterschreibe alles was Marie Dir von meiner Gesinnung sagt. Grüße Mutter und Onkel Rudolph herzlich

Dein geplagter Onkel Hermann"

Mer hot nach der Redaktionstätigkeit jo no vom Versparte lebe könne, des aber bald verbraucht g'wese isch. Brunnows hen zwar in Untertürkheim noch a paar Äckerle g'het. Aber wie die Baure, die sowieso koi Johr ihren Zins hen zahle könne so g'jammert hen, hot dr Hermann au g'sagt, daß mer dene die Äckerle schenke sollt. Den Schultes vo Untertürkheim hot des so beeindruckt, daß der deswege zur liberale Partei übertrete isch.

Eßlinge

Frühjahr 1859 - Juli 1862

Das Königsbad isch no leider verkauft worde ond mer hot wieder a Wohnung suche müsse, was mit vier Kinder net so oifach war. Vorrübergehend, hat der Freund Hopf g'moint, könnet se ja in seim Häusle im Dach in Obereßlingen wohne, was er sich g'rad dort kauft hat. Die meischte Möbel hen sie bei Weißers ond Bechers unterg'stellt ond die Marie ond die Fina hen sich g'feut wieder in ihrer Hoimat Eßlinge zu sei, au wenns arg eng g'wese isch. Mit dem Hopf hot der Hermann sich wunderbar verstande ond die alte Freund waret au no do: die guet Tante Bertha, Rommels, es Frl.von Bär ond Millers, wo se mit so viel Lieb überschüttet hend. Au die Frau von Rieger mit ihrem "Groschenbaron" isch von Stuegert wieder uf Eßlinge zoge. Dort hots schöne Gärte gebe ond die Kinder hen spiele könne. Griechische Altär hen se baut ond die Nachbarskender hen neugierig reiguckt ond drhoim verzählt vo dene "Heidekender". Die Mutter hot jo de Kender so vo den Grieche vorg'schwärmt ond hot könne so spannend verzähle, daß des net schwer war. - In d' Kirch isch d'Familie jo au net gange, ond so Ebbes schwätzt sich rom im Flecke. Am Abend hot mer im Sommer in dem dort ganz seichte Necker badet. Wie se uf Eßlinge zoge sen war dr Erwin ja erscht zwoi, der Alfred vier, der Edgar siebe ond die Isolde sechsehalb Johr alt. Die Marie isch, obgleich mer's nemme wolle hot in Eßlinge jo wieder schwanger worde. Innerlich hot sie des Kend abg'lehnt, weil halt vier Kender scho g'nueg koscht hen, aber die Schwangerschaft ond die Geburt sen guet verlaufe. Am 18. Mai 1860, als g'rad die groß Begeischterong für de italienische Freiheitskämpfer Garibaldi, der sei siegreiche Trikolor in Palermo ond in Neapel uf'pflanzt g'het hot, weil er die Burbone ond die östreichische Tyranne aus Italie verjagt g'het hot, weswege die rot' Marie viele begeischterte Gedichter für de "Beobachter" g'schriebe hot, hot sie ihren Bue kriegt ond der hot nadürlich de Name von dem neue Helde Garibaldi kriege müsse. Dauft hot mer den Bue überhaupt net, denn die Kammer hot jo es Prinzip der Gleichberechtigung äller Dissidente, Jude ond U'gläubige ausg'sproche g'het. Ond net amol in dem pietistische Nescht Kirchheim, wo se no bald hi'zoege sen, häb oi Mensch des bea'standet!

Die provisorisch eng Wohnung beim Hopf in Eßlinge hen se dreiehalb Johr g'het. Aber leider hot der sei Haus in Eßlinge verkaufe müsse. No isch dr Vater Hermann Kurz verzeifelt rumg'laufe ond hot Wohnung g'suecht. Sie hätt halt nix koschte solle. Nach langem Suche, au weiter weg, hat der Hermann Ebbes g'fonde aber in oiner enge Gass in Kirchheim. Die Marie schreibt rückblickend: "... Wir hatten nicht lauter selige Tage in Obereßlingen gehabt, die Noth war uns oft zu nahe getreten...Dazu kamen bei Hermann die schlimmen Nervenzustände, die ihn unfähig zu jeder Produktion machten... Da brachte das Jahr 1859 das Schillerfest zu Schillers 100jährigem Geburtstag, durch die Schillerstiftung Hermann nebst anderen Poeten ein jährliches Gehalt von 400 Gulden ... Dieses Geld, so wenig es für die zahlreiche Familie war, rettete uns wenigstens vor der ärgsten Noth..." -

Kirchheim

Juli 1862 - Dez. 1863

Die traurigscht Zeit, net bloß für die Marie, isch die Zeit in Kirchheim/Teck g'wese. D'Kender hen hier in'd Schuel könne, die war zwar von de Anforderonge an die Schüler bescheide, aber wenigschtens net so koschtspielig wie dr Privatonterricht, den dui ehrgeizig Mutter g'moint hot, daß ihre Buebe au no han müsse. Natürlich hot sie selber au no viele Stonde am Dag ihre Kender Unterricht gebe, vor ällem ihrem Mädle Isolde. Von der schreibt se im Tagebuch, daß die jo au so a Abneigung vor der Nadel häb, daß se nie a Masch stricke oder an Stich nähe lerne tät. (Wie die Isolde des Tagebuch später g'lese hot, hot se aber als Anmerkung entschiede dagege proteschtiert. Sell häb gar net gestimmt!)

In Eßlinge scho hot die Josephine oft koi Geld meh g'het zum Eikaufe, aber da hot se in dr Stadt die billige Lädle aufsueche könne ond au viel von älle dene liebe Bekannte g'schenkt kriegt. In Kirchheim isch no viel schlimmer komme. Hier hots damols bloß oi klois Lädle gebe ond de Metzger ond de Bäck, aber älles isch teurer wie in Eßlinge g'wese. Die Marie ond Josephine hen oft Honger g'het. Sie hen de Kender, dui wo älleweil Honger g'het hen, des bissle Brot g'lasse. Am Wasch- und Putztag ond in dene Woche, wo die Marie sich hot B'suech komme lasse, weil se g'moint hat, daß sie des nemme in dere "Einöd" aushalte tät ohne a geischtreichs G'schwätz, no hot die Fina sich no elender wege dem leere Mage g'fühlt.

Scho in Eßlinge hot des doch der Josephine gar net g'falle, daß die Kendle in so verrissene Hose rumg'laufe sen, ond daß sogar dr Dichter so unpflegt war. Die Fina hot sich g'schämt, wenn sie so de Balde zom Metzger mitg'nomme hot, aber er hat trotzdem älleweil vo dere nette Metzgersfrau sei Rädle Wurscht kriegt. Daß die Kender sauber g'wese send, do d'rauf hot sie scho guckt, aber s'Hose flicke, sell hot sie net au no übernehme könne. Ond die Marie hot des net amol für nötig g'fonde. Dui isch selber so schlampig rumg'laufe. - Jo ond die Wohnung da hobe, die war so troschtlos ond leer ond ung'müetlich! Se hen doch in Eßlinge scho so viel Zuigs verkaufe müsse. Die Marie hot zwar emmer g'sagt, sell wär net schlimm, besser ohne Möbel als ohne Bildong, aber dem Maa hots au net g'falle ond er hot sei Frau g'hänselt derwege ond g'sagt, des käm von der Marie ihrer russische Abstammung, daß sie nix G'müetlichs braucht. Der Josephine hen die leere Zimmer scho gar nemme g'falle, die Kender sen no meh grandich g'wese. - Mer hät jo könne viel meh Geld für die schöne Brunnowsche Sache kriege, aber die Marie hot au net handle könne, so wenig wie ihr Maa, ond G'schenker annehme, des mueß mer au lerne im Lebe! - Die Josephine hot au öfter g'merkt, daß ihre Leut b'schisse worde send, do hot se ihr Wuet oft nemme hebe könne ond g'hörig mit der Marie g'schimpft, aber dui hot bloß g'lacht.

Im Nachbarhaus hot au wieder so a "Klavierbeschtie" g'wohnt ond sell hot de Hermann ond sei Marie no narreter g'macht. Die Kender sen au dr Marie immer über die Füeß dappt, weil se jo net emol an Garte g'het hen, ond uf die Straß hot die Mutter se so ungern g'lasse. Vor dem Haus hen sich zwoi Gässle troffe ond d'Kender sen nass ond drecket glei wieder rauf komme oder sie hen g'heult, weil se von de andre Kender verhenselt ond g'schlage worde send. Kurzum, es isch bloß no a Jammer g'wese. Des Haus isch uf der Winterseit g'stande ond so hot mer im Herbscht scho g'fore. Und Kirchheim war, wie jede Klei'stadt, a dreckigs Nescht. Endlich hen sie Richtong Mettinge beim Schullehrer Hauber a schönere Wohnung mit em Garte g'fonde. Die Tante Bertha isch komme ond hot wieder beim Omzug g'holfe. Bloß 88 Gulde Miete hot die "reizend g'legene Wohnung," von der älle ganz begeischtert waret, koscht. -

Wie gern wär doch die Josephine au amal a paar Dägle hoim g'fahre, aber Kirchheim hat jo damols no koin Bahnhof g'het ond Geld hot se au kois g'het. Ihr monatlichs G'halt hot sie emmer wieder in den Haushalt unterbutteret. Die Marie hots wolle immer gleich wieder zurückzahle, aber die Fina hot jo g'sehe, daß nix do isch. Des Strafgeld, wo Kurzens mehrmols in Kirchheim hen zahle müsse, weil se oifach ihre Kender net hen impfe lasse, des hätt mer au spare könne. (Z' Diebenge sen die Kender no glei' g'impft worde, weil Ebbes rumgange isch ond der Doktor dort g'sagt hot 's Impfe wär gar net schädlich.)

Die Umgebung vo dem Kirchheim, dui isch jo wunderschö, die Teck ond des Lenninger Täle! Dr Hermann hat befohle, daß die Josephine au amol mit auf die Teck mueß, mer hät do so an schöne Rundblick ond könnt sogar zum Mörike hinter winke. (Früher hen sich der Kurz ond der Mörike oft g'schriebe, aber ohne Schuld vo beide isch der Briefwechsel eing'schlafe ond jetzt war der Kurz so froh, daß er mit dem junge Heyse wieder so en guete Briefkontakt g'het hot.) Au die Kaiserberg hot mer von dene Höhe g'sehe: de Staufe, de Rechberg ond de Stuife. Ond uf dr andere Seit sieht mer oin Berg hinterm andere bis zom Hohenzollern! Oimol isch die Josephine tatsächlich mit nuf ond war begeischtert. Aber beim Rundersteige hen der Fina ihre Füeß nemme könne ond sie hot de Honger no mehr g'spürt. Acht hungrige Mäge älle Dag stopfe, möglischt ohne Geld, wie soll au des gange? Der Dichter hot oft Sprüch vo seiner Reutlinger Kenngottdote verzählt ond wie die ihn zum Spare ang'halte hot, weil er als Kend au so verschwenderisch g'wese sei soll, wie seine zwoi große Buebe, der Edgar ond der Alfred (A).

Zwoi Novelle hot dr Hermann in der schlimme Kirchheimer Zeit g'schriebe: "Sankt Urbans Krug", wo mer sieht, daß sei Humor, trotz ällem U'glück, äller Not ond seim Nerveleide no leabt ond des verhängnisvoll Märchen, des grad wie "Sankt Urbans Flasche" in oim Münchner Blättle erschiene isch, aber vo dem hot mer später koi Exemplar meh'g'funde ond au dr Paul Heyse beim Rausgebe vo die g'sammelte Werk hot kois ausfindig mache könne (A).

Die Sorge sen in Kirchheim immer no größer worde. Die Leut hen au g'schwätzt, daß dr Hermann meh schaffe könnt, wenn er jetzt Geld von der Schillerstiftong kriege dät, aber dui hen jo net g'wußt, daß der Hermann wege seine Depressio älle Johr zwoi bis drei Monat net hot schaffe könne! Drum war er dann, wenn er hot endlich wieder schaffe könne, au glei wieder vollkomme fertig, weil er g'moint hot, jetzt müss er die Krankheitswoche wieder nochschaffe! Scho seit fünf Jahr isch des so gange. Desderwege au isch sei Marie in Kirchheim so resigniert g'wese. Sie hot oft g'wünscht, daß doch der Blitz bei ihne eischlage sollt, daß die ganz Familie g'schwind sterbe könnt. An's Auswandere hot mer au oft denkt. Es send jo damols viele Leut nach Amerika. Aber den Gedanke hot die Marie dann doch immer wieder verdrängt, weil mer jo des Geld für die Überfahrt nie z'samme brocht hätt.

Dr Freund vom Hermann, dr Rudolf Kausler hot sich die Pfarrei in Wendlinge, die vakant war, ang'sehe, um vielleicht mit seiner Nichte, dr Marie ihrer Herzensfreundin Marie Caspert dorthin zu ziehe. Des isch aber nix worde. Au die Tante Mohr aus Mühlheim am Bach hot mit ihrem Pfarrersmaa überlegt, ob se net in die Näh von Kirchheim sich versetze lasse wolltet, was sich aber au wieder zerschlage hot. So hen Kurzens halt immer wieder träumt von oiner Übersiedlung nach München, wo's meh geischtige Anregung gebe hätt. Dr Heyse hot jo au immer wieder so verführerisch g'schriebe.

D'Münchenreis im Mai 1863

Während dem Umzug in'd Mettingerstraß isch dr Hermann dann endlich vier Woche in München g'wese beim Paul Heyse, der ihn so dringend eing'lade hot. Der Kurz hot ihm von seim Antrag vom Verleger Kröner in Stuegert verzählt, der ihm die Herausgab von em Volkskalender antrage hot, wo der Heyse mithelfe wollt. Der Neureuther, der Illustrator vom Goethe, hätt die Bilder dazu mache solle, was aber wege dem net zustand komme isch. Jezt hen die Freund in München beschlosse, daß se en deutsche Novelleschatz miteinander rausgebe wollet, der Riehl ond der Neureuther hen au mitg'macht. Die Freund, Heyse, Herz ond der Maler Fries sen hinterm Kurz herg'wese, er soll doch mit seiner Familie nach München ziehe, aber erschtens hen die Miete in München hundert Gulde meh koscht, wie in Kirchheim und zweitens hot dr Hermann g'merkt, daß ihm des Münchner Klima gar net guet tuet. Der Heyse isch mit ihm an de Starnberger See hinter g'fahre, au hen se Waldromantik g'nosse ond sen äll Abend bis über Mitternacht beim Bier im Bock g'sesse, sodaß weder der Kurz noch der Heyse wege Schlaflosigkeit wie sonscht hen jammere könne, aber der Föhn in München hot dem Kurz überhaupt net guet doe. Des hot er g'merkt. Seine Kirchheimer Albberg hen ihm g'fehlt. Wenn mer die guet Kirchheimer Luft ond des anregend Lebe vo München hätt mische könne, de Sommer an der Teck ond de Winter an der Isar verbringe, des wär au für Kurzens Kender ond ihr Bildung guet g'wese. Aber des isch jo net gange. So hot jetzt au die Marie g'merkt, daß ihr Traum von em Umzug nach München austräumt war. Der Heyse hot zwar weiter drängt, denn die Freundschaft hen beide braucht. Au hot mer wege de Kinder in Kirchheim weiter Ufregunge g'het, "der Edgar isch kopfüber in en sumpfige Grabe im Garte g'falle, wo mer ihn bewußtlos rauszoge hot und der dicke Butzel isch in die Lauter g'falle ond hot müsse von em Schäferbursche rauszoge werde." Aber von em Umzug nach München hot niemand meh' g'sproche. Die Marie isch mit ihrem Hermann viel auf der Alb g'wandert, damit dem seine Nerve sich wieder beruhigt hen.

Die Marie hot ihrer Freundin in em Brief von der Münchenreis ausführlich g'schriebe. Am Schluß schreibt sie noch: "Er hat sein Ebenbild nicht in der Pinakothek finden können, den Bachuszechmeister nämlich..."

A Pöschtle in Sicht

"Nicht immer ist der Zwiespalt sichtbar, der zwischen dem inneren Leben und der äußeren Berufstreue eines Mannes klaffen kann, und es mag wohl auch vorkommen, daß Sauer und Süß aus einem Brunnen quillt."

Hermann Kurz

Scho in Stuegert isch von seine Bekannte an de Kurz die Aufforderung komme, er soll sich doch als königlicher Bibliothekar dort bewerbe. Er müßt jo do gar nix doe. Es wär bloß der Form halber, ond daß er de Gehalt kriegt. Aber do hen die Freund net mit dem Kurz seim Stolz g'rechnet. Er war empört über den Vorschlag. Jetzt im Spätsommer 1863, wo es ihm ond seiner Familie in Kirchheim ganz dreckig gange isch ond sie Hunger g'litte hen ond die demokratisch Partei ihren Freund Kurz drängt hot, sich doch um die freig'wordene Stell als Unterbibliothekar in Diebenge zu bewerbe, do wars was anders, denn dr demokratische Minischter Golther ond au dem Hermann seine Parteigenosse, u. a. au dr Prof. Adelbert Keller, der in dr Bibliothekskommissio war, hen die Sach onterstützt. So hot dr Hermann mit dr Marie überlegt, daß a Versetzung in die Universitätsstadt au für die Familie guet wär, weil ihre Kender dort andere Möglichkeite hättet ebbes Rechts zu lerne, wie in Kirchheim. Beim Bewerbungsschreibe hot müsse der 50jährig Hermann seine Fähigkeite als Bibliothekar hervorhebe, was ihn scho druckt hot, denn do hot er net g'wußt, was er schreibe soll. Er hot sich aber trotzdem kurz ond sachlich beim König selber um die Stell'in Diebenge beworbe. No isch er uf Diebenge g'fahre, hot sich die Sach anguckt ond sich mit em Oberbibliothekar Roth onterhalte. Nach dem G'spräch hot er aber wenig Hoffnung g'het, obgleich der Karle Klüpfel, dem Guschtav Schwab sei Schwiegersoh, der bis jetzt Unterbibliothekar g'wese ond g'rad zum Bibliothekar befördert worde isch ihm Muet g'macht hot. - Es waret dreizehn Bewerber do, onter dene war au der Marie ihr ehemaliger Jugendfreund Adolf Bacmeister, den die Bibliothek gerner g'nomme hätt, weil der als arger Schaffer bekannt war, doch hot dr Bacmeischter sei Bewerbong wieder zurückzoge, wie er g'hört hot, daß sich au dr Hermann Kurz um die Stell beworbe hätt, dem's jo mit seiner Familie so schlecht gange tät. Doch es waret jo immer no zu viel Bewerber do, vor ällem den 26-jährige Dietrich Kerler hätt dr Oberbibliothekar Roth am Liebschte g'het, weil der die schönscht Handschrift g'habt häb. De Holder aus Rastatt oder au de Prof. Frauer aus Schaffhause, der au nemme der Jüngschte war, die hätt dr Dr. Roth au meh bevorzugt, denn dr Prof. Frauer häb scho in seiner Bewerbong g'schriebe, daß er auf Zulage verzichte könnt ond ihm der niedere Gehalt lange tät, denn sei Familie häb jo es Auskomme (A).

Wochelang hot dr Kurz koi Antwort kriegt, denn die Verhandlonge sen zwische dr Bibliothek, em Senat ond em Minischterium hin ond her gange. Dann waret die Herre älle in der Vakanz ond der Kurz hot erfahre, daß mer uf die Stell' bloß an junge Herre setze wollt. Der Oktober ond fascht dr ganze November sen vergange und Kurzens hen g'wußt, daß sie jo emmer Pech g'het hen und desmol bestimmt au wieder bloß a Absag kriege täte. Aber dr Minischter Golther hot sich schließlich doch durchg'setzt gege de Oberbiblithekar ond de Senat. So isch endlich, am 28. November a königlichs Schreibe an de Schriftsteller Hermann Kurz in Kirchheim u. T. komme. Dr Hermann hots gar net gleich aufmache wolle: "Jetzt kommt die Absag," hot er g'sagt ond de Kopf auf de Tisch g'legt. Sei Marie hot versucht ihn zu tröschte, au sie hot g'moint, es kann ja bloß a Absag sei, aber ihr Neugierde hots net verwarte könne. Sie hot de Hermann g'schüttelt ond zu ihm g'sagt: "Mach doch des Schreibe wenigschtens auf, no wisse mir genau was drin stoht." Also hot der Hermann schließlich des Sigel broche, de Brief aufg'macht ond beide hen g'lese. Aber was isch in dem Schreibe g'stande?

Einstellungsbescheid des königlichen Oberbibliothekariats der Universität Tübingen:

"Vermöge höchster Entschließung vom 24. des Monats haben seine Königliche Majestät auf die erledigte Stelle eines zweiten Unterbibliothekars an der Universitätsbibliothek mit dem etatmäßigen Gehalt von 900 fl (Gulden) den Schriftsteller Hermann Kurz in Kirchheim u.T. gnädigst ernannt. Hiervon werden Euer Wohlgeboren mit dem Anfügen in Kenntniß gesetzt, daß sie in das Ihnen über tragene Amt unverzüglich einzutreten haben..."

Dr Hermann hot sein Mund nemme zubrocht ond war wie g'lähmt. Aber des Temperament von seiner Pythia, wie der Kurz dem Heyse gegenüber sei Marie g'nannt hot, isch mit der wieder oimal durchgange. Sie hot ihren Maa in de Arm g'nomme ond verdruckt wie scho lang nemme! No isch se durchs ganze Haus, hot der Fina ond die Kender zug'jubelt: "Hurra, was saget ihr au, mir ganget nach Diebinge ond sogar bald. Dr Vater isch jetzt Universitätsbibliothekar. Jetzt g'höre mir zu de noble Leut!" - Es war net viel Zeit zum Juble. Dr Hermann hot jo scho am 2. Dezember sei Stell in Diebinge antrete müsse. Bloß an neue Hut hot er sich no kauft. Sei Marie isch aufg'regt g'wese ond hot Dag ond Nacht Hose für die Bube g'näht aus em Hermann seine alte Hose ond au Kloidle für die Isolde. De Sofa hot se neu überzoge ond au die sechs Polschterstühl. Die Fina war ganz erstaunt, was die Marie älles uf oimol fertig brocht hot. Nebeher hot se jo no jede Menge Brief g'schriebe ond älle Bekannte die Mitteilong g'macht. Weil die Marie doch au net mit dene alte Lumpe in Diebenge hot meh rumlaufe könne, isch die Marie Hopf vo Eßlinge ruf komme ond hot der ihre Kloider in Ordnung brocht. Dag ond Nacht häb se g'näht. Die Fina hot alle Möbel g'schrubbt ond ihre Kochg'gschirr blank putzt. De Möbelwage hot mer in Nürtinge b'stellt. Gottlob isch bald au wieder die guet Tante Bertha vo Eßlinge über de Umzug komme ond hot g'holfe. A ganze Kutsch voll Obereßlinger isch mit der raufkomme, um sich von Kurzens zu verabschiede. Auf oimal sen die Kirchheimer au älle nett g'wese zu der Familie. Die Kender hen Schelte kriegt von ihre Eltern, wenn se wieder Stoiner nach dene Heidekender hen werfe wolle. In der Schuel hot der Lehrer die Kender verzählt, was die Kurze Bube jetzt in der Universitätsstadt alles mache könnet. Die brauchet koi Studentebude sueche, wenn se studiere wollet ond müsset au net ins Stift.

Scho am 2. Dezember hot dr Hermann sei nuie Stell obe auf em Schloß antrete. Vo de Kollege isch er freundlich empfange worde, bloß der Oberbibliothekar Roth war zurückhaltend. Vor ällem es Rechnungswese ond de Schriftverkehr hot der Hermann mache müsse, aber ob des a Schriftsteller g'wissehaft mache tät, do war der Oberbibliothekar net so sicher. Doch still ond bescheide wie er war, häb dr Kurz sei Arbeit g'macht, denn überg'wissehaft isch er jo immer g'wese, des woiß mer au von seine Reschersche, die er für seine g'schichtliche Schrifte betriebe hot.

Beim G'schichtsprofessor Bernhard Kugler, dem Paul Heyse seim Schwager isch der Hermann gleich am erschte Tag g'wese ond der hot ihm beim Ei'lebe g'holfe ond häb ihn sogar glei mit in sei Kegelg'sellschaft hinter der Schloßküferei mitg'nomme. Der Hermann isch do dabei wieder richtig jung worde. Fröhlich isch er durchs Städtle g'laufe ond hot freundlich nach älle Seite grüeßt ond in de erschte Woche 60 Antrittsb'suech g'macht. Er hot jo g'wußt, daß sei Marie so was gar net mag ond wollt fertig sei, bevor die ganz Bagage nachkommt. Natürlich hot er a Wohnung sueche müsse, denn noch vor Weihnachte hen jo die Seine komme wolle. In em ganz neue Haus, nebe dem "Gasthof zur Eisebahn" in der Karlstroß, hot er bald a Mansardewohnung g'funde, allerdings so teuer wie a Wohnung in München, nämlich 188 Gulden, also hundert Gulde meh wie in Kirchheim, aber es war schö da obe ond sie hot a herrliche weite Sicht ins Grüne g'het .

Diebenge

Auf der blumenreichen Aue, in dem klaren Morgentaue
Geh'n die Lämmlein silberhell,
Fischlein spielen, schnelle Fischlein lustig spielen
Hin und her auf kühler Well'.

Käm mein Lieb als Lamm gegangen, zög ich's hinter mir
gefangen, wohl an einem roten Band.
Wollt es fischen, mit der gold'nen Angel fischen,
Schwämm's ein schneller Fisch ans Land.

Auf dem Berge tu' ich stehen und ins Tal hernieder sehen
Nach dem schönen Angesicht.
Lämmlein seh ich, Well' auf Welle drunten seh' ich,
aber meine Liebste nicht.

Berg und Tal in heißen Flammen, finden sich doch nie
zusammen, denn sie stehen gar zu weit.
Doch zwei Herzen, doch zwei heißverliebte Herzen
Sind beisammen allezeit.

Hermann Kurz
(Melodie mit Klavierbegleitung von Friedrich Silcher)

Ob des wohl älle Leut so goht? In dr Erinnerong waret für die Marie die 14 Johr in Diebinge a wunderschöne Zeit. Über ihre Sorge vo damols hot se im Alter selber lache müsse. Natürlich der Balde, jo wo der emmer so schwer krank worde isch ond sie hot net fort könne, des war arg, aber sonst waret die Kendle doch bloß lieb, schreibt se 30 Johr später in ihre Tagebücher rückblickend.

Die schöne große Wanderunge, wo mer vo Diebenge aus hot mache könne, hot se in schönster Erinnerung. Weit isch mer damols g'glaufe, im Gegesatz zu heut. Es hot jo scho die Bahn gebe, aber s'Fahrgeld bis Reutlinge nüber, do hot mer könne spare, wenn mer bis Kirche'furt g'laufe isch, was mer oft do hot. Mit ond ohne B'suech isch mer über de Berg nach Bebehause, ins Waldhörnle oder zum Bläsibad, nach Schwärzloch nuf oder ins Weilheimer Kneiple, uf d'Wurmlinger - ond Belsener Kapell oder über Rottenburg nach Bad Niedernau, wo jo damols für d'Studente emmer Ebbes los war. Ja, bis nach Bad Imnau ond Haigerloch isch mer g'laufe. Der Hermann hot sich obe zwische seine Bücher em Schloß wohl g'fühlt. Er isch in seiner Universitätsbibliothek vo neune morgens bis mittags um viere g'stande. In der Mittagspaus hot ihm sei Marie in em Körble a Fleischbrüh' ond Gersteschleim brocht. Für sie war des a heilig's Stündle, wenn se alloi bei ihrem Dichtermaa hat sei dürfe. Er hot ihr die neueschte Bücher zeigt ond sie hots dürfe mitnehme ond vor die Professore lese. Aber er hot immer g'sagt, daß se arg uffpasse mueß, daß koi Fleck nakommt ond's net verlore goht. Er hot sei genials Weible scho guet kennt!

Wenn der Hermann sei Arbet zeitig fertig g'het hot, hot er in seim Pult onter die Rechnunge irgend a Manuscript vorg'holt ond hot könne seim eigentliche Beruf nachgange. Mittags um viere beim Hoimweg hot er gern an Omweg g'macht, daß er net hot so viel schwätze müsse. Mer hot sich jo bald kennt in dem Städtle mit dene achttausend Ei'wohner. Oft war uf der Neckarbrück' Ebbes los, entweder isch mer wege dene viele Fuhrwerk net vorbeikomme, oder sen d'Studente übers G'länder g'hangt ond hen nag'schrie: "Jockele sperr, Jockele sperr." No hot mer g'wußt, es sen wieder Flößer vom Schwarzwald ra komme, die mer veräbbelt hot.

Geld war emmer no knapp, obwoll dr Hermann jo en Verdienscht g'het hot. Die Josephine ond die Marie hen oft bloß an leere Kaffe tronke, des hen die Kender no gar net so mitkriegt. Bloß der Oberlausbue, dr guetmütig Alfred, der hots bald g'merkt ond am Abend oft sei halbe Wurscht der Fina zug'steckt, weil die jo vom Schaffe g'wieß an andre Honger kriegt han mueß, wie sei Mutter beim Schulmeischtere.

Wie se im Dezember 1863 uf Diebenge komme sen, waret die fünf Kender zwische drei ond zehn Jahr alt. Beim Ei'zug war in der nuie Wohnung die Speiskammer so voll, wie's die Josephine seit der Marie ihre Kinderdag nemme g'sehe hot: Würscht sen an Schnür g'hangt, Äpfel, Schnitz, Zwetschge hots g'het, Reis, Zucker, Mehl, Kaffe, Butterballe, Milchkrüg, älles was mer denke kaa! Sogar a neuer Sopha wär in dr Stub g'stande! - Ond wer war der guete Goischt? Es war a Jugendfreundin von dr Marie ihrer Mutter, die Kriegsministere Miller, die ihrem verwitwete Schwiegersoh', dem Professor Roemer de Haushalt g'führt hot. Der war ausg'rechnet dr Soh' vom radikale Märzminster Roemer, der in dr "Württe'bergische Zeitong" so gege die Redaktio' vom "Beobachter", also gege de Hermann g'hetzt g'habt hot ond der de Hermann sogar amol zu me Duell mit em Dege öffentlich aufg'fordert hot. Dr Hermann war jo koi Corpsstudent ond häb deshalb g'sagt, er mach so was bloß mit em Revolver auf fünf Fueß Entfernong, aber des häb der Raufbold Roemer no doch nemme wolle.

Die schö voll Speiskammer hot aber schnell die Schwindsucht kriegt, denn im Lauf der nächste Johr hot die Fina für acht größere Persone immer meh zum Esse braucht. Für die Marie Kurz hen die Sorge scho zum Lebe g'hört, wenn se koine g'het hot, no hot se sich welche g'suecht. Der Kurz hot dem Heyse manchmal in seine Brief humorvoll vorg'jammert ond hot sei Frau do immer als Pythia bezeichnet (A). Ob sie des g'wußt hot? Wohl kaum, sonscht hätt se g'wies in oim Brief an ihr Freundin amol Ebbes vermerkt, aber do stoht des Wort Pythia nirgens. Die Pythia war ja die weissagende Priesterin des Orakels zu Delphi. Passt hot der Ausdruck scho zur Marie. Wie oft isch se uf em Hockerle g'sesse, hot ihre Händ' in de Schoß g'glegt ond mit ihre große dunkle Auge o'heilschwanger vor sich hing'starrt. Sie war a diefs Wasser ond niemand hot g'ahnt, was sie scho wieder im Vorraus sieht. Sie hot wohl an siebte Sinn g'het! Im selbe Moment aber, wo se so daub dog'hockt isch, hot se au könne wieder quitschvergnügt blitzschnell hochsprenge ond war himmelhochjauchzend, um no glei wieder, wie a Luftballon z'samme zu schnurre. Dr Paul Heyse, in den sie jo nebe ihrem Maa mehrere Johr saumäßig verknallt war, (sie schwärmt wie a Backfisch in ihre Brief an ihr Freudin für ihn) bezeichnet se derwege als Luftballon. A großer Schriftwechsel zwische dem Kurz ond dem Heyse liegt in München. Erscht aus dem Hermann seine Brief merkt mer eigentlich, was der doch für en sonnige Humor g'het hot! De Briefwechsel von ihm mit em Mörike kann mer jo in em Buech lese (A), aber die an de Heyse leider no net, die lieget in München. Abschrifte vo etliche Brief hot des Kurtze-Bäsle, die Heidi Stelzer-Kurtz, fürs Reutlinger Stadtarchiv g'macht. In dene Brief schreibt a andermal der Hermann seim jonge Dichterfreund: "...Wenn ich nur auch wüßte, welcher Macht ich die arme Pythia übergeben soll. Die gute, unkluge Seele sorgt sich aus purem Gewohnheitslaster immer noch zu tod: denn gerade wo es vernünftigerweise nichts mehr zu sorgen gibt, da beginnt sie erst recht mit Todesverachtung zu sorgen". Wenn se so g'jammert hot, war die Isolde die oinzig vo der Familie, wo se wieder häb umstimme könne, moint die, die Josephine mit ihrer Baßstimm', die häb dr Marie ihr G'jommer jo no unterstützt. Die zwoi laufende Tagebücher, vo dene vier Johr in der Diebenger Zeit vom Juni 1866 bis zum Mai 1870 enthalte immer wieder neue Sorge von dr Marie, vor ällem um ihre Kender oder au om die groß' Politik mit oinere furchtbare Angscht, daß ihre Buebe sicher au amol onter die Pickelhaub' müsstet. Aber die Marie macht sich au Sorge om kranke Leut im Städtle, wenn z. Bsp. wieder amol a Kend unter a Fuhrwerk komme isch, oder wie dr Apotheker John g'storbe isch ond wer sich als Nachfolger interessiert hot (A); ja, sogar für die Jude im Ausland setzt sie sich ei' (A). Aber ihr Hauptsorg gilt immer z'erscht ihrem Dichtermaa ond dem kranke Garibaldi. Zwischenei philosophiert se au oder schwärmt vo Bücher, wo se grad g'lese hot ond isch begeischtert vo dene viele internationale Studente, wo bei ihr aus ond ei´gange send. Jo, jonge Leut hot se om sich braucht, die hen ihren Schwung immer wieder beflügelt.

Ihre Verwandte, d' Familie Silcher hot sie wohl au b'sucht, aber koin nähere Kontakt pflegt. Der Onkel Friedrich isch jo scho 1860, also drei Jahr vor Kurzens ihrer Diebenger Zeit 71jährig g'storbe g'wese, jetzt war dr Scherzer Universitätsmusikdirektor, die Louise Silcher, geb. Enslin war alt, ihre Kender Carl, Luise und Julie hen no g'leabt und waret ung'fähr in der Marie ihrem Alter, aber die waret verheiratet ond hen nemme in Diebenge g'wohnt. Der Carl isch Pfarrer worde, die Julie war mit em Pfarrer Gustav Günzler verheiratet ond die musikalisch Luis isch die Frau von em Amtmann Adolf Hecker worde. Silchers hen jo gegenüber vom Museum in der Wilhelmstraß' ihr Haus g'het. Der Hermann hot sein Onkel vielleicht scho' in Maulbronn enttäuscht. Wege dem hot er dort Kontrabaß g'lernt, weil der Silcher in seim Diebinger Orcheschter koin g'het hot. Aber der Lausbue vo Hermann, wie der g'merkt hot, daß sei Musiklehrer es absolute G'hör hot, häb der sein Baß emmer um en halbe Ton anders g'stimmt, des ganz Orchester häb sich danach richte müsse ond der Lehrer wär fuchsdeufelswild worde, weils jo net g'stimmt hot. Als Neffe vom Silcher seiner Frau isch der Hermann aber in seiner Stiftszeit trotzdem oft zu de Silchers komme ond hot au em Onkel Fritz Quelle vo ausländische Melodie erschlosse, wo er de Text übersetzt hot. Er hot au zu ausländische Melodie en Text onterlegt. Des hot ihm der Onkel Silcher hoch ang'rechnet, weil der g'wußt häb, wie schwer so was isch. Dr Hermann war aber so bescheide, daß er onter seine Text oft net amol sein Name g'schriebe hot. Der Kurz hot zum Kontrabaß au no Flöte spiele lerne, denn er war scho musikalisch ond hot d'Musik braucht, im Gegesatz zu seiner u'musikalische Frau. Bloß, wie scho g'sagt, des Klaviergeklimper om ihn rum, wenn er sein Goischt braucht hot, des hot ihn so narret mache könne, daß er uf die "Klavierbeschtie" g'fluecht hot ond die Familie im Echo mit. Sei Isolde hätt g'wieß au a Instrument lerne könne, aber des isch gar nie zur Diskussio g'stande, weil jo ihr Mutter als Kend die Klavierstund g'schmisse hot.

Zum Prof. Adelbert Keller ond seiner Familie isch die Marie gern gange. (Im 73er Johr nach dr Uhlandfeier, hot der bei de Studente bloß dr "zopfige Adelbert" g'hoiße, weil er verhindert hot, daß der Herwegh zu der Feier eig'lade worde isch. Dr Keller häb nämlich damols g'sait, daß dr Herwegh a zu u'sittlicher Mensch wär.) Immer öfter isch die Marie zur Witwe Uhland nuf. Die hot damols g'rad an die Lebenserinneronge über ihren Maa g'schriebe: "Eine Gabe für Freunde" mit dr Widmong für de Mörike (A). Sie schreibt do au von ihrem Maa, wie er em Neckar ond au im Bodensee bei 11 Grad ond no weniger badet häb. Es sen au Briefauszüg in dem Buech drin, wo dr Ludwig seiner Frau genau schreibt, welche Obschtsorte se pflanze soll ond wo se dui am beschte kauft, nämlich die Lederäpfel ond die Bödigheimer vom Einsiedel ond net vom warme Onterland, usw. Es hend jo dürfe au bloß niedere Obschtsorte sei, weil der Uhland so arg kurzsichtig g'wese isch.

A stadtbekannte Persönlichkeit, die aber a args Klatschweib g'wese sei soll, die Ottilie Wildermuth hot bloß dr Hermann b'suecht. Die Marie moint jo in em Brief, daß se mit dere g'wies glei Händel kriege dät. Se waret als Hausfraue ond au politisch ond religiös jo so grondverschiede wie mer no sei kaa.

Am Allerliebschte isch die Marie aber zum alte Juschtizrat Karl Mayer, dem Busefreund vom Uhland gange, der vis a vis vo der Ottilie in der Gartestroß' g'wohnt hot ond der so schö d'Natur besonge hot (A) ond sich, obgleich er jo vo Waiblinge komme isch, furchtbar verkämpft hot, daß in dem alte Diebenge nix Moderns baut wird. Vor dr Begradigong vom Neckar verkämpft er sich in dem schöne Gedicht:

"Ihr Türme habt, ihr ernsten Mauern,
Jahrhunderte den Fluß erblickt.
Ich seh mit schmerzlichem Bedauern,
Zu welchem Werke man sich schickt.

Zerstörung droht. Es wird entrissen
Sein Herzensbild dem hellen Fluß;
Ihr sollt, entformte Steine, missen
Hinfort den schönen Wellenkuß!

Ehrwürd'ge Laute, schweigt, ihr Glocken!
Verhalle, Ruf der grauen Stadt!
Sie schlägt ihr alt Gepräg in Brocken,
Macht sich zum Flecken, eitel, platt..."

Karl Mayer

Vor ällem mit dr jüngschte Dochter, mit dr Emilie hots die Marie guet könne. Nachdem der Karl Mayer im Februar 1870, 84jährig g'storbe isch, war die Marie die erscht, wo dem en schwarzomwondene Lorbeerkranz brocht hot. Viel ausführlicher wie die Ottilie Wildermuth schreibt die Marie Kurz vo dem schreckliche U'fall vom Enkel Louis, der g'rad vor em Leichezug vom Balko en der Gartestroß rontergfalle isch ond sich neun Wirbel broche hot! Des war damols a Stadtspräch. Die Marie moint, bloß a Professor Bruns hätt des fertigbrocht ond die Wirbel wieder eing'richtet, ohne Röntgeapparat, den es jo damols no gar net gebe hot. Aber erscht nach viele Woche, wo der Bue furchtbare Schmerze g'het hot, hen die Doktors wieder Hoffnung auf e Genesong mache könne!

Des Diebenge war jo damols gar net schö ond vor ällem furchtbar drecket, wie's viele Dichter scho beschriebe hen. Wenn dr Hermann morgens vo seim vornehme Haus in dr Neckarvorstadt zum Schloß nuf g'laufe isch, hot er net bloß durch den viele Mischt laufe müsse, sondern aufpasse, daß er koi Ladung vo em Nachtg'schirr uf de Kopf kriegt hot. Au der Krieg zwische der obere ond der untere Stadt mueß damols g' fürchtet g'wese sei. Koi Universitätsang'höriger könnt ung'fährdet durch die unter Stadt laufe, moint die Marie. Oimol isch die Familie von e'm Spaziergang komme ond durch die "Gogerei" g'laufe, do häb doch so a Bürschle dem Butzel, der am Edgar seiner Hand war, oins auf de Kopf g'schlage. Dr Edgar isch mit seim Stecke hinter dem Lausbub her ond hot dem wieder oine gebe. Aber jetzt wäret vo überall Leut z'sammeg'laufe ond hättet a G'schroi ond a Schimpferei vollführt, daß die Marie schleunigscht g'macht hot, daß se mit ihre Kender aus dem ontere Stadtviertel noch le'big rauskomme isch. Sie hätt am ganze Loib zittert, schreibt se.

Au wenn net viel Geld do war, die viele Wirtschäftle hen älle ihren Omsatz g'macht, denn die Herre ond au Fraue, wie die Marie send abends oft do lang g'sesse ond hen diskutiert ond politisiert. Ins "Sommertheater", im Hennesche Garte, d'Isolde schreibt vo der "Tübinger Schmiere," des war im Wirtsgarten bei dr Marquardtei, do hot d'Josephine mit oim Kend au hie dürfe, wenn se g'rad en' Klassiker g'spielt hen. Es soll onter seim Direktor Carl Urban net schlecht g'wese sei. Ins Konzert sen Kurzens nie, die Isolde hot so Ebbes erscht im Alter verschmeckt. Aber es waret dort au große politsche Volksversammlonge mit arg viel Teilnehmer, do isch die Marie ond sogar ihr Hermann mit älle Kender hi'. Au Vorträg in der Uni, wenn se no so langweilig waret, dui hot mer mitg'nomme, wege dene isch die Marie sogar bis Reutlenge g'fahre ond hot dann bei ihrer Freundin Marie g'nächtigt. Es mueß a dicke Freundschaft g'wese sei zwische Finckhs ond Kurzens. Von dem Hermann seiner Hoimatstadt Reutlenge, kann mer in dem seine Büecher lese.(A.) Des lohnt sich heut no'! Die Kender von Kurzens hen manche Feriedäg dort verbringe dürfe. Die Marie Knapp geb. Finckh, die Leitere vo der Frauearbeitschuel, war au a g'scheits Haus. Ihr Maa isch jo leider so arg bald scho g'storbe. Vielleicht isch au desderwege die Freundschaft mit Kurzens so eng worde? Der Vater Finckh war Doktor in Reutlenge. -

Zu einige bedeutende Professore hen Kurzens an guete Kontakt g'het. v.a. zu de alte Parteigenosse wie die Professore Keller, Hegelmaier, Schäffle, Fricker, Mandry, Holland, Strecker, Teuffel, Brinz (A) ond wie scho g'schriebe vor ällem ebe zum alte Justizrat dem Karl Mayer, später au no zu etliche andere Professorefamilie, wie zu Liebermeischters ond au zu Säxingers, dem Gynäkolog im Altklinikum am Necker, bei dem der Edgar später Assistenzarzt worde isch. Mer hot natürlich au mit etliche Lehrer, vor ällem mit em Lehrer Zeyher, der de Erwin so möge hot ond mit em Hausarzt, dem Doktor Gärtner (A) ond dene ihre Familie Freundschafte g'schlosse.(A.) Mit em Hermann sei'm Vorg'setzte, dem strenge Prof. Dr. Rudolph Roth ond au mit Leut, wo ebe zur andre Partei g'hört hen, hen Kurzens de Kontakt net übers G'schäftliche naus pflegt. Mit seine Kollege in dr Bibliothek (A) ond mit dene ihre Familie, vor ällem mit dem Karle Klüpfel, dem Schwiegersoh' vom Guschtav Schwab, der dem Hermann am Anfang so viel g'holfe hot, hot mer scho guete Kontakt g'het. Allerdings zum Klüpfel seiner so g'scheite Frau hot die Marie koin so guete Droht kriegt. Die isch au als brave Pfarrerstochter in Gomaringe ganz anders erzoge worde (A) wie die Marie von Brunnow, des oinzig Kend vo u'chrischtliche Eltern!

Aber ihr Freundin, die Marie Caspert ond die Marie Klüpfel, die hen sich arg möge. Die Marie Caspert isch net bloß wege Kurzens so gern ond oft in Diebenge g'wese, sondern wege dene Klüpfels. Mit dem G'schichtsforscher, dem Prof. Kugler hot der Hermann von A'fang aa de Verkehr pflegt, scho, weil dem sei Dochter Margret mit seim Dichterfreund Paul Heyse verheiratet g'wese isch. Beim Hermann hoißt der jo meischt bloß der Kegel-Kugler, weil der ihn mitg'nomme hot in sei Kegelg'sellschaft hinter der Schloßküferei. A ganz enge Freundschaft hot die Marie mit em Prof. Strecker seiner Lina g'het. Die Lina ond die Marie waret oi Herz ond oi Seel.

Im Haus in der Karlstroß 13 hen onter ihne zwoi Professorefamilie g'wohnt. Im erste Stock der Prof. Sigwart ond direkt onter ihne Hegelmai(e)rs, mit dene Kurzens arg guet g'stande sen. Kurzens Wohnung war ganz obe. Drei mol 20 Treppe hot die Josephine die Körb nauftrage müsse. Es war eng do obe ond hot au bloß kloine Fenschter g'het ond schräge Wänd'. Aber a Dachterass' war do, wo mer hot die Wäsch' aufhänge könne ond die Fina ihr'n Peterling ond Schnittlauch ond oft no a paar Stockhäfe mit Blueme hot ziege könne.

Mer hot vo do obe die Stiftskirch g'sehe ond vor ällem die schöne Gärte zum Öschterberg nuf. Nebe ihne war jo des "Gaschthaus zur Eisebahn", au so a wuchtigs Gebäude. Des hot ihne viel Licht wegg' nomme, aber mer hot doch auf die Stoilach ond zu de Schießständ' auf den große Exerzierplatz drhinter ragucke könne, wo die Kender g'spielt hen. Hente isch die Stoilach vorbeig'laufe mit me große Kiesbett, des war schö für'd Kender, vor ällem d'Isolde hot do viel g'spielt ond badet. Wenn die Stoilach Hochwasser g'het hot im Frühjohr ond die Kender drauße waret, hot die Marie ernschthafte Gründ g'habt sich zu sorge. Ganz entzückt war sie immer wieder von dem schöne weite Blick ins Neckar- ond ins Stoilachtal mit der Alb dahinter. Wie oft isch se am Abend am Fenschter g'sesse, hot dem Balde was vorg'lese ond an der spannenste Stell aufg'hört ond hot g'ruefe: "Kender, Fina gucket au, was heut wieder für a schöner Sonneuntergang isch!" Wie a Feuerball isch die Sonn über'm Spitzberg ontergange, der Himmel hot älle Regischter vo Rot zoge mit kloine graue Schleier drin, die Bäum em Neckartal hen g'leuchtet, es war a Pracht, bis es langsam immer dunkler worde isch. Dr Abendstern isch erschiene ond die Josephine hot die Laterne anzündet.

So schö wies au do obe war ond so gern wie se in dr Karlstoß g'wohnt hen, der wüscht ond geizig Hausbesitzer, dr Zimmerer Letsche, der hot dem Hermann ond dr Marie die schö Wohnung emmer meh verloidet. Schließlich sen die Kurzekender koine so brave Lämmle g'wese ond hen halt oft im Treppehaus döbet. Die Wänd hen au Kratzer kriegt, ond wenn der Edgar ond der Alfred daude Viecher en'd Wohnung nauftrage hen, um se zu setziere, oder scho wenn se bloß mit ihre Dreckstiefel die Treppe nuf sen ond der Letsche hot des g'sehe, no hot der döbet! Vor ällem hen Kurzens au die Miete net immer gleich am erschte zahle könne, weil halt oifach koi Geld do war ond des wars vor ällem, wieso dr Letsche uf Kurzens so a Wuet g'het hot. Emmer wieder isch der vor dr Glastür g'stande, hot in d'Wohnung guckt ond die U'ordnong g'sehe, aber koi Geld vo dene Leut kriegt. No hot er g'schrie', se sollet sich zum Deufel schere, er kündig ihne die Wohnung, sie müsstet uf Georgi ausziehe, wohin wär ihm egal! Älle Dag isch die Marie im Städtle rumg'laufe, um a bassende billigere Wohnong für die groß Familie zu fende, aber sie hot viele Monat oifach nix g'fonde. Wie se vor Oschtere wieder g'suecht hot ond nebeher no auf em Markt eikauft, isch se mit em Genschowski ins G'spräch komme ond der hot g'sagt, bei ihm auf em Markt im Cafe Voigt im Dachstock wär grad a Wohnong frei worde, se solls doch glei amol angucke. Es war ganz obe, eng ond arg kloi für acht Leut, aber dr Genschowski ond sei Frau send so herzlich ond nett g'wese, daß Kurzens die Wohnong g'nomme hen, au im Hinblick, daß vom Markt aus nemme so weit zum Schloß nauf war.

So isch die Familie no am 24. April 1867 en die Kronestroß 11 umzoge, die Haustür war nämlich hente, des war scho der 1. Stock, em Erdg'schoß onte am Markt isch jo des Cafe Voigt g'wese, heut hoißts Cafe Pfuderer ond die Hausbesitzere isch heut die Helga Gauker. Dr Omzugsdag war dr erschte warme Frühlingsdag, die Bäum' waret g'rad aufblüht. Sehnsüchtig hot die Marie vo der Karlstroß obe no oimol ins sonnige Neckardal nufguckt mit dene schöne viele Bäum! -

War des a Schlepperei bis älle Sache obe en dr Kronestroß im Dach verstaut waret. Vor ällem der starke Alfred hot wie a Laschteträger g'schleppt ond die Marie hot müsse nach em Omzug zwoi Dag ins Bett, weil se nemme könne hot. Dr Alfred hot zur Belohnung für sei Schlepperei a paar Dag nach Reutlenge dürfe. Es war guet, daß noch Oschterferie waret, erscht am 2. Mai isch die Schuel wieder los gange. Die Fina hot g'stöhnt, weil's wieder so viele Treppe bis in de dritte Stock nauf g'wese sen. Das Treppehaus war eng ond dunkel ond au die Zimmer waret kloiner. Dem Hermann hot mer ganz obe im Dach, nebe dr Fina ihrem Kämmerle zwoi größere Kämmerle eing'richtet. En Vorhang hot er jo nie wolle, sei Stehpult, an Sessel, a klois Tischle, a Schemele, sei klois Bücherregäle ond a Kanoneöfele, des war älles, was do mit Müh ond Not reigange isch. Aber die Familie hot sich doch bald in der Wohnong dann arg wohl ond drhoim g'fühlt, au wege der Nettigkeit vo dene Hausleut. Dr Genschowski war Pole ond sie war a Schwäbin. Die Frau Genschowski ond die Fina hen au bald a dicke Freundschaft g'schlosse. Mer hot mitte en dr Stadt zwar koin Baum g'sehe, sondern bloß Häuser, ond des sen Kurzens net g'wöhnt g'wese. Aber vis a vis auf em Rathaus ganz rechts, war jo damols des Storchenescht. Des war ebbes Lebigs, wo die ganz Familie emmer wieder g'freut hot! Rechts überm Platz hot der Hermann zu seim "Gasthaus zum Lamm" nübergucke könne, wo er als Student so gern einkehrt isch ond in seim Buch: "Das Wirtshaus gegenüber" (A) so schö beschriebe hot. Wenn mer ins Grüne hot wolle, no isch mer jo au schnell zum Schtädtle drause g'wese. So sen Kurzens glei am erschte Sonntag nach dem Omzug, die ganz Familie nach Schwärzloch g'laufe. Des war au damols scho a beliebts Ausflugslokäle. Dr Schwärzlocher Hof hot jo ganz früher es Kloschter Blaubeure besesse, später vom 16. Jh. bis 1828 hots no zom Diebenger Spital g'hört, ond seitdem isch in dem schöne Kapelleg'wölb vom 13. Jahrhondert des beliebt Wirtschäftle mit dem schöne weite Blick ins Ammertäle.

Doch leider isch dr Herman nach dene viele Aufregonge wieder amol krank worde ond hot au nemme schlafe könne. Er hot sich jo so über dem Letsche seine Schikane ufrege müsse, hot Bauchweh kriegt ond war so g'reizt. Er hot jo sogar gege den no' a Interimsklag verfaßt. In seine schlaflose Nächt hot sei Mädle Isolde mit der Mutter ihm abwechseln aus: "Varnhagens Denkwürdigkeiten" vorg'lese bis sich no aber doch bald en dr nuie Wohnung seine Nerve wieder beruhigt hen, ond sich des langentbehrte G'fühl vo em trauliche Zusammelebe bei älle eing'stellt hot.

Nander nach sen no au jede Menge B'such komme. Studente ond Professore sen bei Kurzens aus ond ei'gange. Vo Esslinge isch dr Franz Hopf mit seine Leut komme, vo Stuegert Oeschterles ond dr Dulk mit seiner Anna ond noch em Buebe, dr Dr. Stockmaier ond sei Familie, die Dichter J. G. Fischer ond em Hermann sei Freund Vischer, drzue no viele andre berühmte Leut wie dr Auerbach, dr Seeger, Becher ond natürlich au dem Hermann sei Freund, dr Dichterpfarrer Rudolf Kausler mit seiner Nichte Marie Caspert, "dem Waldfegerle", die Charlotte Rantzau ond die Marie Schäuffelen ond viele andere. Allerdings die vo Reutlinge, wie die Marie Knapp mit ihrem Mäxle, waret die häufigschte Gäscht, weil die au net weit g'het hen. Die Kender hen au immer ihre viele Kamerädle mitbrocht, am meischte war dem Edgar sei Busefreund Ernst Mohl do, den jo die Marie au arg möge hot, obwohl der aus so em fromme Pfarrhaus komme isch. Dr Mohl war 17 Johr alt, wo die Isolde mit 13 ihren erschte Tanzstundeball g'habt hot. Von dem hot sie ihr erschtes Liebesgedicht kriegt. Oft sen au dr Pfarrersonkel Heinrich Mohr mit seim gotzige lebhafte Heinerle vo Mühlheim am Bach nach Diebenge komme ond hen do immer bei Kurzens ei'kehrt. Mit dem hot die Marie allerdings bald arge politische Händel kriegt, weil der so für de Bismarck g'schwärmt hot ond die Marie doch immer gege die "Bismärcker" war (A). Sei Bub wär arg g'scheit g'wese, aber a verzogener Lausbue! Die Mohre sen dann nemme so oft komme, au weil se jetzt weiter weg nach Asch bei Blaubeure zoge send ond dr Bue im Seminar in Maulbronn war. Der wär übrigens koi Pfarrer worde, aber er soll a origineller Richter in Oberndorf g'wese sei.

Au a Redakteur vo ner Augsburger Zeitong ond a Nikolaus Becker aus New York sen durch den "Daubeschlag" gange. Aus Wien hot dr Feuilletonredakteur Ludwig Ekhard vom "Neue Wiener Blatt" im Oktober 1869 de Hermann mit de schmeichelhafteschte Verheißonge ang'worbe ond sogar die Marie ond die Isolde no für sei Frauezeitong g'winne wolle. Immer wieder war des Original, dr spätere französische Minischter Edouard Vaillant (A), a ganz b'sonderer Maa do. Vo and're Celebritäte sen dr Freese, dr Walesrode, dr Freiligrath, dr Moritz Hartmann ond dr Pfau öfter komme. Der letschtere isch au immer gern ins Bläsibad (A) zur Frau Weber naus. Mit all dene viele B'suech hot mer Wanderonge mit dr Familie g'macht. So schildert d' Marie en Hoimweg vo Schwärzloch, wo der 6jährig Balde g'falle isch, weil er zuviel dronke g'het hot. Die Kender hen jo damols älle scho Bier dronke. Und wo sen se alles einkehrt: Im Waldhörnle, im Weilheimer Kneiple, in Bebehause, in Hagelloch, in Wankheim ond Immehause, in Rottenburg oder über d'Weilerburg naus bis nach Bad Niedernau. Sehr oft isch mer natürlich über de Schloßberg zu der vom Uhland so schö besungene Wurmlinger Kapell! Do hot dr Edgar mit em Freund sogar amol a Nacht verbringe wolle. Aber des hot dene die Mutter Marie doch austriebe: Au wenn mer no so sehr von dr Naturwisseschaft g'läutert wär ond gebildet, könn' mer sich net schütze gege des Schauerliche dort ond was, wenn oim der Tod auf em einsame Friedhof entgegetrete tät, frogt sie die Buebe? So a Abenteuer, moint se, mueß de Tod bedeute.

Manchsmol isch mer au no weiter auf d'Alb, vor ällem auf de Roßberg ond auf de Lichtestein. Meischt sen se z'erscht ge Reutlinge nüber ond von do aus net bloß auf d'Achalm, sondern au auf viele andre Albberg. Im Gaisbühl sen se au oft spaziere g'wese. Auf em Weg nach Kirchefurt, wo mer aufs Zügle vo Reutlinge amol hot warte müsse, hot die Marie mit de Kender a Distichon g'macht: "Braunes schäumendes Bier, wie rinnst du so glatt durch die Kehle. Während der schlechte Cafe durstig die Durstende läßt. Kühlung sichelt der Wind, und der milde Wein gibt uns Schatten. Aber aus säuselndem Wald rufet der Kuckuck uns zu. Lachende Flur und schäumendes Bier verkürzt uns das Warten bis mit dampfendem Roß uns die Erwartenden nahn." - Von Kirchetellinsfurt stammet jo die Kurtzens ursprünglich her (A).

Unte im Haus im Cafe Voigt hot mer oft bis über Mitternacht mit dene B'such kneipt. Eikaufe hot mer au vor der Haustür könne. Es waret älle Lädle do ond bei de Marktfraue hot mr Kartoffel ond G'mües kriegt. Die Lausbuebe hen natürlich au älleweil ihr Gaude g'het ond die Marktweiber vom Fenschter aus beobachtet. Dui hen nämlich oft koi Unterwäsch onter ihre Trachte trage, do hot mer auf em Bode interessante Beobachtonge mache könne, aber so was hen die Buebe dr Mutter wohlweislich net verzählt.

Nie hätte Kurzens denkt, daß se über zehn Johr in der Wohnung bleibe tätet, aber es isch a Hoimet worde! - Wie se einzoge sen, waret die Kender zwische 7 ond 14 Johr alt. Sie sen also die wichtigschte Johr am Markt in Diebenge drhoim g'wese.

Die Marie jammert in ihre Tagebücher vo damols vo dene Auseinandersetzonge mit ihre Lausbuebe, hot des aber später dick durchg'striche, daß mer bloß no Brocke lese kaa. Sie schreibt nadürlich no au wieder ganz stolz, wie guet die Kender, vor ällem dr Edgar in dr Schuel wartet, aber sie jammert au, weil der Erwin sitze bliebe isch, trotz seine Nachhilfestonde vom Lehrer Zeyher. Den hot mer aber bald nach Rotteburg g'schickt, wo a guete Malschuel  war, denn fürs Zeichne hätt er a große Begabung g'habt.

Die Marie übt alle Tag viele Stond mit ihrer Isolde z'samme Französisch, Englisch, Italienisch ond Latein. Im Französische hen se bald älle Tragödie vom Voltaire ond später no seine Roman g'lese. Die Isolde hot jo au schon sehr jong gege Geld italienische ond französische Roman übersetze dürfe für de "Beobachter" ond für de "Ausländische Novelleschatz", den der Paul Heyse mit em Kurz nach em "Deutsche Novelleschatz" au no z'samme rausgebe hen (A). Durch die Büecher mit em Heyse z'samme hen Kurzens zum erschte mal an g'wisse Wohlstand erlangt. Dr Hermann schwärmt sogar scho, daß er jetzt seine Kender a groß Vermöge vermache könnt. Z'erscht hot er des Geld immer seiner Marie gebe, wie's no noch meh worde isch ond dr Heyse g'merkt hot, daß die Familie net spare kann, hot der des Geld in München deponiert ond Kurzens hen schreibe müsse, wenn se was braucht hen. Die Fina hot jo scho g'wußt, wie mer sparsam wirtschaftet, aber wenn die Kender bettelt hen, hot die Marie ihre Buebe für ihr Nachtlebe immer wieder was zug'steckt, obgleich's ihr jo net g'falle hot, wenn die nie hoim komme sen.

Auf d'Isolde sen die Diebenger Fraue net guet zu spreche g'wese, scho weil se g'ritte isch ond als oinzigs Mädle im Neckar badet hot.- Daß der Alfred koi Ausdauer beim Griechische g'het hot, des macht der Mutter viel Jammer ond überhaupt, weil der halt so a arger Flegel war. Aber meh no wie den, klagt sie sich selber vor älle a', weil sie halt so a Angschthas wär, so wie's au ihr Hermann in seine Brief an de Paul Heyse schreibt, wenn er über sei "Pytia" stöhnt (A). G´sondheitlich isch es aber dem Hermann doch in Diebenge bald scho viel besser gange, au wo's Geld no net g'langt hot. Die Marie schreibt ihrer Freundin, daß sie des doch der Bibliotheksstell' zu verdanke häb! Der Hermann hot könne nebe seine Pflichtaufgabe noch viel schaffe! Im Sommer 1865, wo sogar sei Marie mit Märchenschreibe die Haushaltskass' no hot aufbessere könne, sie häb für jede Seit' 33 Gulde verdient, do hot ihr Hermann sei berühmte Abhandlong über de Simplicissimus vom Grimmelshause g'schriebe (A). Für die Forschonge hen sich au der Karle Klüpfel ond der Adelbert Keller interessiert. Mer hätt's in 'ner Beilage bei der "Allgemeine Zeitong" 1865 veröffentlicht. Im Januar drauf hot dr Hermann auf Vera'lassong vom Germanischt Karl Bartsch drfür sogar de Ehredoktor, zwar net von der Diebenger, sondern von der Rostocker Universität kriegt. Wie dr Kurz in Diebenge ang'fange hot, moint er, mit fünfzig Johr brauch mer jo koin Doktor meh' zu mache ond jetzt isch er, ohne daß er des wolle hot, doch noch "Doctor philosophicae" worde! Er hot viel g'forscht ond g'schafft oft bis dief in die Nacht. Es waret au Shakespeareübersetzonge ond aus em Spanische etliche Lustpiel vom Miguel de Cervantes, aber net dem sein' "Don Quichote". An Gedichter isch in dem Haus am Markt aber anscheinend bloß des oine Gedicht "Roswitha" entstande.

Wenn dr Hermann am Abend a Paus' eing'legt hot, no isch er ganz leis die Trepp ronter komme ond hot seine Kinder, die er jo net viel g'sehe hot im Schlaf anguckt ond jedem a Küßle gebe. Vor ällem am Bett von seim oinzige Mädle Isolde isch er öfter länger verweilt ond hot der ihr Schönheit betrachtet. Er hot sich g'freut, daß sei Mädle im Schreibe so talentiert war. Beim Butzel Balde häb er au öfter länger am Bettle verweilt, häb aber g'moint, dem gang's jo jetzt besser, so wie der aussieht. Sei Marie hot sich net traut ihm zu sage, was sie vom Doktor g'wußt hot, daß der Bub nie meh ganz g'sond werde könnt. Die Isolde hot au immer viel Zeit bei dem am Bett verbrocht ond au ihre Brüder, vor ällem in spätere Johr, wie dr Edgar ond Alfred Medizinstudente waret. Doch am Meischte hen natürlich die Marie ond die Fina für den Bue doe. In die Schuel hot der Balde jo jedes Johr bloß immer im Sommer a paar Woche gange könne, sonscht hot ihn die Mutter unterrichtet. Im Johr 1866, dr Balde war g'rad wieder arg krank mit oiner G'sichtslähmong ond em schiefe Mund, dr Doktor Gärtner hot a Schwitz- ond a Jodkur verordnet, was net viel brocht hat, aber irgendwann isch es no doch wieder besser worde; ond au die andre Kender, wo dauernd krank waret, vor ällem dr Edgar wieder mit seine furchtbare Nervekopfschmerze, in sellem Johr hots jo au wieder amol politisch schlimm ausg'sehe. Dr Hermann hot sich von jeder Politik ganz zurückzoge ond nix meh wisse wolle. Umso meh hot sich aber sei Marie aufg'regt. Wie der "Heldejüngling" Blind zum Tod verurteilt worde isch, hot sie sogar für die Zeitong " Gradaus" a politisch Gedicht verfasst, des später sogar au in der deutschsprachige englische Zeitong "Hermann" (A) veröffentlicht worde isch. Mit dem Bruder Carl Blind war die Marie dann lang im Briefwechsel. Ihr war, wie sie schreibt, die politisch Freiheit zum Evangelium g'worde. Vor Wuet hot se do wieder amol kocht. Daß es wieder so an Rückfall in die Barbarei gebe hot ond des mueß sie, die rote Marie höre, wo sie jetzt vier Buebe groß zoge hot, die womöglich amol älle onter die Pickelhaub müsset, do stoht ihr Herz still ond sie will bloß no sterbe! "Jo, wenn's golte hätt für de letzte heilige Krieg auszuziehe, gege die Fürschte ond gege die inner' ond äußer' Tyrranei; aber noi, es waret jo Kabinettskrieg, Bruderkrieg, wo dr Mensch de Mensche kaltblüetig mordet uf a Commando!" Die Marie isch no skeptischer worde. "Aus so ner blutige Saat, könn bloß a neu's Blutbad komme," moint sie. Net amol dr Tiger ond die Hyäne tätet so was mache. Die Marie hot immer g'moint g'het, die Krieg müsstet doch mit em Fortschritt aufhöre ond könntet bloß no für die höchschte Idee der Menschheit als letzte Krieg g'führt werde, aber jetzt hot sie g'merkt, daß sie sich 'täuscht hot ond isch total resigniert. Sie schreibt zwar, daß mer au in dr Natur Kämpf immer wieder sehe mueß, aber in dr moralische Welt, hot sie denkt, do dürf's doch koine Krieg meh gebe! Mit ihrem Hermann hot se über so was nemme rede dürfe, aber immer wieder amol isch se desderwege zum Freund Hopf nach Pfalzgrafeweiler g'fahre oder der isch sogar zu ihr komme ond hot sie wieder tröschtet. Dr Franz Hopf war jo inzwische Abgeordneter im Landtag.

Mer kaa sage, die Marie mit ihrer demokratische G'sinnong ond Einstellung isch eigentlich über hondert Johr zu bald auf d'Welt komme. A Mädle in der damalige Zeit war oifach net wie sie! Ihr Maa moint von sich er wär "Zwische die Zeite g'falle." (A) So wunderts oin net, daß die Familie mit älle ihre B'sonderheite oifach überall aufg'falle isch, au in der Universitätsstadt. De Hermann hot mer jo noch respektiert, aber scho sei Marie, die au oft mit verrissene Strümpf' ond alte Kloider rumg'laufe isch ond vo de Grieche g'schwärmt hot, fünf Sprache könne hot ond Märchenbücher g'schriebe, dui hen die Leut' net verstande. Am meischte hen se aber de Kopf g'schüttelt über die Kender, vor ällem über des Mädle, die Isolde, die g'ritte isch ond badet hot ond so studiert war, die ebe Sache g'macht hot, was doch koi Mädle duet! Wie die au no bei dr Stadt beantragt hot, daß mer die "Badschüssel" wenigschtens stondeweis für Fraue freigebe könnt, do hot aber a bekannte Frau im Städtle laut proteschtiert, jetzt täts aber lange! Was des Mädle sich no alles erlaube tät! - Ond wie wärs heut? -

Wie die Marie heut, im Johr 2 002 raguckt hot ond g'sehe, was aus ihrem Haus in der Karlstroß worde isch, do hot se doch die allergröscht Freud g'het. Ihr, vor 140 Johr neues ond vornehms Haus in der Neckarvorstadt stoht noch. Es g'hört nemme dem u'freundliche Zimmerer Letsche, sondern es isch es Jugendhaus vo der Stadt, was de Name nach dem arme Lausbue Richhard Epple aus Broiteholz trägt, wo dr Kurt Oesterle im Schwäb. Tagblatt so guet beschriebe hot (A).

Vo auße isch es zwar g'hörig verschmiert, aber inne isch es sauber ond es sind arg nette junge Leut, wo do aus- ond eiganget. Im Souterain isch a Saal, wo die Junge ihre Vera'staltunge abhalte könne, im erschte Stock send wunderbare Werkräum, wo se zimmere ond baschtle könne, im zweite Stock isch a Frauecaffe ond obe, wo's Kurze g'wohnt hen, die ganz Wohnung g'hört heut bloß de Kender! Die Marie wär glücklich, wie se des g'sehe hot ond dat denke: Wie schö wär des, wenn i heut no oimal vom Himmel rakomme könnt, um bloß a paar Jährle in dem saubere Diebenge mit de beschte Wohnqualität vo Deutschland onter dere multinationale Ei'wohnerschaft zu sei, mit meim Hermann ond älle meine Kender ond Nachkomme z'samme! -

Ob se wieder a Pythia würd, a Sorgeweible? Vielleicht jo, vielleicht no meh wie damols, wenn se sehe müßt, wie die Dierle heut oft 'plagt werdet, ond wie die Mensche die schö' Erde selber kaputt machet ond überall auf dr Welt so kropfunnötige Krieg send. Die Marie wär wahrscheinlich in der Politik, jedefalls tät sie kämpfe mit ihrer Schwertgosch ond wär vielleicht in der sozialdemokratische Partei, wie ihr Edgar ond Alfred scho, aber noch eher wär wohl die Frau, wo die Dierle noh meh möge hot wie die Mensche als a ganz Linke in der grüne Partei, vielleicht sogar bei Greenpeace oder sonscht oiner Umweltorganisatio'? Es könnt au a Marie Kurz heut a moderne berufstätige Frau, vielleicht mit em Kend, vielleicht ohne Maa sei. Sicher wär se dankbar, daß se nemme jeden Pfennig meh umdrehe müßt, daß sie Reise mache könnt ond die Welt sehe. Wenn se dann an ihr Lebe zurückdenkt, würd se vielleicht sage: "Mir gohts doch saumäßig guet heut. I könnt, aber i mueß mir net fascht älles kaufe. Mir müsset nemme friere, mer kaa fascht alle Krankete hoile, ond wenn mer an Doktor ond Arzneie braucht wird's irgendwie zahlt. Mer kaa de ganze Winter Vitamine in Form vo Zitrone, Banane ond Orange kaufe, ond wenn's die nemme gibt, no goht jo die Erdbeerzeit los ond der nächschte Sommer fängt bald a'.

D'Josephine im Johr 2002

Der Petrus hot au die Josephine, weil se emmer a bissle neugierig g'wese isch ond bettelt hot amol vom Himmel runtergucke lasse. Sie hot g'staunt, wie hoch der Ulmer Münschterturm no worde isch ond wie groß die Stadt heut isch. Aber die viele Fabrike nauswärts, dui hen ihr gar net g'falle. Jo, do hente, die Albberg, die waret no grad wie früher. Kirchheim ond vor ällem ihr Obereßlinge, die Dörfle hot se fascht gar nemme kennt, am eheschte noch die Altstadt vo Diebenge mit em Neckar, dr Stiftskirch, em Schloß ond dem Turm, wo dr krank Hölderlin g'wohnt hot, des isch no wie damols. "Aber gukket au,"sagt se, wie sauber isch doch heut die ganz Stadt herbutzt! Die kloine dreckete Häusle sen fascht älle sauber verbutzt ond sogar in dr Onderstadt gibts koine Mischthäufe meh, drfür standet überall Bluemekübel! - Ond au die Stroße sen sauber! Von dene lauft jo gar koi Abwasser meh zum Necker na. - Aber noi, halt, was lieget denn do auf ond nebe de Weg für Büchse, Flasche, Papierer, Zigarettekippe ond sonscht no älles U'mögliche? Des isch jo meh Gruscht, wie's Kurze jemols im Lebe hen rumfahre lasse! "Wieso schmeißet au die Leut heut älles oifach weg ond versudelet so ihre schöne Schtädtle selber? Macht denn die schwäbisch Kehrwoch heut koiner meh'?" Des g'fällt dr Fina aber glei gar net.

Was beweget sich denn do für viele Blechwäge ohne Gäul, ohne Küeh ond ohne Goiße drvor? Die Stroße stenket jo au älle so fürchterlich von dene komische Kärre, die mer Autos hoißt ond Omnibus. Die tät mer brauche, weil die Leut heut gar nemme laufe wollet, hot se do erfahre.- Schneller gohts natürlich mit dene Bus, aber warum mueß mer denn älleweil so pressiere wo doch s'Laufe so g'sond isch, denkt die Fina. - "Jo so was," sagt se, wie se zum Neckardor guckt: "Wo isch denn au dem Uhland sei schön's Haus?"

Jetzt woiß die Fina, daß au Diebenge halt nemme des isch. Vieles isch doch ganz anders worde. - Jetzt denkt sie, wenn die Leut scho fahre wollet, warum hen se do net die Eise'bah weiter nauf durch die groß' Stadt baut? Die käm doch schneller vorwärts als die viele Bus ond Autos? Sogar die Leut uf dene zwoi Räder, wo so stramplet sen jo schneller. "Mer mueß halt doch was schaffe, wenn mer vorwärts komme will," sagt se.

Also au die Fina wollt no oimal wieder auf die Welt komme ond der Petrus hot se nach Illerkirchberg ronterg'lasse. Von ihrem Oberkirchberg isch se dapfer wieder die hondert Stäffele ragstiege, aber sie hot dann gleich, wie älle Leut heut, au bis Ulm de Bus g'nomme. Dort hot die Josephine die höher Schuel b'suecht ond hot hinterher tatsächlich an's Theater dürfe, zwar net in Ulm, sondern an's Diebenger LTT. Nach a paar Jährle hot se scho guete Rolle spiele könne. Unterm Thomas Milz war sie in dem seiner "Violette Republik" (A). die Marie Kurz. Die Roll isch ihr g'lege. Nach dene Aufführonge hen oft a paar Zueschauer mit de Schauspieler no Ebbes dronke. Drbei isch die Fina von am vornehme große Herre ang'sproche worde. Er hot sie g'frogt, ob er die Dame für de nächschte Dag zum Esse beim "Chines" uf die Wanne ei'lade dürft? Der Herr hot a feins Benehme g'het ond sogar butzte Schueh, do dran hot sie g'sehe, daß der wohl koi Deutscher isch. Aber so a saubers Mannsbild hot ihr g'falle. Die zwoi hen sich dann öfter troffe, er hot in Bebehause im Hirsch g'wohnt ond war a echter Kavalier ond gronda'ständig. Bald isch die Fina mit dem Maa nach Rio de Janeiro g'fahre, denn ihr Walter war Deutschbrasilianer ond hot denkt, er suecht sich in Deutschland a saubers Mädle. Dr Josephine hot des große Land u'heimlich g'falle. Es hot drübe a Verlobung gebe. Ihr Bräutigam hot a klois Fabrikle in Copacabana g'het, wo guet g'laufe isch, denn er war jo wie sie, au a Schaffer. Hoch obe über Rio im Orgelgebirge hot der Walter sich a Güetle kauft, des hoißt do a "chacara" ond dort nei hot er a schöne große Villa baut. Die Fina isch bald ganz nach Brasilie komme ond hot in dem Petropolis obe aus der Chacara an wunderschöne tropische Gaarte g'macht! Der war des ganze Johr bloß oi Blüetemeer. Leider isch ihr Maa aber immer bloß zu de Wocheende hoim komme. Sie hot könne bloß oi Kind kriege ond war mit dem oft arg alloi. Aber do hen sich die beide doch no z'helfe g'wußt, daß die Fina ihre drei Wunschkender g'habt hot. Mitanander hen dr Walter ond sei Fina zwoi arme schwarzhäutige Waisekender aus Rio adoptiert. Der Fina ihr Vorbild war nämlich die Prinzessin Isebell, dem König Don Pedro sei Mädle, die wo 1888 scho die Sklavebefreiung in Brasilie eing'führt hot. Oimal in der Woch' isch die Fina mit dene zwoi dunkelhäutige Kender ond ihrer blonde Isolde im Auto mit ihrem Walter, oder sogar mit em Omnibus die Serpentine durch die herrlich Bergwelt nag'fahre ond die Kender hen in oinere Sambaschuel in Rio es Danze g'lernt. Die Isolde hots aber bald wieder g'steckt, weil's zu schwer für sie war. Aber ihre zwoi Schweschterle hen Karriere drbei g'macht. So send se sogar nach etliche Jährle zur Brasil-Nacht uf Diebenge komme. Sie sen dann in der Stadt hänge bliebe, weil se jo au guet deutsch hen rede könne. Sogar es deutsche Abidur hen beide g'macht ond dann studiert. Die Josephine isch aber wieder zurück nach Petropolis. Sie isch sehr alt worde, war noch fascht zwanzig Johr Withfrau, aber net alloi. Sie hot onte in Rio bei viele arme Leut immer wieder Guets doe. Ihr blonds Mädle die g'scheit ond fleißig Isolde hot an Lehrer in Porto Alegre g'heiratet, der au deutschstämmig war. Die zwoi hen a Häufle Kender kriegt, ond die Großmutter Fina isch immer wieder zu ihre Enkele dorthin g'floge. Mit über neunzig isch sie g'storbe ond liegt in Petropolis nebe ihrem Walter vergrabe. Dr Fina ihre zwoi schwarze Mädle, wo in Diebenga Medizin ond Psychologie studiert ond dort au no als Ärztinne g'schafft hen, send viel in dr Welt rumkomme. Die oi hot in Boston an amerikanische Doktor g'heiratet ond isch später mit dem in de Nordoschte vo Brasilie zoge, wo se dene Leut, die wo net wege jedem Muggeschissle zom Dokor laufe könnet, g'holfe hen. Sie hen do viel Guets g'wirkt. Die ander Schweschter hot en echte Schwobe g'heiratet und isch mit dem nach Illerkirchberg bei Ulm zoge. Der Maa hot zwar net Peterler g'hoiße, aber er isch neberm Schloß im alte Pfarrhaus als Verwaltungsfachmaa in dr Fuggerverwaltung g'frogt g'wese. Ond sei schwarze Frau hot im Juschtinus-Kerner-Weg dort a Beratungsstell' für anonyme Alkoholiker betriebe. Siebe Prozent vo dene zwoitausend Ei'wohner dort sen heut Ausländer (A). So hen die zwoi sich dort bei Ulm drhoim g'fühlt, denn sie waret jo schließlich in dr Hoimet von ihrer liebe Mutter.

Des verhängnisvolle 10. Jahr in Diebenge

"Ich werde so von hinnen eilen
Mit tiefgeschlossenem Visier,
Und ein paar arme, stumpfe Zeilen
Die bleiben dann der Welt von mir.
Nach diesen werden sie mich wägen,
Verdammung sprechen oder Lob.
Nicht ahnend, ach mit welchen Schlägen
Sich oft mein Herz im Busen hob,
Wie ich am schönsten Tag, in guter Stunde,
Verschmelzend Geist in Geist gewebt,
Mit einem kleinen Menschenbunde
Ein ganzes, volles Leben durchgelebt;
Wie wir das Herz, wie wir die Welt
Gemessen, Wie manch gewichtig Wort
In Lethes Wellen fiel,
Und wie wir dann, in seligem Vergessen
Manch kecken Scherz geübt, manch übermüthig
Spiel. Vor solchem Leben frisch und reich
Wie sind die Lettern tot und bleich!
Doch was ich mir in mir gewesen, das hat
Kein Freund gesehn, wird keine Seele lesen."

Hermann Kurz

Die Feierlichkeite zur Ei'weihung von dem Uhland-Denkmal beim Diebenger Bahnhof hen am 14. Juli 1873 stattg'fonde ond viele Stonde dauert. Es sen derwege etliche Leutle ohnmächtig worde, so au dr Hermann Kurz, denn es war oifach z'hoiß. Dr Hermann mueß wohl an Sonnestich kriegt han. Nach acht Dägle isch es ihm wohl wieder a bissle besser gange, aber erscht ab September häb er wieder sei Arbeit ufnehme könne ond des war wohl zu bald, denn nach vier Woche isch er scho wieder uf dr Nas g'lege. Der guet Doktor isch emmer wieder da g'wese. Eines Nachts hot dr Hermann sich arg übergebe müsse ond häb drzue no fürcherliche Magekrämpf kriegt, die die ganz Nacht dauert hen. Gege Morge hot er drzue no arge Schmerze uf dr Bruscht kriegt ond hot schier nemme schnaufe könne. Älle, au dr Doktor, hen denkt, daß des wieder sei Rheuma isch. Dr Doktor Gärtner hot derwege dem Hermann a Morphiumspritzle gebe ond g'wartet bis der Puls wieder normal war. "Jetzt könn mer beruhigt sei," häb er g'sagt, "denn jetzt wär älles vorbei." Dr Doktor isch hoim gange ond die Kender sen Richtong Luschtnau spaziere g'laufe. Auf oimal häb die Marie an furchbare Schroi g'hört. Sie isch zu ihrem Maa g'rennt ond hot g'sehe, wie der seine Auge fürchterlich verdreht hot. Weil sie, die Marie, schneller wie ihr Fina hot laufe könne, hot sie der g'rufe, daß sie schnell zu ihrem Maa gange soll ond isch selber zom Doktor g'rennt, der jo net weit weg g'wohnt hot.

Uf dr Josephine ihre Schultere hot dr Hermann dann de letschte Schnapper doe, dann wär er ganz leicht ond friedlich eing'schlafe. Wie die Kender hoim komme sen, hen die an dode Vater g'fonde! Es war Freitag, dr 10. Oktober 1873 abends um sechse. Für die Familie isch a Welt z'sammebroche! Es war für sie älle a Kataschstroph! Die Marie war Witfrau ond erscht 47 Johr alt! No net amol zwanzig war die Isolde, wie ihr g'liebter Vater so plötzlich an dene Folge vo dem Hitzschlag g'storbe isch! Bloß dr Edgar isch scho einigermaße uf oigene Füeß g'stande. - Wie soll au des Lebe weitergange? Jo, wie kaa so was überhaupt passiere, g'rad jetzt, wo dr Vater in Loh' ond Brot g'stande isch, wo er so schöne schriftstellerische Erfolg g'het hot, wo mer zum erschte mol im Lebe g'nueg Geld g'habt hot, wo mr sich in der Stadt Diebenge, trotz mancher Schwierigkeite doch drhoim g'fühlt hot? Es war au für alle Verwandte ond Bekannte oifach u'fassbar! Im Hirn wär a chronische Entzündong ond es Herz wär verfettet g'wese, hot mer nach dr Sektion g'sagt.

Am Sonntag mittag, am 12. Oktober isch dr Hermann uf em Diebenger Stadtfriedhof vergrabe worde. Er hätt sich jo lieber verbrenne lasse, aber soweit isch mer damols in Diebenge no net g'wese. Pfarrer hot koiner bei der Leich schwätze dürfe, aber dr Dichter Johann Georg Fischer hot a schöne Red g'halte ond es ganze Städtle, so au älle Proffessore vo beide theologische Fakultäte hen dem Dichter die letscht Ehr erwiese. Au es Glockeg'läut, wo der Hermann vo Kend uf so möge hot, weil seine Vorfahre jo Glockegießer in Reutlenge waret, häb net g'fehlt (A).

Edgar

Heimatklänge

Ach, daß
ich heraufbeschwören
Im Gespräch beim Glase Chianti
Mußte die vergangnen Zeiten.
Schöne Tage froh und heiter,
Durchgelebt im Neckarstädtchen
Mit den bucklig krummen Gassen,
Mit den hohen, grauen Häusern.
Nun befällt auf einmal mich
Das so lange fern gebliebne
Heimweh nach der Schwabenheimat,
Und bedeutend steht im Geiste
Jeder alte Winkel vor mir,
Wo wir unbeirrt von Sorgen
Einst so toll uns umgetrieben.
Ach was macht ihr kleinen Kneipen,
Wo bei vielen sauren Weinen
- Doch darum nicht minder fröhlich -
Unser Gaudeamus klang?
Und du grüner Hain am Neckar,
Wo so manchen Sommerabend
Unter Linden und Platanen
Manche kleine Abenteuer
- Oft wohl nicht ganz in der Ordnung,
Doch darum nicht minder fröhlich -
Uns ergötzt - favete linguis!
Ja, das alles steht mir deutlich
Wie von gestern vor den Augen,
Und auf alles war der Schimmer
Jugendfrühlings ausgegossen...
Wenn ichs denke fasst mich Sehnsucht
Nach dem Schauplatz jener Tage!
Ragen seh ich Schloß und Türme,
Und im Tale glänzt der Neckar
Silbern aus den grünen Wiesen,
Von dem Bergabhang herüber
Winkt ein dunkler Wald, das Burgholz,
Drüben liegt die alte Reichsstadt
An dem Fuß des schönen Berges,
Meine Vaterstadt; die Straßen
Sind mir alle im Gedächtnis,
Und das graue Tor, wie oftmals
Zog ich ein durch seine Wölbung
Hoch zu Roß mit lustgen Freunden,...
...Wie so freudig da am Morgen
Uns ein herrlich Festgeläute
Vollen Chors, die Glocken klangen,
Und aus allen klang die große
Glocke, die mein Urahn goß.- ....

Edgar Kurz

Ihren Älteschte, de Edgar hot die Marie als Kend scho als zweite Humboldt durch die Welt ziehe sehe, so a Käpsele wie der war! Er hot in der Schuel immer wieder a Klass' überspringe könne. Au dr Edgar hot die dichterische Ader von seim Vater geerbt. Mit siebzehn Johr war der scho Student, hot aber bald die Philosophie an de Nagel g'hängt ond sich als Mediziner ei'schreibe lasse. Weil er so guete Note g'het hot, send ihm die deure Gebühre erlasse worde. Des war für de Geldbeutel vom Vater guet, aber au für die Sorge vo de Eltern, daß des zarte Bubele, der trotz sei'm kranke Knui in zweiter Inschtanz doch noch für wehrfähig erklärt worde isch, als Mediziner die Ei'berufong vielleicht doch erspart wird. Den Edgar in em Krieg als Sanitäter zu sehe, des hätt sei Vater zwar no verkraftet, aber dr Mutter als absolute Pazifischte wär au des no zu viel g'wese. Sie hot jo koin von ihre Buebe unter dr Pickelhaube sehe wolle. Dafür hot sie a Lebe lang kämpft!

Dr Edgar isch a gueter Chirurg ond Gynäkolog worde, der au wisseschaftlich Großes g'leischtet hot. Nach em Exame hot er erscht a viertel Johr nach Prag ins Gebärhaus müsse, aber als ganz junger Spont war er in Diebinge Assistenzarzt beim Prof. Säxinger in seiner gynäkologische Klinik am Neckar, wo er au g'wohnt hot. Sogar noch a zweits Johr isch ihm die Stell' überlasse worde, aber dr Senat hot doch z'erscht gege ihn g'stimmt, wege dem Edgar seine sozialistische A'sichte. Do hot sich dem Edgar sei Chef aber bei dene Professore für de Kurz eing'setzt ond zu dene g'sagt: "Hen Sie je g'hört, daß dr Doktor Kurz die Hebamme Socialismus predigt oder seine Zuhörer so was liest?" Die Professore häbe dann doch lache müesse ond der Säxinger hätt g'sagt: "Also, was kümmeret Sie sich no om dem Doktor Kurz seine Privatsache."

Dem Edgar sei Mutter hot dann für ihren Liebling nach verschiede Seite die Fühler ausg'streckt, um für ihren Bue a Stell als Doktor in oiner größere Stadt zu kriege, z. Bsp. in Lindau, sonscht müss' nämlich ihr armer Edgar in die "Wildnis", nämlich nach Kirchberg an der Jagscht als Doktor ziehe, "wo äller Verkehr mit gebildete Leut' ufhört" ond des wär doch furchtbar g'wese!

Des mit Lindau isch nix worde, denn die Medizinerpöschte waret überall besetzt. So isch dr Edgar, nachdem er sich in Venedig vergeblich umg'sehe g'het hot, in Florenz Fremdearzt worde.

Isolde

Bedrängnis

Sagt mir wer ich bin und wo mein Haus?
Sagt, von welcher Küste fuhr ich aus?
Wie mit eins in meinem schwachen Kahn
Fand ich mich auf diesem Ozean?

Tausend Segler kreuzen meinen Kiel,
Jeden kümmert nur das eine Ziel.
Wild auf Beute steuert der Korsar,
Um mich droht und unter mir Gefahr.

Schimmern stolz die Segel auf der Flut,
Denk ich wohl: die Fläche trägt mich gut.
Doch im Dunkel, das den Blick verhängt,
Was beginnen, wenn mich Furcht bedrängt?

Große See, die du zum Spiel mich hast,
Kleiner Nachen, der nur eines faßt.
Weiter Bogen, der sich drüber spannt,
Ewige Lichter, wo, wo find ich Land?

Isolde Kurz

Net die vier Buebe von Kurzens, noi des oinzig Mädle, die Isolde, die Zweitgeborene, isch als beschte deutsche Schriftstellere vom 19. Jahrhondert die berühmtescht vo der Familie worde! Des hot se ihrem Vater, aber au ihrer Mutter zu verdanke. In ihrem Buech "Aus meinem Jugendland" (A.) hot die Isolde über ihr Kender- ond Jugendzeit ausführlichscht berichtet. In dem Buech kommt aber des schöne Diebenge gar net guet weg. Warom, des verstande mir eigentlich net. Denn im Grond hots des Mädle doch schöe do g'het, denn die Diebenger Studentle hend ihr jo g'hörig de Hof g'macht! Scho in jonge Johr hot des Mädle net bloß griechische oder französische Übersetzonge ond Gedichter g'macht, noi, sie hot au ausgiebigscht bei viele Studentefeschtle in Diebenge, in Bad Niedernau ond sogar in Bad Imnau danzt ond sich köschtlich amüsiert, wenn dui Herre sich om sie g'schlage hen.

Die Isolde hot sich unter lauter Brüder als oinzigs Mädle vo kloi uf verkämpfe müesse, denn ihre Brüder sen net g'rad zart mit ihr omgange. - Ihr Muetter hot net duldet, daß ihr Mädle an Kochlöffel oder a Stricketse in'd Hand nimmt, bloß ihrem Vater sein Stehpult, den hot sie älle Dag abstaube dürfe ond sei Lamp in Ordnung brenge. Die Mutter ond au die Fina hen des net dürfe, bloß die Isolde, ond no hot se des au g'wissehaft g'macht. G´näht hot se manchmol hälinge Ebbes, wenn ihr Mutter net do war. Ihr Vater, der jo so rücksichtsvoll g'wese isch ond zur Fina hot sage könne: "Hättet Sie die groß Güet bitte ond dätet mir Holz ond Kohle brenge, daß i a Feuerle in meim Kämmerle mache könnt?" Oder häb er g'sagt: "Josephine hättet Sie die Freundlichkeit ond tätet mir bitte a Nadel ond an Fade gebe, daß i mein Knopf am Rock annähe könnt." Wenn do die Josephine net hot gleich weg könne, no isch die Isolde g'spronge, ond sie hot dürfe dem Vater au en Knopf annähe. Aber vo der Mutter aus hot des Mädle gar koine sodde Weiberarbete mache dürfe, "do häb dr Mutter ihr Demokratismus a Lücke g'het," schreibt die Isolde. Die Mutter selber häb aber älle Arbete g'macht ond immer wieder g'sagt, daß Arbet net schändet, bloß bei ihrem Mädle hot des nix golte ond drom hot die au so viel Zeit zom Lerne, aber au viel Freizeit g'het. Mit dreizehn Johr hot die Isolde scho a Drama "Aristodemes" zu schreibe versuecht. Die Mutter war ganz begeischtert ond hot die Begabong von dem Mädle onterstützt. Au dr Vater war stolz auf sei Oinzige. Bloß die Isolde hot ihn auf seine einsame Wanderronge begleite dürfe. Mit vierzehn Johr hot se mit dr Mutter französiche, englische ond au italienische Roman g'lese ond au übersetzt. Latei ond Griechisch häb se mit dr Mutter au bald g'lernt ond bald d'ruf, bei Studente au no Russisch ond Sanscrit. Als Fuffzehjährige hot se vom alte Karl Mayer sechzig Gulde für a Übersetzong kriegt, do war se aber richtig stolz! Doch in dr Liebe wär se mit neunzehn no a "kieselherzige Torondot" g'wese, klagt ihr Mutter, trotz dene viele Verehrer. Mit oisezwanzig Johr hat die Isolde für a Übersetzong von em italienische Roman scho so viel Geld verdient, daß sie drvo des schö Grabmol vom Prof. Karl Kopp "Die trauernde Muße" für ihrem Vater sei Grab hot zahle könne.(A.) Do schreibt die Mutter stolz, des wär das schönschte Denkmal uf em ganze Diebenger Stadtfriedhof! Es stoht glei neber dr Kapell'. - Nach em Dot vom Vater isch d'Isolde bald zu ihrem Brueder nach München zoge. Des war des oinzig Richtige für des Mädle ond sei Laufbah'! - Die Einnahme vom Novelleschatz send jo versiegt g'wese, so, daß die Marie wieder um Hilf hot bettle müesse. Dr Schwiegersohn vom guete Hopf, dr Amtsarzt Doktor Schiler in Calw hot ihr Geld gebe ond Freund in München hen de Erwin ond die Isolde au onterstützt.

In Diebenge hot mer zum 400. Stiftongsdag vo dr Universität am 10. Auguscht 1877 an historische Feschtzug g'macht. Do hot mer die Marie g'fragt, ob ihr Isolde net beim Festzug (A.) uf em herzogliche Wage die Muse mache könnt? Mer bräucht halt do Ebber wo standfescht wär, denn uf dene holprige Diebenger Gasse wär des net oifach. Jetzt uf oimol waret in Diebenge der Isolde ihre Reitkünst dafür g'frogt! - Allerdings a ganz ordinäre Feschtdam' hätt die Isolde nie g'macht, aber in em griechische G'wand mit wallende Haar drei Gäul am Zau lenke ond führe, des war was für sie. - So isch des Mädle, nachdem sie in München g'rad Fueß g'fasst g'het hot, doch no oimol nach Diebenge komme. Sie hot sich jo do au scho entschlosse g'het mit ihrer Mutter ond em Garibaldi zum Edgar nach Florenz zu ziege.

Alfred

Dr Alfred, der als Kend mit dem Edgar oft so g'stritte ond au zeiteweis sei Mutter arg plogt hot, so a Lausbue, wie der g'wese isch, hot doch ohne viel zu lerne es Abitur leicht g'- schafft ond isch au Mediziner worde. Er war im Grond seines Herzens jo so a gueter Kerle!

Ganz so viel, wie sei Bruder Edgar, hot der sich als Student net rumtriebe, aber trinkfescht war er au! Die Diebenger Wirtschäftle hen onder ihre nächtliche Stammkonde die Kurzebuebe lang g'het! Dr Alfred hot in Diebenge ond dann no in München studiert. Er hot sich als Fremdearzt ond Internischt in Venedig niederg'lasse. Anscheinend hot er's guet mit seine Patiente könne ond sich net bloß, wie sei Edgar, für interessante wisseschaftliche Fäll' eing'setzt.

Erwin

Dr Erwin, viel ruhiger wie seine zwoi große Brüeder, ond künschtlerisch begabt, hot sich jo in der Schuel net so leicht doe. Weil er so guet zeichnet hot, isch er jo nach Rotteburg in die Malschuel komme. Er war au musikalisch, so daß dr Familiefreund Edouard Vaillant seim Liebling Erwin vo oiner Fahrt nach Straßburg a koschtbars Geigle mitbrocht hot. Die Mutter Marie hot beim Hermann seine Freund in München für de Erwin dann an Studieplatz ond a Logi g'suecht ond schließlich au g'fonde. Dr Erwin hätt dann solle zom Militär, es gibt sogar a Fotobildle vo dem onder dr Pickelhaub, aber vorher hot ihn sei Mutter schnell zu Verwandte über de Bode'see in d'Schweiz nach Rorschach befördert, wo ihn a Onkel in sei Fabrikle eing'schriebe hätt. So hot dr Erwin es Schweizer Bürgerrecht kriegt ond isch vom Kommis verschont bliebe.

In München hot er sei Ausbildong zum Kunschtmaler begonne ond sich dort au wohl g'fühlt. Aber wie er später nach Florenz komme isch, hot er dort die Bildhauerlehr ang'fange. Dr Prof. Hildebrand häb g'sagt, er häb a große Begabong, ond er hot's jo au weit brocht, denn dr Erwin isch in München Professor ond Leiter vo dr Kunschtakademie worde. Er hot viele Denkmäler im München ond anderswo g'macht, später mit seim oinzige Bue Otto Orlando z'samme au no viel g'schaffe, was mer heut no sehe kann. Der Bue isch jo leider ganz jong scho g'storbe. Die Gräber von dene zwoi große Künschtler in München-Großhesselohe send nemme do.

Garibaldi

Dr vierte ond jüngschte Brueder vo dr Isolde war es Sorgekend vo der Familie. In der feuchte Wohnung onte an der Stoilach, hot des Bubele mit fünf Johr en schwere Gelenkrheumatis kriegt, der im Städtle do als Infektio g'rad romgange isch. Beim Garibaldi isch des G'lenkrheuma chronisch worde ond hot au dem sei Herzle ond dem seine Nierle no krank g'macht. Immer wieder send schwere Krankheitsschüb komme! Er war öfter in Pfalzgrafeweiler bei Hopfs ond dem seine Kender. Dr Doktor Schiler dort war jo so a gueter Doktor. Viel hot mer trotzdem no für die Diebenger Doktors ond Apotheker zahle müesse, obwohl au dr guete Dr. Gärtner dort ihn jo oft no umsonscht behandelt hot. Aber älle Arzneie hen bloß bedingt g'holfe. - Zom Unterrichte hot beim Garibaldi sogar der Vater herhalte müsse, aber der war no weniger a gueter Pädagog wie sei Frau. So hot mer des no mit Studente probiert. Der Balde hot do au bei dene immer wieder g'streikt ond wollt halt net älles lerne, was sei Mutter g'moint hot, des nötig wär. Biologie, des hot ihn am meischte g'fesselt. Er hot etliche Kanarie'vögel g'habt. Mit dene hot er vom Bett aus Konversatio treibe könne, wenn nemer do war.

Au schriftstellerisch hot er sich betätigt, des isch ebe doch au ihm im Bluet g'lege. Am Beschte hot's ihm aber g'falle, wenn sei Mutter, oder au die Isolde ihm schöne Büecher vorg'lese hen, was die oft doe hen, vor ällem wenn er so arge Schmerze g'het hot, au nachts. Wie viele Nächt die Mutter voll Sorge an dem Bett g'sesse isch, oder au bloß am Fueßend vom Bett hängend, schlafend verbrocht hot, des häb der Vater net amol geahnt. Der hot überhaupt net mitkriegt, wie krank sei Jüngschter war. Mer hot jo dem Vater seine Nerve schone müsse ond ihn in Rueh lasse für sei Schriftstellerei. - Vor ällem au wege dem Garibaldi seinem Leide ond wege oiner erhoffte Linderung für ihn isch die Familie 1877 nach Florenz zoge.

Florenz

"Frohe Botschaft, Blumengruß vom Lenze
Sendet mir das sonnige Firenze.

Grüße viel aus südlich warmen Zonen
Richten aus mir diese Anemonen.

Sieh sie an doch, Fromme: Wie die blauen
Tröstlich her in dieses Wintergrauen!

Schau sie an doch Bleiche: Wie sie leuchten
Mit den Strahlenhäuptern, mit den feuchten!

Ob die Botschaft richtig wird verstanden?
Auf, hinaus von diesen Winterlanden!

Auf! Hinweg von diesem Schneegetriebe
In das Land der Sonne und der Liebe!

Ob wir beide trotz der Jahre Wunden
Wieder neu und wieder voll gesunden?"

Christian Wagner (A)

Über 70 Johr war die Fina alt, wie se mit der Marie ond ihre Leut ausg'wandert isch. Des war net so oifach. Die paar Brocke italienisch, wo sie als jongs Mädle mit dem Mariele in Eßlinge amol g'lernt g'het hot, waret längscht vergesse. Sie hot sich bloß no mit ihrer Familie jetzt unterhalte könne. Ihre nette Hausleut vo Diebenge, die Genschowskis hot se arg vermisst. In so oiner große Stadt, im fremde Land, weit weg vo drhoim, des hot Träne koscht! Was war des scho für a weite Reis! - Drei Däg isch mer do net aus die Kloider komme. Ond Gott alloi woiß, ob mer sei Hoimet no oimol wieder sieht! Aber was duet mer net älles aus Liebe! - Die Marie hots jo wirklich au net oifach g'het. Jo, dr Edgar, der hot sich scho auskennt, ond die Isolde isch vor lauter Staune über die schö Stadt, wo der Dante, der die "Göttliche Kommödie" g'schriebe hot d'rhoim war, ganz weg g'wese. Sie hot gleich die viele G'schichtle vo dene Medici studiert ond au älle italienische Novelle, wo se hot uftreibe könne, g'sammelt. Des hot ihr neue Stoff gebe zom Schreibe.

Die Marie hot bloß so g'staunt über älle die g'waltige Paläscht ond die Kunschtwerk, wenn sie mit dem Edgar durch die groß Stadt g'rennt isch ond Wohnung g'suecht hot. Kurzens hen z'erscht bloß zwoi Zimmer g'het ond hen in de Wirtschäftle esse müsse. Do isch aber älle vo dem Esse g'hörig schlecht worde. Die Fina hot denkt sie mueß sterbe. Oi Glück, daß der Edgar Doktor g'wese isch, no wärs ihr bald besser worde. In dem Eckhaus, in der große teure Wohnung, 950 Gulde im Johr hot mer 1877 drfür Miete zahle müsse, am Viale Principesse Margherita, hen viele Familie g'wohnt ond die Fina hot do viele Fenschter zum Putze g'het. Des italienisch Mädle, wo ihr g'holfe hot, die hot se au net verstande. - Die Marie moint, es wär a pompöse Wohnong. En schöne Blick hot mer g'het auf die alt "Fortezza di San Giovanni"; vo der Küche aus häb mer sogar bis Fiosele nufgucke könne, aber die zehn Zimmer waret jo eigentlich bloß fünf, denn in Italie zählt mer au die Küch, de Gang ond die Kammere drzue. So war's net zu groß. Dr Edgar hot oi Zimmer g'het ond a Schlafkabinett mit me kloine "Paletto", wo er seine Patiente empfange hot, die Isolde hot a klois Zimmerle g'het, der Garibaldi noch a kloiners, die Marie hot auf em Gang g'schlofe, a halbs Zimmerle hot die Fina braucht ond no hots jo bloß noch die groß Küche gebe. Es Hühnerloiterle nuf im Dach wär no a klois Kämmerle g'wese, wo bis zur große Hitz dr Erwin g'schlafe hot.

Was die Marie vom Eikaufe bracht hot, des war scho interessant, aber bis se g'wußt hen, sie ond die Fina, wie mer die Sache kocht, des häb dauert.

Des schnelle italienisch, wo die Nachbarsleut g'schwätzt hen, des hen zwar die Marie ond die Isolde bald verstande, aber eikaufe hen die au net könne. Sie hen viel zu viel Geld braucht. Älle Dag alloi zwoi Gulde für de Wei für die zwoi Buebe. Zwoi Gulde ond zwanzig Cent häb a Kilo Fleisch koscht. Es hot müesse bei dene jetzt älles vornehmer sei, weil beim Edgar, dem Fremdearzt so vornehme Kaufleut ond Künschtler als Patiente im Haus aus- ond eigange send.

Daß es dem kranke Balde in der italienische Sonn bald besser gange isch, des hot die Fina ihr Hoimweh vergesse lasse. Sie isch mit dem Bue älle Dag uf die Höhe in dr Omgebung spaziere g'wese. B'sonders g'falle hots dem Bue obe auf San Miniato al monte. Vielleicht hot er au scho g'ahnt, daß er da amol vergrabe wurd? Au die Mutter Marie isch immer wieder gern die Treppele do nauf g'stiege. Auf San Miniato isch sie oft poetisch worde:

O duftet Rosen und ihr Nachtigallen.
Laßt mir noch einmal euer Lied erschallen..."

Wie schö waret die Sonnenuntergäng do obe ond der Blick uf die Stadt mit dem große Dom ond dene viele Paläscht. Die Marie schwärmt in ihre Brief drvo, ond au wie schö des isch, wenn no dr Vollmond im Oschte ufgoht ond die Appeninberg in älle Schattieronge vo Lila erscheine läßt!

Der Florenzer Neckar, er hoißt Arno, isch aber a mägers Wässerle g'wese. Es regnet jo au net viel in dem Italie. Jetzt im September isch derwege au nix meh grün g'wese ond sogar die Bäum waret staubig! Die Leut in dem Ländle allerdings, moint sie, dui wäret so feurig, wie ihre Sonne'untergäng ond au a'muetig, aber sie hättet koi Fantasie, koine Märchen, koine Sage ond net emol a lyrische Poesie; die Religio häbet se abstroift, aber au vo dr Philosophie wolltet die Südländer nix wisse. Doch ihre große Männer die tätet se meh' verehre wie die Deutsche! Zu ihre Dierle aber wär des Völkle meh wie grausam. Wenn die Marie am Schlachtdag zugucke hot müesse mittle en dr Stadt, no hätt sie heule könne.

In der Hauswirtschaft hot die Familie au omlerne müsse. Früher, am Waschdag, bei der Fina in Deutschland immer nachts, war sie die Herrin, die ihre Waschweiber vorg'macht hot wie mer a Laugebrüh a'rührt ond die Wäsch schrubbt. Do hot sie au älles erfahre, was so in Diebinge g'laufe isch. Hier in Florenz hot sie erscht amol gucke müsse, wie die italienische Waschfraue schaffet. Was die älles g'schwätzt hen, drvo hot sie lang gar nix verstande ond sie hätt so gern au Ebbes erfahre.

In der Näh von dr Wohnung war a schöne A'lag mit me See. Schwän, Bloeme ond interessante Bäum hot der Balde do botanisch ontersueche könne. Er hot au mit der Fina fescht italienisch g'lernt. So hot sich die Familie ond au die Josephine in Florenz doch no eing'lebt.

Au dr Erwin isch nach einiger Zeit nach Florenz komme. Für sei Kunscht war des dui Stadt! Er hot jo eigentlich glei wieder z'rück nach München wolle ond dort sei Malerei lerne, aber der Prof. Hildebrand hot zu ihm g'sagt, er soll doch Bildhauer werde, weil er sich do so g'schickt ang'stellt hot. So isch au er in Florenz bliebe. Des war für sei Muetter natürlich a b'sondere Freud. Der Erwin isch dann oft zur Fina in d'Küch g'sesse ond no wars ihr wie drhoim. Dort hot er sie au g'molt, sonscht hätt die Nachwelt koi gotzigs Bildle vo dr Josephine!

Bald isch dr Erwin aber zu seim Bildhauer Hildebrand zoge, die Isolde isch sowieso gern ond viel bei der Familie im alte Kloschter "San Francesco" mit dem große Garte hinter der Porta Romana g'wese (A), ond die Marie war mit dr Fina drhoim wieder alloi. Sie hen Hoimweh kriegt ond die Marie war selig über jeden Brief aus em Schwobeländle, vor ällem von ihrer Freundin Marie Caspert, die se au bald eing'lade hot. Dr erschte B'suech aus dr Hoimet war dr guete Doktor Stockmaier aus Stuegert. Die Italiener waret älle freundlich ond zuvorkommend. Nach de politsche Verhältnis in Deutschland hot die Marie g'wieß koi Hoimweh g'het. Sie moint, "der Heine häb des doch scho vorahnend richtig g'sehe. Deutschland wär jetzt a Nationalzuchthaus! Au die neu deutsch Literatur taugt nix meh. Mer hör bloß no norddeutsches Gezwitscher, dr Vogelsang im schwäbische Dichterwald wär völlig verstummt" , moint se. So versuecht sie wohl au sich selber zu tröschte.

Des warme Klima hot der Familie wohl behagt. Was dr Marie g'fehlt hot, des war halt au, daß in Italie niemand de Name von ihrem Dichtermaa kennt hot. So hot sie au mit niemand von ihm rede könne, ond dem Hermann sei Grab war halt au net in Florenz, sondern unerreichbar weit weg in Diebenge.

Weil die Marie jetzt au koin Zugang zu gueter Literatur g'het hot, hot se sich immer wieder in die alte Brief von ihrem Maa vertieft, am liebschte hot se de Briefwechsel zwische ihrem Hermann ond seim Dichterfreund Rudolf Kausler g'lese. So freut sie sich halt uf die B'suech, die vom Schwobeländle hen komme wolle, vor ällem auf ihr Freundin. Der schreibt se au glei,wie se fahre soll, nämlich über München für siebzig Mark mit em Schnellzug in dr dritte Klass. Mer könnt die Nacht durchfahre, aber no könn' mer auf der Strecke net des schöne Amphitheater in Verona sehe. Italienisch bräucht mer onterwegs net könne, denn uf der Strecke gäbs überall deutsche Hotels.

Bald hot die Familie in Florenz Anschluß g'fonde. Vor ällem waret des deutsche Künschtler ond au Russe, weniger Italiener. Auf em selbe Stock wie Kurzens hen zwoi russische Fürschtinne g'wohnt. Zur Ludmilla Assing hen se au bald guete Kontakt kriegt. Bei der häb mer immer a Sammelsurium von Nationalitäte ond Notabilitäte troffe, italienische Mazzinisten, deutsche Durchreisende, indische Prinze, aber au fürchterliche alte Weiber, die zum Teil g'sponne hen! Über dr Familie Kurz hot a italienische verruckte Gräfin g'wohnt. Der ihre "Walpurgistaumel" ond ihre Geischter hen dr Isolde glei Stoff g'liefert für a humorvolle Novelle. Onter ihne hot a Bildhauer g'wohnt, a alter Waffe'bruder vom Freiheitskämpfer Garibaldi. Dem sei Frau war Malerin. Es hot scho viele interessante Leut g'het in dem Florenz damols.

Au wo's ihne jetzt finanziell besser gange isch wie früher hot aber die Pythia immer wieder neue Sorge g'het. Vor ällem isch au die alt Josephine jetzt immer wieder krank worde. Es hot ang'fange, als die mit dreiondsiebzig Johr die schwer G'sichtsros kriegt hot mit dene arge Schmerze. Sie hot drbei auf oiner Seit s'Augelicht verlore. Ond seit der G'sichtsros isch die Fina nie meh ganz g'sond worde, hot aber trotzdem wieder fescht mitg'schafft.

Au dem Balde isch es im Winter immer wieder schlecht gange. Im Sommer hot die Familie mit dem Balde ond au der Josephine an's Meer nach Ardenza oder nach San Terenzo könne, aber nach jedem Weihnachte isch es beim Balde halt wieder schlechter worde. Am 7. Februar 1882 hot dann des kranke Herzle von dem Buebe, trotz der lange liebevolle Pfleg', mer hot no wochelang Dag ond Nacht Eisbeutel uf des pocklete Herzle g'legt g'het, aufg'hört zu schlage. Neber dr Leich von dem zwoiezwanzigjährige Garibaldi hot die Marie die krank Josephine z'sammebroche g'fonde! Zum Traure isch der Marie koi Zeit bliebe. Jetzt hot se mit der Pfleg' von ihrer treue Hilf ond Jugendg'fährtin zu doe g'het. An der ihrem Bett hot sie des Versle dichtet für ihren dote Liebling:

Lieb und willkommen ist mir die Nacht,
Nichts kann mir frommen, des Tages Pracht,
Mühen und Sorgen bringt er mir nur,
Hält mir verboren des Lieblings Spur.
Sie nur ruft innen sein Bild hervor,
Läßt mich gewinnen was ich verlor...
Wie du am Bette bei mir gewacht
Kehr ich zur Stätte dir jede Nacht.
Bis ich dich leite ganz leise fort,
Dann ruhn wir beide im Friedensport...

Schreibe ond Dichte war für die Marie jetzt immer meh ihr Troscht. Dr Edgar hot bald en Freund g'fonde, de Doktor Carlo Vanzetti. Die zwoi hen sich z'samme'doe ond a Praxis ufg'macht im Palazzo Buondelmonti, glei henter der Ponte Trinita. Die Praxis, dr Edgar war jo au Chirurg, isch so gut g'laufe bis die zwoi Cholerajohr die Fremde aus Florenz vertriebe hen. In Venedig, wo jo dr Alfred als Fremdearzt sei Praxis g'habt hot, wärs aber no schlimmer g'wese, weils dort drzue no Pocke gebe hot. Die Marie überlegt, ob wohl der Komet Schuld an älle dene Krankete hätt? Im Kosmos müss scho die Ursach liege. Aber im Johr 1886 sen dann doch wieder die Tourischte komme ond hen die Doktors braucht. - Bald hot sich dr Edgar dann a schöne große Villa baue könne in der Rua Porte Nuove 12, an der Stroß nach Bologna. Die Isolde hot au ihr Geld drzue gebe, was sie g'rad g'erbt g'het hot, ond sie hot jo jetzt au immer meh verdient mit ihrer Schreiberei.

Im März 1886 isch vo Diebenge a Brief komme, daß net Professore, sondern Diebenger Bürger plane täte, a Marmortafel ans Voigtsche Haus zu mache. Des hot die Marie arg g'freut, weil sie in dem Florenz jo mit niemand über ihren Hermann hot schwätze könne. Sie hot g'merkt, daß ihr Dichtermaa doch in dr Hoimat net ganz vergesse isch ond des hot ihr guet doe!

Au aus Reutlinge hot sie vom Johannes Kurz a Reutlenger Zeitong g'schickt kriegt, wo drin stoht, daß am 1. Mai Vorstellonge wege dem Kurz-Denkmal stattfinde täte. Die Marie moint, sie mög aber net zu der Eröffnung fahre, weil sie sich so g'ärgert hot, wie's g'laufe isch mit dem Bezahle.

Endlich hot dr Edgar au g'heiratet, nachdem er scho g'nueg Freundinne g'het hot. Die Rosa Reichert war a echte Schwäbin aus Vaihinge, die er beim Bade am Meer kenneg'lernt hot. Die Isolde isch vo oiner Reis hoimkomme ond hot die Frau vorg'fonde. Die zwoi allerdings, die Isolde ond dem Edgar sei Rosa send so verschiede wie Dag ond Nacht g'wese ond hen sich net schmecke könne. Die Rosa war net studiert, aber sie war wohl a guets Hausfraule ond hots au gern nobel g'het. Die Mutter vo der Rosa isch au immer im eifrige Briefwechsel mit der Marie Caspert g'stande. (A.) Die vorraussehend klug Frl. Caspart rät aber in em Brief dann der Muetter Reichert dringend ab, sie soll ja net moine, sie müss nach Florenz fahre.

Sie hot g'schriebe, wenn do zwoi Mütter dem junge Päärle Vorschrifte mache wolltet, no könn's bloß bös Bluet gebe. Ond so isch au komme! Die Marie Reichert hot sich nämlich net hebe lasse. In Florenz hen die zwoi Müetter glei sodde Händel kriegt, daß die Fetze g'floge send. Älle zwoi hen dann der Marie Caspert g'schriebe (A) ond jede hot ihren Rechtsstandpunkt erklärt. Für die jonge Leut war des au meh' wie schwierig. Die Frau Reichert war a perfekte Hausfrau ond im Jungg'sellehaushalt vom Edgar, wo dem sei Muetter mit ihre Kender immer mitg'leabt hot, ond wo's bloß lauter alter billige Gruscht gebe hot ond ebe au net so blitzsauber war ond net so g'müetlich, des hot der jonge Frau Rosa ond ihrer Muetter gar net g'falle. Dr Edgar hot wohl oder übel mitmache müsse ond des jong Päärle hot oin Waschgrette om de andre von dem alte Zuigs fortg'schafft. Noble Stofftapete ond deure große Möbel hen se no kauft; der Tisch hot Löwefüeß g'het, wie des halt damols in Florenz Mode g'wese isch. Jetzt hen sich aber die Mutter Kurz ond die Isolde überhaupt nemme drhoim g'fühlt. - Endlich isch die Mutter Reichert wieder abgreist. Die Mutter Kurz hot sich net amol meh in'd Stub traut, sondern hot mit dr Isolde in dr Küch gesse ond sie hen g'litte. Die jong Ehe wär aber au net so glücklich g'wese. Zwische dem Edgar ond seiner Rosa wär's erscht besser worde nach em 1. Mai 1886, wo des Kind Maja do war. Nachts isch der Edgar hoimlich immer wieder zu seiner Mutter ins Bett g'schlupft, weil er so a Mamaschnuggele war ond au g'sehe hot, wie sei Mutter g'litte hot. Dr Edgar isch jo scho immer dr Liebling vo seiner Muetter g'wese.

Die Isolde hot bald ihr oigene Wohnung g'het. Später, wo sie mit ihrer Schreiberei, die "Florentinische Novellen"(A) sen gut g'laufe ond au ihre Gedicht, no meh Geld verdient g'het hot, häb sie sich die ganz schö Wohnung am Arno in der Via dei Bardi 24 miete könne mit dem Blick zum Dom ond zum Palazzo. Vecchio. Die Isolde Kurz hot inzwische als beschte deutsche Dichterin golte! Sie hot viele Aufträg g'het ond hätt drzu Rueh braucht. Aber ihr Muetter isch doch jeden Tag zu ihr g'laufe, weil sie's net ausg'halte hot vor Hoimweh nach ihre Kender. Der Edgar isch halt au als Doktor de ganze Dag fort g'wese. Glücklich war die Isolde aber net. Sie hot au, wie ihr Vater, koi Kapital aus ihre Talent ziege könne, au wär se viel zu g'wissehaft g'wese ond hätt oft zehn mal älles wieder omschreibe könne. Die Mutter woiß zwar, daß se ihr Mädle net störe derf, aber sie hot möge net so viel alloi sei. Wie do die Isolde amol wieder richtig narret worde isch, weil ihr Muetter sie scho wieder g'stört hot, schreibt die Mutter in ihr Tagebuch, daß ihr Mädle sie wohl gar net möge dät. Wie die Isolde des später g'lese hot, notiert sie drnebe: "Oh du wunderlichsMütterlein! Dein Kind." Die Marie macht sich halt au immer wieder Sorge, um dr Isolde ihr Zukunft, weil die halt net verheiratet war. Chance hätt die jo g'rad g'nueg g'het, aber die Isolde hot jo älle Männer immer bloß en Korb gebe. Wenn sie als Schriftstellere schlau g'wese wär, no hätt die bei der Berühmtheit a ganz reiche Frau werde könne ond sich die schönschte Paläscht baue könne, aber sie war halt die Dochter von ihrem Vater. Aber der war jo noch viel bescheidener ond erscht heut hondertdreißig Johr nach dem seim Dod begreift die Fachwelt ganz langsam, daß dr Hermann Kurz oiner der begabteschte Schriftsteller im 19. Jahrhundert g'wese isch! (A)

Im Jahr 1880 hen Kurzens die Nachricht kriegt, daß der Brueder vom Hermann, der Ernst Kurz wege oinere Depressio sich in Stuttgart-Wange aufg'hängt hot. Do macht sich die Marie natürlich au wieder arge Sorge, auf wen von ihre Kender sich die Depressione von dene Kurze vererbe könnt? Der Ernst Kurz isch der Marie nach em Dot vom ihrem Hermann so beig'stande ond älle Kender hen den Onkel au so möge. Die ganz Kurz - Verwandtschaft hot eigentlich emmer z'sammeg'halte. Au ums Luisle, die immer wieder krank war ond die die Marie au so arg möge hot, macht sie sich immer wieder Sorge. Oimol isch die Luis in Italie arg krank worde ond die Helene Pommer hot se nach Cannstatt abg'holt. Wie die Helene aber dr Marie schreibt, daß sie des Luisle nemme bei sich hätt pflege könne, sondern sie häb sie müsse in d'Anstalt nach Winnende brenge, do war die Marie außer sich! Jo, des Kurzsche Nerveleide hot sich leider immer wieder vererbt. Dr Vetter Johannes Kurz häbs jo au g'het. Vom Hermann seim Bruder Ernscht a Mädle, schreibt die Marie, hätt an Epilepsie g'litte, die wär an em schwere Anfall mit zwölf Johr g'storbe. Des Kend wird überhaupt net im Kurz - Stammbaum erwähnt. Jo, so Ebbes hot mer damols au zu de Nerveleide zählt ond dotg'schwiege! - Der Erwin, der am meischte seinem Vater nochg'schlage häb, hot aber gottlob des Nerveleide net g'erbt. Der wär bloß nie fröhlich g'wese. Die Isolde war au immer wieder amol depressiv, aber sie hot selber an sich g'schafft ond selte a Behandlung braucht. Es war ihr von ihrem Vater her klar, daß mer gege Depressione kämpfe mueß, ond daß Arbeit die bescht Arznei drgege isch. Ob dr Edgar ond dr Alfred net au die viele Schwierigkeite im Lebe wege Depressione g'het hen, wer woiß des? Beide sen jo guete Dokors worde ond müsstet scho vo Berufs wege g'wußt habe wie mer Schwermutsphasen am beschte überwende kaa.

Venedig

Au de Alfred hot's nach seim Medizinstudium im September 1878 zu seine Leut nach Italie' zoge. Die Berufsaussichte für Mediziner waret in Deutschland damols net goldig. Er isch nach Venedig als Fremdearzt ond hot z'letscht im Palazzo Falier schräg gegenüber vo dr Academia ond au vom Richard Wagner am Canal grande g'wohnt, den er jo vor seim Dot dort behandelt hot, ond mit dem er vorher sicher au öfter am Abend kneipt hot. A Freund vom Alfred, dr Pfarrer Elze hot dem lesehongrige Doktor Büecher leihe könne. A'geblich hätt dr Alfred de ganze Fauscht auswendig könne, hot sei Muetter behauptet. Er hot halt a guets Gedächnis g'het. Dr Alfred war au a g'wisse'hafter Doktor, fei'fühlig zu de Kranke ond hot arme Leut' genau so guet behandelt wie die Reiche. - Mit "seiner Frau" war dr Alfred net verheirotet, die hot vor ihm scho en andere Maa ond an Bue Guglielmo g'het. In Italie hen damols scho wilde Ehe ganz gleich wie zahme golte, wenn dr Vater die Kender vo dr Witwe adoptiert hot. Zwoi Kender sen no aus der Verbindong hervorgange, dr Trischtan ond die Isolde genannt "Jole". Vis a vis häb dr Richard Wagner sei Oper g'schriebe. Au dem Alfred sei "Ehe" mit der Maria Luisa Fontana soll net glücklich g'wese sei, weil die vornehm' Venezianere auf zu großem Fueß g'lebt hätt ond der Alfred sei Muetter in Florenz immer wieder um Geld hot a'bettle müesse. Vielleicht hot er aber au zuviel Geld wege seim Alkoholbedarf braucht? Trotzdem sen die Kender was worde. Sei Mädle hot sogar in Padua Kunschtg'schicht studiert ond de Doktor g'macht ond später en Apotheker Tolomeo Falladore g'heiratet. - Dene ihr Mädle hot au wieder Maja g'hoiße. Em Alfred sei Trischtan isch zur See g'fahre. Die Kender, wie se no kloi waret, sen oft in Florenz bei der "Nonna" g'wese, net bloß weil sie die Enkele so möge hot, sondern vor ällem, daß sie hot schuelmeischtere könne, weil se des jo a Leabe lang so gern doe hot ond älle Enkel, außer dem Guglielmo, dem Adoptivsohn, au guet g'lernt hen. Au dem Erwin sei oinzigs Buele Otto Orlando hot z'erscht die Nonna in Florenz onterrichtet.

Dr Josephine ihr End.

"Das was du bist, mich Dir zu eigen gibt.
Die Thaten sinds, die dein Gemüth verzehrten,
Dein goldnes Herz, das meins so innig liebt.

Es ist die Welt so kalt und stumpf geworden,
Wolken schweben überm Erdenrund,
Kriegsfeiern reizen auf zu blutgem Morden,
Wo gibt sich noch ein Laut der Liebe kund?

Doch in tausend Blüthenknospen spriessen
Heb ich, Herz, an heil'ger Liebe reich.
Es will auf alle segnend sich ergiessen,
Die Erde machen einem Eden gleich.

O könnt mein Dank dir reichen Segen bringen,
Mit holden Zauberkräften schmücken dich.
Ich kann nur meine Arme um dich schlingen,
Mein Ohr dir flüstern: Herz ich liebe Dich."

Marie Kurz

Die guet Fina hot über drei Generatione der Familie treu dient. Sie war koi g'wöhnlichs Mädle, sondern ebbes B'sonders. Scho' die Muetter vo dr Marie, die Wilhelmine von Brunnow geb. Oetinger hot die Fine als Freundin g'het. Voll g'wissehaft häb die immer sparsamst g'wirtschaftet. Sie war also praktisch, sparsam ond au no g'scheit. Älle Kender hen se möge ond au de nötige Respekt vor ihr g'het. Als dr Marie ihr Muetter g'storbe war, isch se dem Freiherr von Brunnow in jeder Richtong beig'stande. Die Freund von dr Familie hen des Mädle au älle g'schätzt ond respektiert. Die Josephine hot mit dr Marie au no älles lerne wolle. Sie hot sich für alle Literatur interessiert, wo die Marie g'lese hot, au wenn die sicher manchmal arg hoch für sie war. Und wo die Marie sich im 48er Johr für die Revolutio eing'setzt hot, häb die Fina sich mit in dr Marie ihre Idee neig'leabt, hot mit der g'jubelt oder g'jommert, je nachdem woher dr politisch Wind g'weht hot. Sogar Lateinisch hot die Fina mit ihrer Marie dekliniert.

Sie häb aber au a robuschte G'sondheit g'het, so mager wie se war. Älle die Vorteil von dr Fina häbet au die Familie vom Graf Dillen in Dätzinge g'sehe, denn wie der Graf g'storbe war, isch die Josephine von dort als Verwaltere vo dem Guet ang'fordert worde. Do hätt se nadierlich a ganz anders nobels G'halt kriegt! Aber noi, die treu Fina hot des A'gebot net ang'nomme, denn sie wollt' ihre Herrschafte net im Stich lasse. Später, wenn bei Kurzens, wie so oft, Ebbe war, hot sie der Marie net bloß Geld g'liehe, sondern hälinge au no ihren ganze G'halt oft in's Haushaltsgeld onterbuttert. Sicher isch es dr Fina net leicht g'falle, mit über siebzig Johr ihrer Herrschaft noch in des fremde Land nach Italie zu folge, aber au des hot se doe! Die Marie Kurz, wo jo gar koi Hausfrau war, hot erscht wie die Fina krank war g'merkt, was die für a Perle isch. Oimol in Diebenge, als die Josephine en böse Arm mit oiner Bluetvergiftong g'het hot, isch die Marie schier numg'schnappt, weil se nemme d'rüber nausg'sehe hot. Es war au wohl es oinzige mol, wo die Isolde an Rupfeschurz anzoge, Krumbiere g'schält ond G'müeß putzt hot! Dr Vater Hermann, wie der des g'sehe häb, hot der a ganz luschtigs Gedicht g'macht über sei Mädle. (A.)

In dr Marie ihre Tagebücher ond Brief gibts gar koi negative Bemerkong über ihr Josephine ond des will was hoiße! Vermutlich hot dr Fina net älles g'falle, was ihr Herrin doe hot, aber sie hot ihr Maul halte könne, ond hot au g'wußt, daß die Marie im Grund ihres Herzens a guete Seel isch ond sich jo au ganz aufg'opfert hot. Als die Josephine fünfe'siebzig Johr alt war isch die Familie zur Sommerfrische nach San Terenzo. Es hot älle arg guet g'falle ond au die Fina hot es Meer genieße könne, bis sie dort a schwere Bauchgrippe kriegt hot. Zu der Übelkeit ond dem Fieber isch dann a G'sichtsros drzue komme, die arg weh doe hot. Sie isch auf dem oine Aug blind worde. Dr Alfred, wie der des g'hört hot, isch er aus Venedig komme ond hot dr Fina wenigschtens ihre Schmerze lindere könne. Es isch aber net besser worde. Dr Edgar, der grad in München war isch sogar au no komme, denn auf dem sei Kunscht hätt die Fina no meh gebe. Aber au der häb die G'sichtsros net weg'brocht. Des Weib war so elend. Dr Edgar ond au dr Alfred hen wieder in ihr Praxis müesse. Mer hot also beschlosse, daß mer am beschte die kranke Fina z'erscht mit em Schiff ond dann in em Schlafwage vo dr Eisebaa nach Florenz brengt. Des war aber a Fahrt für die Marie mit dene zwoi Patiente, denn dr kranke Balde war jo au drbei! Sie send aber dann wenigschtens drhoim g'wese.

Weil die Schmerze am Aug aber gar net aufg'hört hen, hot dr Freund vom Edgar, dr Dr. Vanzetti dann de Augenerv verschnitte. Mer hot Angscht g'het, daß die Entzündong sonscht au auf des g'sond' Aug übergange dät. G'holfe häb die ganz Prozedur allerdings nix. Dr Fina isch es aber nach langer Kranket schließlich wieder so leidlich gange, daß se häb stondeweis schaffe könne. Aber elend war sie jetzt eigentlich immer. Eines Tages isch dr Alfred amol wieder vo sei'm Venedig rüberkomme, do hot die Fine für ihren Liebling a Göckele brote für de Hoimweg. Wie der des onderwegs hot vespere wolle, isch ihm a zwanzig Mark Goldstück in d'Händ' g'falle. Des war dr Fina ihr Notgrosche, den sie in junge Johr sich in de Rocksaum g'näht g'het hot! Vor Rührung häb do sogar dr Alfred g'heult.

Es isch bei der Fina no immer auf ond ab gange, aber sie hot net g'jammert. Im Johr d'rauf hot se a Schlägle kriegt, so daß sie hot nemme schwätze könne. Die Marie hot jetzt zwoi Patiente g'het, denn dr Balde hot jo do au no g'leabt, ond sie isch oft nachts nemme aus de Kloider komme. Wie ihr Bue mit net amol zwoiezwanzig Johr am 7. Februar 1882 g'storbe isch, hot die Marie koi Zeit zum traure g'het, denn jetzt hot se g'wußt, daß es ihr treue Seel au nemme lang macht. Doch noch über achzehn Monet hot sie die pflege müsse, was sie au rührend doe hot. Nach em zweite Schlägle hot dann die guet Fina bloß noch a paar Woche vor sich hi'dämmert. Eines Dags isch se ganz wach worde, hätt romguckt ond zeigt, daß sie jetzt dem Hermann sei Buech "Der Sonnenwirt" lese wollt. Die Marie hot ihr des Buech hing'halte, die Fina häbs freudig g'nomme, allerdings verkehrt rum g'hobe, häb a Weile uf des Buech guckt ond es dann verkusst. D'rauf isch se still ond friedlich für immer eing'schlafe ond der "Sonnewirt" isch auf de Bode g'rutscht.

Des war g'rad am 20. November 1883, also an dr Marie ond em Hermann ihrem Hochzeitsdag ond dr Josephine Peterler ihrem siebnesiebzigschte Geburtsdag.

Vergrabe hot mer die Josephine uf em evangelische Friedhof "Agli Allori" bei Florenz, wo au viele deutsche Künschtler, wie dr Arnold Böcklin, die Gisela Arnim-Grimm, dr Karl Stauffer-Bern, dr Karl Hillebrand, dr Heinrich Homberger, dr Theodor Heyse ond die liberal Jüdin Ludmilla Assing, die Freundin vom Lasalles lieget. (A.) Es isch a wonderschöns Plätzle do drausse auf em Weg nach Certosa, mit em Blick in die Berg. Am Dag von dr Leich hot die Marie Kurz folgendes Versle für ihr Josephine g'macht:

"Ich stand an deinem Grabe
In tiefer Dankbarkeit,
Die einzige Liebesgabe,
Ich bot sie dir auch heut.

Oh, daß mein Laut noch dränge,
Hinunter an dein Ohr,
Daß sich ein Band noch schlänge,
Um mich zu dir empor!"

Eines Dags, nachdem die Marie von San Miniato ronderg'stiege isch, wo se des schöne Grab vom Garibaldi mit dem Bue seim Bild ond seine Vögel, was dr Erwin g'macht g'het hot, b'suecht g'het hot, häb sie denkt, jetzt mach ich doch au noch an B'suech bei meiner treue Fina. Sie hot müesse a paar Kilometer zur Stadt naus laufe bis se zu dem schöne kloine evangelische Friedhof komme isch. Wie war se do sprachlos. Die Isolde hot hälinge an schöne Marmorstoi uf des Grab setze lasse, wo d'raufg'schriebe war: "Unsere Josephine".

Die Marie hot g'heult vor Freud. Jo, die treu Seel hot ihre überall g'fehlt. Wenn's an Himmel gibt, hot die Marie denkt, no kriegt ihr Josephine bestimmt an Ehreplatz! Des hot die Marie tröschtet.

Forte dei Marmi

Wir saßen unterm Zypressenbaum
Einsam, in heimlichen Rosen.
Die Finken zwitscherten wie im Traum,
Als blühten gerade die Rosen.

Leuchtkäfer schwärmten um uns her.
Ein neckischer Elfenreigen.
Die Sonne versank im blauen Meer,
Rings nächtlich tiefes Schweigen...

Und jauchzend begann die Nachtigall
Zaubermächtig zu schlagen.
Zuletzt verhallte der Jubelschall
Zu schmelzend süßem Klagen.

Marie Kurz

Dr Edgar ond dr Dr. Vanzetti hen vor de Marmorberg, wo dr Michelangelo sich scho sein Marmor g'holt hot, an schöne einsame Sandstrand g'fonde, wo se sich ihre Sommerhäuser baut hen. Des war dr A'fang vo dr Künschtlerkolonie dort. Damols war jo bloß a Steg zom Verlade vo dene Marmorstoiner do, wo die Ochsekarre onter Lebensgfahr vom Berg g'holt hen. (A.) - Obe am Berghang in Seravezza stoht die schö Villa vom Cosimo Medici. (A.)

Dr Doktor Carlo Vanzetti hot gern halbnacket badet. Der Marie hen die braune Mannsbilder im Adamskoschtüm guet g'falle. Die Weibsleut allerdings hen weiße lange G'wänder oder Badanzüg ang'het. Die Isolde hot nebe ihrem Edgar sich a Haus baue lasse, wo sie ond ihr Mutter no älle Johr in de Ferie g'wese send. Mer fendet heut des Haus ganz schlecht. Es liegt henter oiner große Hecke an dr Hauptstroß nach Viareggio, aber a guets Stück außerhalb vom heutige Schtädtle ond em Grand Hotel. Drnebe isch es "Hotel Blume". Wenn mer durch de Zau guckt, no kennt mer dr Isolde ihr Haus an dene zwoi Tonfischle vom Hildebrand, rechts ond links von der ronde Haustür. Hinter dem Haus standet sogar no alte Bäum vo dr Isolde ihrem Pinie'wald, wo sie selber pflanzt häb. Des Gärtnere im Sommer hot der immer arg guet do zur Erholung. Früher waret au no Weinstöck do, doch von dene sieht mer heut nix meh'.

Die Isolde hot für ihr Mutter direkt am Meer a Hüttle baue lasse aus a paar Bretter als Rückwand, (A.) rechts ond links zwoi Stecke ond a Plane drüber gege die Sonn'. Do wars der Mutter mit em Buech in dr Hand am Wohlste. Net in Florenz, sondern vor ällem hier in dem Forte, do war die Marie zum erschte mol im Leabe so richtig glücklich. Sie isch no oimol ganz jong worde. Au mit 78 Johr hot sie noch jeden Dag im Meer mit Wonne badet.

Am Meer hot die Marie jedes Johr z'erscht im Homer seiner "Odyssee" g'lese. Hier hot se Gedichter g'macht ond schreibt rückblickend ihre Lebenserinneronge. Au viele Brief an ihr Freundin kommet aus Forte. Ganz wunderbar beschreibt sie die Landschaft ond des Sommerlebe am Meer. Mer muß des wörtlich lese:

"...Ich stehe um 1/2 6 des Morgens auf...Wenn ich dann vor die Küchenthüre trete, wenn der leuchtende Eos mit Rosenfingern emporsteigt, so ein überwältigender Anblick, das ist eine Malerei! Auf den Marmorbergen zartes Rosenroth, die halbe noch leuchtende, abnehmende Mondsichel, die nun blässer geworden gen Süden wanderte, wohl aus Angst vor dem strafenden Sonnengott. - Nachdem ich mir durch alle Poren die Schönheit eingesogen, zündete ich das Feuer an im vorsintflutlichen Herd und "Mütterlein den Kaffee macht," aber sie weckt noch nicht ihr schlafendes Kind, erst wenn sie das Wasser zu ihrem Bad gewärmt hat. - Der Sonnenuntergang ist aber fast noch herrlicher. Mit grosser Eile senkt sich der rothglühende Ball ins Meer, dann ziehen für einige Minuten graue Wolken am Horizont auf, wie Trauerschleier über des Gottes Verschwinden. Plötzlich wirft er seinen Purpurmantel aus dem Meer heraus und Himmel und Meer und die gegenüberliegenden Marmorberge strahlen in dem tiefsten Roth. Das ist ein Anblick, der es einem so sehr begreiflich macht, daß ganze Völker wie die Perser und die Inkas Sonnenanbeter waren. Die Abenddämmerung dauert im Süden sehr kurz und der Himmel läßt seine diamantenen Sternenheere aufziehen. Es ist aber gerade auch die Einsamkeit des Strandes - die Abwesenheit menschlichen Treibens, was so wohlthuend ist. Mit der Natur allein und ihren natürlichen Kindern. Scharen tausender von Möven beleben den Strand, die Del- phine nähern sich der Küste und halten das Auge gebannt. So sehr ich Florenz liebe, die Stadt der Kunst, mein einsamer Strand ist mir lieber..."

Die Kinder der Lilith

Mit älle Arte vo Philosophie ond Theologie hen sich doch die Marie ond die Isolde befaßt. Es isch anz'nehme, daß se sogar die jüdisch Mythologie ond indische Göttersage studiert hen, jedefalls könnt mer des moine, wenn mer des wunderschö Büechle mit der Sprach wie vom Goethe liest: "Die Kinder der Lilith" (A). D'Isolde hots gschriebe, grad wo der Halleysche Komet so viel von sich rede g'macht hot. Sie hots müsse dapferle rausgebe, weil's ihr Mutter wieder net hot verwarte könne bis die Isolde mit dene schöne Vers fertig war ond selber a Lilith- Gedicht g'macht hot ond überall romzeigt. Dr Mutter ihr Versinhalt isch aber ganz anders (A):

L I L I T H

Als aus Jevohas Händen der erste Mensch entsprang
Aus aller Welten Enden ein Jubelruf erklang.

Denn hohe Schönheit schmückte dies Gottesebenbild,
Sogar der Cherub blickte, von Staunen ganz erfüllt,

Auf diese Menschenblüte, der Augen blaues Licht;
Denn Neid wohnt im Gemüthe der selgen Geister nicht.

Und aus der Genien Kreise schwebt liebend nun heran,
Ein Frauenbild, tritt Reise zum neuerschaffnen Mann:

"In allen Himmelszeiten bist Dus, der mir gefällt,
Du sollst mich nun begleiten, durch jeden Raum der Welt.

Ich will Dich lehren sehen, die Wunder der Natur;
Ich will Dich lehren gehen, auf selger Geister Spur."

Mit diesem Kusse zieh ich Dich zum Gefährte mir
Und Geistersame streu ich zum Lohne Dir dafür."

So manche Jahre währte der schön geschlossne Bund
Lerngierig er sie lehret und küssend scherzt ihr Mund.

Es schwillt des Hochmuths Ader dem staubgebornen Mann
Erst dünkt er sich Berather Gebieter gar sodann.

Da sieht er hoch erhoben die zarte Luftgestalt.
Und bald ist ihm entschwoben ihr Lebewohl verhallt.

Was er erforscht, gesehen das fällt nun von ihm ab.
Und von den lichten Höhen stürzt er zur Erd' herab.

Verzweiflung faßt den Armen im Herzen bitter Tod:
"Jehova, hab Erbarmen", ruft er, "mit meiner Noth."

Allvater hört sein Flehen und sagt ihm väterlich:
Dir soll ein Trost erstehen, so wie es ziemt für Dich.

Als Schlaf ihn nun umhüllte, zieht er aus seinem Leib
Ein unkluges Gebilde und gibt es ihm zum Weib.

"Die ist Dir ebenbürtig ist Fleisch von Dir und Bein
Dem Götterweibe würdig, kannst Du doch niemals sein,

So mag sie Dir denn frommen Du, sei mein treuer Knecht
Dann soll von ihr Dir kommen ein dauerndes Geschlecht."

x x x

In eines Baumes Schatten im Grase halb versteckt
Da haben sich die Gatten ausruhend hingestreckt.

Nun, ruft das Weiblein heiter, "Sieh, dieser Früchte Pracht,
Hab eine, ohne Leiter vom Ast mir losgemacht.

Und mit den weißen Zähnen sie sogleich in sie biß
Der Mann mit rauhen Tönen sie sogleich ihr entriß.

"Unselge, welch Verbrechen denkst Du denn nicht daran.
Wir dürfen sie nicht brechen, sonst ists um uns gethan".

Doch sie mit heitrem Lachen: "Geh doch, Du Hasenherz,
Laß Dir nicht bange machen, es war ja doch ein Scherz.

Drum laß ihn Dir nur schmecken, so, thue auch wie ich gethan."
Fährt fort noch ihn zu necken. Da beißt er endlich an.

Doch eine Donnerstimme erschüttert nun sein Ohr
Und Gott in seinem Grimme, tritt aus dem Wald hervor:

"Den Bund habt Ihr gebrochen", er sich vernehmen ließ,
"Mein Urtheil ist gesprochen: Fort aus dem Paradies.

Du sollst in Schweiß und Mühen verdienen Dir Dein Brod.
Du sollst die Pflugschar ziehen, sie rettet Dich vor Noth."

"Und Du," spricht er zum Weibe, "Du sollst verdammet sein,
Daß sich dein Kind vom Leibe, nur löst in heißer Pein."

x x x

Wenn nach des Tages Ringen hernieder sinkt die Nacht
Wohlthätge Träume bringen vergangner Zeiten Pracht.

Ein Lichtbild sieht er schweben das winkt ihm freundlich zu.
Sein einzger Trost im Leben
O L i l i t h, das bist Du.

Marie Kurz

Dr Isolde ihr schön's Schöpfongsgedicht vom Adam seiner erste Frau, dr Lilith, die sich net onder de Maa hat beuge lasse, für des sie so harte Kritike, au von ihrem Förderer Paul Heyse ond andere hot ei'stecke müesse, des Buech wär au net viel kauft worde, so schö wie des au g'schriebe isch. D'Isolde schreibt do vo dr Eva als dr zweite Frau vom Adam, die aus em Ripp vom Adam g'macht worde isch, der häb bloß es Hirn g'fehlt. Aber die Eva häb voll Liebe de Adam betört, daß der sei erste Frau, die Lilith, wo schwanger g'wese isch, vergesse hot. Denn wie dr Adam die Lilith hot under sich beuge wolle, do häb sich die des net g'falle lasse. No häb sogar dr Hergott der Lilith die Himmelsloiter gebe, damit sie hot in die Walpurgisnächt als a Engel romfliege könne.

"...Von Adam, dem armen Erdenkloß,
Bau ich durch Lilith eine Leiter
Zum höchsten Sitz des Himmels weiter...
Ihr gab ich keine irdischen Waffen,
Sie soll begeistern, er soll schaffen...
Des Regenbogens bewegliche Habe
Schenkte ich Lilith zur Morgengabe...
Zum tönenden Weltenlicht zu schweben,
Doch nicht allein will sie sich heben,... "

Bloß der Verleger Kröner häbs verstande, aber den hot nadüerlich vor ällem die schö Sprach g'falle, glei wie's do am A'fang scho stoht:

"Was ist in unsern Herrn gefahren,
Daß er in Schöpferwehen braust,
Wie ein Ungewitter das All durchsaust
Und reißt im Wirbel ein Geisterheer
Wie einen Kometenschweif hinter sich her?
Sechs Tage schon müht er sich ohne Rasten,
Hauchend wälzt er unendliche Lasten..." usw.

Am Schluß sagt dann dr Gabriel:

"Der Lilith Blut auf Erden herrschen muß.
Frag mich nicht, wie: der dreimal Große,
Der Unergründliche, Uferlose,
Wird in geheimnisvollem Walten
Durch alle Fährnis ihren Stamm erhalten,
So oft er will, daß der Gang der Erde
Um einen Ruck gefördert werde,
Erweckt er unterm dumpfen Troß
Einen, der Liliths Blut entsproß...
Als Forscher sucht er in den Sphären
Der Wahrheit unerträglich Licht,
Er lenkt den Kiel durch ödste Fluten
Und ruft ins Herz der Zweifler: Land!
Er kommt als Held, wenn Völker bluten,
Als Seher, wenn ihr Glaube schwand...
Näher die Räume, die glanzerhellten,
Lauter der Jubelsang der Welten,
Bis er erscheint vor des Ewigen Thron,
Der Menschheit Vollender, dein herrlicher Sohn! -
Der Engel schwingt sich auf, sein Flügelschlagen
Hat Adams letzten Hauch dahingetragen ... "

Isolde Kurz

Von de Johr 1904 ond 1905


"Ich hasse dich du tückisch Element,
Das jenen holden Erdensohn verschlungen,
Der fruchtlos gegen deine Macht gerungen,
Die grausam waltend, kein Erbarmen kennt.

Den süßen Liebesbund hast du getrennt,
Das Saitenspiel des Herzens ist zersprungen,
Dein Brausen hat sein Todeslied gesungen
Das seiner Liebe ist sein Monument."

Marie Kurz

Zwoiezwanzig Johr hot der Dot bei der Familie nemme reiguckt. Es isch älle guet gange. Die Enkele send um die Nonna in dem große Haus in Florenz romg'spronge. Des war die Maja vom Edgar, der Otto Orlando vom Erwin ond oft au no die Enkele vom Alfred aus Venedig. Drzue sen oft no Nachbarskender komme, an dene die Marie au ihr Schuelmeisterei hot treibe dürfe. Die Jugend hot sie im Trab ond jong g'halte. Die Marie, älle hen jetzt Nonna zu ihr g'sagt, war do sechsondsiebzig Johr alt.

Die Isolde hot dichtet, ond dr Edgar isch sowieso bloß no zum Schlofe hoim komme. Dr Erwin isch bald mit seiner Familie nach München zoge, aber au der hot immer bloß sei Arbet im Kopf g'het. Der Edgar isch jo berühmt worde durch seine Erfindonge in der Operationstechnik, zum Beispiel die "Kurzsche Nadel". Ob mer die heut no benutzt? Er hot au viele wisse'schaftliche Aufsätz über sei Arbeit g'schriebe, vor ällem hot er scho die trockene Asepsis ausg'führt (A). Des war damols no gar net selbstverständlich. Sogar kranke Lebere ond hehnige Longe nach Tuberkulose häb der erfolgreich operiert. Patiente mit kloine Wehwehle hot dr Edgar aber net möge. Es hen scho müsse schwere Fäll' sei, wo sein Verstand braucht hen. A Psycholog war der au net, eher sei Brueder Alfred, dr Internist. Der war der menschlichere Doktor. Dr Edgar war zwar au Internist, aber vor ällem Chirurg. Wenn der zu de Touriste, do gibts jo au ei'gebildete Kranke, nett g'wese wär, no hätt der sich a Vermöge verdiene könne! Aber au der war do ung'schickt wie sei Vater! Die Kurze hen sich älle net verkaufe könne.

Im Sommer in Forte dei Marmi am Meer, sen die Familie wieder z'samme komme. Wie glücklich war die Muetter dort. Mer hätt scho länger a oiges Haus han solle! Viele B'suech sen do hi'komme ond dr Edgar hot nebe dranne g'wohnt. Erholt hot der sich am beste, wenn er zum Schrecke vo seiner Muetter bei Nacht ond Sturm in seim kloine Bootle alloi naus g'rudert isch. Wie hot do sei Mutter oft Angst kriegt ond ihr Isolde g'stört ond zu ihr g'sagt, sie müeß mit em Fernglas nach dem Boot sueche. Mehrmols isch die Muetter sogar nachts hälinge aus em Bett ond die Treppe na, hot des sechsfach verriegelte Gartetor ufg'macht ond isch nunter an de ei'same Strand. - Wenn die Isolde des g'merkt hot, no hot sie dapferle hinterher müesse, denn so a alts Weib hot mer jo net alloi bei Nacht am Meer lasse könne. Meist isch dr Edgar no grad komme ond die alt Muetter hot versuecht des Boot aus em Wasser an's Land zu ziege. Dr Edgar hot bloß g'lacht ond sei Mutter a Angsthäsle g'hoiße.

Es war im Frühjohr 1904, wo die Grippe in Florenz so romgange isch. Au dr Edgar hot sich bei seine Patiente ang'steckt, isch aber trotz seine Fieber zu de Patiente gange, bis er au no a Lunge- ond a Onterleibsentzündong kriegt hot. Erst jetzt, bei dene Sorge um den schwerkranke Edgar hen die Rosa ond die Nonna Marie zuanander g'fonde. Sie hen abwechselnd an dem Edgar seim Bett g'wacht. Er hot in dem hohe Fieber fantasiert, ond wenn er wach worde isch häb er furchtbare Schmerze g'het ond isch am Huschte schier verstickt. Sei Doktorfreund Carlo Vanzetti ond au sei Bruder Alfred hen älles probiert ihm zu helfe, aber dr Edgar war jo so zart, häb koine Widerstandskräft g'het ond wär zu abg'schafft g'wese. Au sei Herz hot no oifach nemme wolle, so, daß er nach zehn qualvolle Däg onder furchtbarem Leide im beste Alter vo oisefünfzig Johr hot sterbe müesse. Au dr Erwin war aus München no komme ond hot wolle nach dr Beerdigung sei Mutter glei mit sich nehme, aber die hot net wolle. Obe auf dem schöne Friedhof in Florenz-Trespiano, nebe dem Krematorium isch dem Bue sei Urne uf em Sockel aufg'stellt worde (A). Oft isch jetzt die Marie do nauf. Des hot sie tröschtet. Mer hot jo au so en schöne weite Blick von do obe in die toskanische Berg ond nach Fiesole nüber g'het. Um de Schmerz zu stille hot des Mutterherz wieder Gedichter g'macht. Die Isolde hot aus em Edgar seine viele Hefter Gedichte rausg'suecht ond die beschte für a Gedichtbändle (A) zum Druck zammeg'stellt. Au mit dem Edgar seine toskanische Lieder, die net lang vor seim Dot erschiene sen, (A) hot sich die Muetter tröschtet.

Dr Freund Hildebrand hot in dr "Allgemeine Zeitong" an schöne Nachruf g'schriebe, ond die Isolde hot noch drzue an ausführliche Bericht über ihren Bruder rausgebe lasse (A). Was der Mutter am meischte gege den große Schmerz g'holfe hot, des waret jetzt immer wieder ihre Träum. Wie glücklich isch se oft aufg'wacht, wenn ihr nachts net bloß dr Edgar g'sond ond strahlend entgege komme isch, sondern au wieder ihr Hermann, dr Garbildi ond sogar die Josephine. No hot se dichtet:

Die Dornen überwunden,
Haben sich davon gemacht,
Und die lieblichsten Gebilde
Zaubert mir der Traum hervor.
Heiße Wünsche, sich erfüllten,
Wesen, die ich längst verlor,

Alles darf ich wieder finden,
Meinen Dank dir darzubringen
Traum, ich dir Altäre gründen
Und mit Kränzen sie umwinden,
Bleibe hold mir bis zum Tod,
Tröster nach des Tages Noth.

Der Edgar ond der Alfred, wo als Buebe oft so arg g'stritte hen ond so verschiede waret, hen jo als Männer a dicke Freundschaft g'het.

Ond so isch wohl au komme, daß dem Alfred der plötzliche Dot vo sei'm Brueder so zug'setzt hot, daß er innerhalb vom nächschte Johr au ganz plötzlich g'storbe isch. Jetzt war dr Schmerz für die Marie ond die Isolde zu viel. Vor ällem hot die sich no Vorwürf g'macht, weil sie ihren Alfred nemme b'suecht hot. Aber sie hätt jo au könne die alt Muetter net alloi lasse. Dr Erwin, wie der des erfahre hot, isch er glei von München wieder nach Italie g'fahre. Die Beerdigong in dem Venedig, bei stürmischer See vom Canal Grande zur Friedhofsinsel mit dr Gondel, des wär droschtlos g'wese! Hinterher, im Alfred seim Palazzo am Canal Grande war's saumäßig kalt, ond dr Erwin hot dort net amol Ebbes zum Esse g'fonde, weil der Maa, wo de Alfred pflegt g'het hot net bloß älle Wertsache, sondern au no älles Essbare mitg'nomme häb. Als Bildhauer hot dr Erwin doch noch in Venedig, bevor er hoim g'fahre isch, des Urnekäschtle für sein Brueder g'macht. Do hot er außer dem Name ond die Date noch folgende Spruch draufg'schriebe: "Nunc tantum mundi inscius hic bona gaudeo quiete." Mer kanns heut no lese (A). Auf dr Friedhofsinsel San Michele isch nebe dem Krematorium a Raum, wo älle alte Urne aufg'stellt sen. Es lieget viele Berühmtheite uf der so wonderschö herg'richtete Insel ond die Rueh ond der Friede do drauße, des duet die Mensche emmer guet, früher scho ond heut erscht recht, wenn mer aus dem turbulente Venedig rauskommt!

Sicher war jo au die Dochter vom Alfred, die Jole bei dr Leich, aber dr Trischtan halt net, weil der mit seim Schiff in Auschtralie g'wese isch. Wochelang nach dem dragische 2. März 1905 hot die Isolde die Karte vom Trischtan an sein Vater in Empfang nehme müesse ond die mit irgend oiner Ausred beantworte. Erscht wie der im Sommer schließlich doch noch hoim komme isch, hot er des U'glück erfahre, daß au sei Vater noch vor seim fufzigschte Geburtstag aus em Lebe hot scheide müesse.

A Patientin ond Verehrerin vom Alfred hot dem seine zwoi Kender a Guet uf em Lido vermacht. Die Jole hot nach dr Leich verzweifelt versuecht die Aufsicht dort über des Guet zu führe, obwohl sie nix von dem G'schäft verstande hot. Sie war jetzt froh, daß ihr Brueder jetzt endlich do war. Aber den hot die fürchterlich Nochricht so arg packt, daß er fix ond fertig war ond lang nix hot doe könne.

Die Isolde isch mit dr Mutter dann nach Forte g'fahre. Beide hen wolle dort zur Rueh komme. Des isch aber bloß a paar Woche guet gange solang dr Doktor Vanzetti au Ferie g'het hot ond dort war. Wie der wieder in sei Praxis nach Florenz z'rück g'fahre isch, hot die Isolde die Angscht packt, weil se jetzt koin Doktor meh im Flecke g'het hen ond ihr alte Muetter halt nemme g'sond war. So sen no die zwoi au, trotz dem schöne Badewetter ond trotz dr Hitz halt wieder in ihr Stadtwohnong nach Florenz zrückg'fahre. Die Muetter hot wolle jetzt au nemme leabe ond hot zur Isolde g'sagt, daß mer, wenn sie g'storbe wär ihr Urnekäschtle doch nebe dem Edgar sein's in Trespiano stelle soll, aber die Muetter isch no lang net g'storbe. Sie hot wieder gege den Kummer ihre Träum zur Hilfe g'nomme ond Gedichter g'macht:

Dem langersehnten Wiedersehn
Folgt bald das Voneinandergehn.
Und trifft der Trennung bittern Schmerz,
Dem Dolchstoß gleich das Mutterherz.
Doch mälig taucht ein Trost empor
Die liebe Stimme klingt im Ohr.
Erinnerung malt mir Bild um Bild
Von der Erscheinung ganz erfüllt
Hol ich zurück vergangne Tage
Zeitlos versenkt und ohne Klage.

Dr Marie ihr "Religio"

Noch bleibt mir eine kurze Spanne Zeit,
Da nächtge Schatten mälig sich verbreiten.
Ich spreche zu mir selbst: Bist du bereit,
Die Todespfade mutig zu beschreiten?

Da tritt die Frage ernst an mich heran:
Hast du gestrebt dich selber zu entfalten?
Hast du den Deinen Liebs genug gethan?
Und kannst du für den Schnitter reif dich halten?

Nicht weiß ich ob ich jede Pflicht erfüllt,
Ob muthig ich im Lebenskampf gestritten.
Doch eins verklärt jedwedes Menschenbild:
Ich habe heiß geliebt und heiß gelitten.

Die Marie war net u'religiös, noi, des kaa mer net von ihr sage, aber sie war ihr Lebe lang a suechender Mensch. In älle Philosophie, in älle Religione hot sie g'forscht, aber koi Antwort kriegt. Dr Schopenhauer hot se meh an'gsproche wie dr Kant. Dr tätige Chrischtemensch, so wie dr Hopf ond dr Buttersack ihr des vorg'leabt hen, dui waret ihr Vorbild.

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut", war au ihr Devise, mit der sie jeden Schmerz bekämpft hot. Ond es gibt a Fortleabe für d'Seel, damit hot sie sich scho nach em Dot vo ihrem Hermännle tröschtet. - Mit ihre Traumdeutonge war sie ihr oigener Seele'doktor. Was dr Graf Alexander g'sagt hot, als Antwort auf dem Strauß sei "Leben Jesu" des hot ihr au imponiert: "Der Mann, der seinen Herrn um 30 Silberlinge verrathen hat, ist mir noch lieber als der, welcher ihn nun nach 1800 Jahren aus Magistereitelkeit zum zweiten Mal verriethe."

Au in ihrem Briefwechsel mit ihrer Freundin macht die Marie jetzt immmer meh so hochgeischtige Überlegonge. So philosophieret die zwoi Maries au über a mögliche Wiedergeburt. Die Marie Caspert schreibt, daß es die gibt, aber die moint die Wiedergeburt im Himmel. Doch die Marie Kurz antwortet ihre dann, sie wär halt immer no a ringender Fauscht. Sie schreibt:

"....Auch ich habe mit heißem Bemühen in meinem langen, langen Leben fast alle Systeme der antiken Philosophie bis auf die Neuzeit durchgelesen. Überall traf ich auf unleugbare Wahrheiten und plötzlich klappte es nicht mehr...Die Achillesverse ist überall besonders in der neuen Philosophie, wenn spitzfindige Hypothesen gewissermaßen zu Dogmen aufgestapelt werden und das geschieht immer nur um vorangegangene Philosophen zu belügen....Was Schopenhauer übers Christentum schrieb, war mir aus der Seele gesagt, aber seinen Mystizismus begriff ich nicht, ebenso wenig seine Vorstellung, daß die Seele, oder wie soll ichs heißen, das Denkende mit dem Tod überdauert, so kann es ihn auch ganz überdauern, das muß auf physikalischem Wege möglich sein und nicht als transzentendaler Gedanke. Ich habe die Anziehungskraft Schopenhauers ebenso empfunden wie den Brahmaismus, aus dem er so viel geschöpft hat. - Die ausgedehnte denkende Substanz des Spinoza mit ihren modi leuchtet mir eigentlich am meisten ein, auch kann ich mir bei Euripides philosophischen Versuchen etwas denken: "Der Allgeist und der Menschengeist wesensgleich." Im Tode wird durch die Trennung von den irdischen Elementen der Geist, das Pneuma des Menschen zwar nicht leben in der Weise, wie es in dem Sonderdasein des Einzelmenschen gelebt hat, aber er wird unsterbliches Bewußtsein behalten, indem er in den Allgeist eingeht und mit dem All-lebendigen sich vermischt...Ist jener Drang in uns, das Denkende in uns übers Grab hinaus retten zu wollen, nur ein geborenes Gefühl, eine Intuition, oder ist es nur Egoismus, hat am Ende der Materialismus recht und wir zerstäuben im Weltall?..."

Hin ond her irret ihre Gedanke jetzt immer wieder. In em andre Brief schwärmt die Marie vom Buddhismus, des wär doch die reichscht ond die vollendescht Ehik, a Religio' ohne a hoffende Belohnung! Die Buddhiste tätet im Gege'satz zu de Chrischte au andere Religione dulde. Sie vergleicht dene ihre A'sichte sogar mit de Grieche, wie em Epiktet, der au a Verneinung vom Ich g'fordert häb. Sie moint dann aber, vielleicht wär des doch au gege die Natur vom Mensche. Höchschtens in dr Mutterliebe könn' so was möglich sei. Dann philosophiert sie wieder mit em Goethe, der g'frogt hot: "Was thäte die Masse mit dem Folgeleben?" Ond der deshalb a U'sterblichkeit bloß für sich ond andere hohe Goischter wolle hot. Aber des, moint die Marie, selber Geischtesarischtokrate, wär doch ung'recht.

Vom Chrischtetum hält sie gar nix, bloß des alte ewige akzeptiert sie, aber ohne des lieblos Dogma vo dr Höll ond der träne'reiche Sündhaftigkeit. Der Buddhismus g'fällt ihr desderwege besser. -

Mit dr Natur war die Marie verbonde, wie dr Warmbronner Bauredichter, dr Chrischtian Wagner. Die zwoi hen sich zwar net kennt ond send au aus vollkomme verschiedene Familie komme, aber in ihrer Lieb zu de Dierle ond die Pflanze wäret se oinig g'wese. Warom au fühlet bloß so wenig Leut, frogt die Marie, a Liebe für älles was leabt ond athmet?

Die Marie frogt aber au wieder, warum in dr Natur die G'setzer so grausam wäret? Manche Leut mach's zwar gar nix aus, die könntet überhaupt net mit de Dierle mitfühle ond schlaget ihre Viecher, sperret se in enge Ställ ond bringet se brutal om. Desderwege isch jo die Marie scho als Kend a überzeugte Vegetariere worde ond des au ihr Lebe lang bliebe. Sie frogt sich, warum wohl die Natur so brutal wär ond sich gegeseitig fresse dät?

Im Haus in Forte hots amol Mäus g'het. Die Marie hot die Mäusle leabig g'fange ond dort uf em Dachbode wieder laufe lasse. Die hen no aber do obe a herrlichs Leabe g'het ond Kender ond Kendeskender kriegt, daß es dr Isolde doch zu bunt worde isch. Wohl oder übel hot die Muetter no zulasse müsse, daß a Katz, wo die Isolde eines Dags hoimbrocht hot, auf den Dachbode hot nauf dürfe.

Es isch oifach doch jammerschad, daß die g'scheit Marie Kurz in Diebenge koine Vorlesunge von em Prof. Küng ond andere heutige Theologe hot höre könne. Do wär ihr sicher es Herz aufgange ond sie hätt zur Kirch' a besser's Verhältnis kriegt. Dann hätt se sicher amol die "Bergpredigt" in dr Bibel g'lease ond hätt's verstande. So hot sie sich mit älle ihre Zweifel ond Froge ganz alloi rumploge müsse ond hot im ganze Lebe niemand g'fonde, der ihr des richtig hot erkläre könne. -

Ond der Marie ihr Maa Hermann, wenn der heut im Stift in Diebenge bei em Prof. Jüngel ond seine Leut' g'wese wär, mit Mädle onter oim Dach hätt schlofe dürfe ond die freie verschiedene A'sichte höre, wär der wohl so a Dichterpfarrer worde wie sei Freund Mörike oder gar a Theologieprofessor? Wär er g'sond bliebe ohne Exischtenzsorge? Aber ob der dann die rot Marie Brunnow als Frau g'nomme hätt? Vielleicht wäret heut au Beide überzeugte Atheischte, so wie viele g'scheite Leut. Wer woiß des? Au ihr Dochter Isolde isch, wie ihr Muetter, mit viele Froge ond Zweifel alt worde. In ihre letzschte Johr hot die immer meh ihren junge Vetter Heinrich, der Pfarrer war, um Rat g'frogt. Es war scho in der Zeit vom "Dritte Reich". Mer hot sie, die jo politisch in ihrer Jugend überhaupt net interessiert war, zu de Nazis zählt, weil sie Gedichter g'macht hot, wie ihr scho 1914 berühmt's "Schwert aus der Scheide", ond weil sie halt als berühmteschte Dichtere vo Deutschland dann g'moint hot, sie mueß de Hitlergrueß ond alles von damols mitmache. Also, die vo Zweifel plogte alte Frau, hot mit ihrem Vetter vor ihrem Dot viel diskutiere müesse. Dr Vetter hot ihr dann sogar verspreche müesse, daß sie doch amol a chrischtlichs Begräbnis kriegt. Weil aber 1944 bei hohe Persönlichkeite, wo viele Nazis zur Leich gange send, koi Pfarrer a Leich häb halte dürfe, hot dr Vetter Mohr z'Reutlenge im Krematorium die chrischtlich Feier für die Isolde Kurz g'halte.

Gibts heut no Nachkomme von der rote Marie?

Wie mir scho wisset isch dem Alfred sei Trischtan Seefahrer worde ond auf der ganze Welt rumkomme. In Spitzberge hot der amol an schwere U'fall erlitte. Sei Segelschiff isch kentert ond der Schiffsmascht hot den Trischtan am Kopf troffe. Gottlob isch er no oimol drvo komme.

Er hot später a Venezianere, die Clementina Annetta Tartarini g'heirotet ond sie hen drei Kender kriegt.

So lebet heut no so etliche Nachkomme vom Hermann ond der Marie Kurz in Italie. Oi Urururenkel hoißt sogar nach seim Ahn wieder Hermann Kurz, a echts klois Italienerle ond isch in Forte dei Marmi drhoim.

A alter Maa in Forte dei Marmi kann uns heut no von seiner erschte Frau verzähle. Es war die Carmen Sylva geb. Kurz. Die isch vo dr SS willkürlich mit andere Fraue z'samme, vor die Auge von ihre Kender beim Feldg'schäft 1944 verschosse worde. Trotzdem sen die Italiener zu ihre Reutlenger ond Diebenger Kurz-Verwandte freundlich. Dr Bue von dem alte Maa isch heut a großer G'schäftsmaa in Forte, hot selber de Kurz - Stammbaum g'malt ond au dr Isolde ihren Nachlaß dort g'sammelt. Sei Schweschter lebt in Florenz ond dere ihr Bue hot vo Hand uf italienisch a Buech g'schriebe über älle seine Kurz-Vorfahre.

S'Frauestift in Stuegert

Obwohl nach dem Dot vo ihre zwoi Buebe die Marie no arg alt worde isch, mer siehts au uf de Bildle, hot sie sich immer wieder aufg'rafft ond sich g'sagt, daß sie für die Lebende, vor ällem für ihr Isolde do sei mueß. Mit Lese ond Schreibe hot se ihren Schmerz verdrängt, hot sich für'd Nacht schöne Träum' g'wünscht ond war im Traum no mit äll dene Liebe wieder verbonde.

Ihr Freundin Marie Caspert isch mit 74 Johr in Stuegert ins Frauestift (A) in die Bismarck-Straß zoge. Den schöne Antwortbrief vo dr Marie Kurz wege dem Fraueheim mueß mer wörtlich wiedergebe:

"Liebe Marie,... ..."Ist denn hinlänglich in dem Frauenstift für Dich gesorgt? Ist so ein Frauenstift theuer und bist Du so ganz frei in Deinen Handlungen? Ist das Zusammensein mit so vielen weiblichen Wesen nicht unangenehm? Ich wäre lieber mit so viel Männern zusammen. Die Absonderung der Geschlechter scheint mir auch im Alter unpassend...Beunruhigt hat mich übrigens, daß die Kost in Eurer Anstalt sehr schlecht sein soll. Es lebt hier ein Bildhauer Lang, dessen Schwägerin auch in Deinem Frauenheim ist und die oft sehr unterernährt hier ankommen soll. Ihre Schwester sagte das mir. Was mich aber noch mehr an Dir schmerzt, das ist der Mangel an männlichem Umgang.- Weßhalb kommt nicht einmal ein reicher Mensch auf den gesunden Einfall, eine Anstalt zu gründen, wo die eine Hälfte für unverheirathete der Stille bedürftige Gelehrte und Dichter bestimmt ist, die dann mit der andern Hälfte der Frauen gemeinsamen Mittagstisch hat, sodaß sie nach Wunsch ungenierten Umgang haben könnten. Nur dürfte allerdings kein Klavier gespielt werden, denn vor den barbarischen Klängen des Klavierspiels fliehen die Musen.- Hermann, der so musikalisch war, nannte die Klavierspieler nur die Klavierbestien.... Da in Stuttgart viele öffentliche Vorlesungen stattfinden, so hoffe ich, daß Dir diese zugänglich sind. Lieber ginge ich in ein Mönchskloster als in ein Frauenheim, aber Du bist eine Märtyrerin der Schwesternliebe - eine Art moderne Antigone und dieses Bewußtsein hebt Dich über alle die Folgen Deiner Handlung hinweg..."

Dr Marie ihre letzschte Johr

"Der schlechtste Maler auf der Welt,
Der nur so schmiert, wies ihm gefällt,
Das ist mein Spiegel, leider!
Er zeigt mir ein uralt Gesicht,
Doch glaub ich diesem Pfuscher nicht,
Mein Herz ist viel gescheiter.

Das weiß recht wohl, wie jung ich bin,
Der Freuden fähig noch mein Sinn,
Wie ungebeugt mein Streben.
Weiß ich die Lieben nicht in Not,
Vor keinem Ungemach bedroht,
So ist mir süß das Leben."

Es Lebe isch weitergange. Die Isolde hot sich in ihr Arbeit g'stürzt ond hot die Mutter ermuntert doch au zu schreibe. So sen viele Versle ond ihre rückwirkende Tagebücher entstande. Die Isolde hot die für ihre Büecher au verwendet. Gottlob waret die Auge vo dr Mutter no so guet, daß se hot lease könne, bloß isch se in Italie schwer an deutsche Literatur komme.

Am Liebschte hot se aber emmer wieder in de alte Brief vo ihrem Maa ond nadürlich au in dem seine Büecher g'lese. Im Sommer, sobald die Isolde ond ihr Mutter wieder am Meer in Forte dei Marmi waret hot se z'erscht im Homer seiner "Ilias" g'schwelgt. Des war doch für sie es Höchschte. Troya ond Forte war im Alter für d'Marie oins, Hauptsach s' Meer hot g'rauscht.

Wege dr Politik hot sich die rote Marie jetzt au nemme aufg'regt. Wie ihr Freundin sie frogt in em Brief 1908, was sie als Bismarckgegnere au sage dät, daß ausg'rechnet ihr Sohn, dr Professor Erwin Kurz jetzt für die Walhalla (A) dem sei Büschte modelliere dät? Do antwortet sie der, daß sie ihrem Bue net dreirede derf, wenn der so an guete Auftrag krieg, was ihm Geld ond au A'erkennong bringe dät. Als Künschtler stünd der jo sowieso auf em ganz andere Standpunkt wie sie. Vor dreißig Johr hätt sie sich allerdings scho ufg'regt, aber heut, wo sie sich sowieso nemme um deutsche A'schauonge kümmere dät, wär ihr des sogar egal.

Viel aufregender als älle Politik war für die Marie jetzt des furchtbare U'glück mit em Zeppelin (A) ond wie des hot passiere könne! Sie freut sich, daß die Opferfreudigkeit für weitere Forschonge in dr Raumfahrt so groß wär ond verfolgt den Werdegang voll Spannong in dr "Allgemeine Zeitong". Wie gern hätt se de Zeppelin doch selber g'sehe, der so schö über Stuegert kreist isch.

In seller Zeit waret au furchtbare Erdbebe in Italie. Ausgiebig werdet die von ihr g'schildert. Wie viel Not ond Elend häbe die über ihr g'liebtes Italie brocht! Au in Forte ond in Florenz häb mer die große Bebe guet g'spürt ond wär dagelang nemme aus die Kloider komme. Daß bei dem g'waltige erschte Bebe 100 000 Mensche umkomme send ond so viele ihr Hab ond Guet verlore hen, daß drzue no in Italie so viele unersetzliche Kunschtwerk für immer verlore waret, des mueß furchtbar g'wese sei, wie sie schreibt. Ond viele Nachbebe häbs damols gebe. Sie hot jetzt Angscht g'het, daß dr ganz Planet Erde in Stücker verrisse wird. Seitelang philosophiert sie do wieder.

Im Johr d'rauf beherrscht dann s'Erscheine vom Halleyische Komet ond vo no zwoi andere Komete monatelang ihr ganzes Denke ond Schreibe (A). Obedingt müeß sie die Komete sehe; vorher will sie net sterbe. - Im Johr 1909 isch es dr Marie nämlich gar net guet gange. Sie war jo au immerhin scho dreiondachzig Jährle alt. Au ihr G´höer hot no meh nachg'lasse g'het, aber sie moint, wie guet wärs doch, daß sie net wie andre Weiber im Alter bloß Karte schlage ond stricke wollt, sondern lieber lease.

Dr guete Dr. Vanzetti isch jeden Abend bis zehne bei dr Marie ond dr Isolde g'sesse. Mit dem häb mer guete G'spräch g'führt. Der hot ihne au verzählt, daß es in Italie jetzt scho viele weibliche Professore gäb ond die Mädle immer meh in die Gymnasie dränge täte. Solche Nachrichte waret für die Marie ond ihr Isolde a guete Medizin.

Die Isolde hot damols au arg ouag'nehme Sache mache müesse, wie zum Beispiel dr Muetter älle Dag en Eilauf gebe. Des war net g'rad schö', aber ärztlich verordnet. A dreiviertel Elle lange Spritz wär des g'wese, was die Isolde der Muetter in de Leib triebe hätt! -

Doch es häb au wieder Schön's gebe ond liebe B'suech wäret komme, wie dr Dr. Schiler aus Calw, dr Luis ihr Brueder Felix ond die Helene Pommer, wo die Isolde so arg möge hot, ond überhaupt jede Menge Verwandtschaft isch immer wieder ond öfter nach Forte dei Marmi komme, obwohl nach dene schwere Erdbebe die Preis in Italie arg g'stiege send.

Im Oktober 1910 wär des schöne Iskia immer no net wieder aufbaut g'wese, schreibt die Marie.

Älles, was über die Komete g'schriebe worde isch hot die Marie lese wolle, obgleich se die wisseschaftliche Bericht jo sicher net älle verstande hot. Voll Spannung wartet sie auf des Ereignis. Sie häb jo koi Angscht vor em Halleyische Komet, weil der jo älle vierondsiebzig Johr erscheine dät ond die Welt bis jetzt no net ondergange wär. Doch wie's im April 1910 so arge Hagelwetter gebe hot, do schimpft die Marie, daß bloß dr Komet an dem verruckte Wetter schuldig sei könn.

Am 19. Mai wartet sie dann au voller Spannung uf de Z'sammestoß vo dene Komete ond hot dann doch Angscht kriegt. Sie schreibt, wenn sie drbei sterbe dät, wärs jo net schlimm, Hauptsach sie könnt vorher no des Schauspiel beobachte.

G'freut hot sich die Marie ganz arg, wie se aus Diebenge erfahre hot, daß dr Hölderlin in Botanische Garte so a schön's Denkmal kriege dät (A). Sie häb au erfahre, daß dr Mörike ond der Hauff au verherrlicht werde sollet. Des wär guet, weil jo die Gege'wart koine rechte Dichter meh hervorbringe dät, moint sie.

Wie's dann wieder Winter worde isch, send die Marie ond die Isolde, wie scho die letzschte Johr, nach München g'reist, um dort de Winter zu verbrenge. Die Marie hot em Hermann seine "Schillers Heimatjahre" g'lease ond au die Biographie von ihrer Isolde über ihn. Im Frühjohr 1911 isch es dr Mutter aber immer schlechter gange. Jetzt hen älle g'merkt, daß die's wohl nemme lang macht. Aber dr Marie ihr Dot isch no a langer Kampf worde. Des Herz, wo mit so viel Strophantin behandelt worde isch war stark, so daß es immer weiter pompt hot. Die Isolde hot Koffer packe müesse, weil ihr Mutter immer wieder g'frogt hätt, wann sie denn endlich wieder nach ihrem geliebte Italie fahre däte? No hot die Isolde amol, wie die Mutter g'schlofe hot, des Bett ganz mit grüne Zweigle umstellt ond dr Pflegere a paar Brocke Italienisch beibrocht, daß ihr Muetter, wenn se ufwacht moint, sie wär jetzt wieder in ihrem Forte.

Die Isolde war emmer froh, wenn se in München durch de Erwin ond sei Tilla mit dr Pfleg entlaschtet war. Sie hot im letschte Johr au nemme könne . Es isch oifach scho zu lang gange. Die Tilla ond dr Erwin hen die Muetter aber guet pflegt ond sen die letschte zwoi Woche Dag ond Nacht an der Nonna ihrem Bett g'sesse. Die Isolde isch zwar älle Dag kurz rüberkomme ond hot sich überzeugt, daß älles in Ordnung isch, hot au ihr Muetter immer wieder fescht in de Arm g'nomme, aber meischtens hot se glei heule müesse ond isch no schnell wieder gange. Oft häb sie no net amol meh de Huet ronter doe, weil se g'wußt hot, sie hält des nemme aus, die Not no länger zu sehe.

Dr guete Doktor Schiler isch au no oimol nach München komme ond hot g'sehe wie aufopfernd die Tilla ihr Schwiegermuttter pflegt hot (A).

Am 26. Juni 1911, g'rad als die Isolde ihr Mittagsschläfle g'macht hot, hen dr Erwin ond sei Tilla die Nonna g'hobe, wie sie sich no oimol ufbäumt hot bevor se schlaff in ihre Kisse zurückg'falle isch. Jetzt endlich hot der Mutter ihr Goischt sich von dem alte runzlige Körper trenne könne.

O denket meiner nicht im Schmerz.
Mir sollen keine Thränen rinnen.
O möchtet ihr in Lust und Scherz
Stets meines Wesens euch entsinnen.

Zwoi Dag später hot die Isolde dr Marie Caspert a Kärtle g'schiebe. Do stoht drauf:

"Liebe Marie! Am 26. Nachmittags ist das Mütterlein nach schweren Kämpfen von uns geschieden. Freitag vormittag findet in Ulm die Einäscherung statt.

Deine Isolde. Theile es Du den Freunden mit, wir      verschicken keine gedruckte Anzeige." (A)

Die Isolde hot onder dr Mutter ihre paar Sache in München ihr letschtes Gedicht g'fonde, des war extra für sie g'macht:

Posthumes

Ich bin bei Dir, wenn ich auch längst vermodert,
Die Liebe, die so heiß in mir gelodert.
Sie konnte mit dem Tode nicht vergehn.
Nicht suche mich in fernen Himmelsräumen,
Ich komme nachts zu Dir in Deinen Träumen
Als Hauch der Liebe werd ich Dich umwehn.

Ich bin in Dir, Du kannst mich immer halten,
Ich folge keinen höheren Gewalten
In Dir nur such ich die Unsterblichkeit.
Geliebtes Kind, verbanne Deine Klagen,
Denn das, was sie von mir hinausgetragen,
Das war ja längst schon ein verbrauchtes Kleid.

Weil in Ulm dr Marie ihr Dotefeier in dem Krematorium so droschtlos g'wese wär, desderwege hot ihr Isolde später no a hellenische Dotefeier an Allerseele in Forte dei Marmi vera'staltet. Sie hot dr Muetter ihre Kloider ond sonscht no a paar Grüschtle im Garte mit wohlriechendem Pinien- ond Zypressenholz ufg'schichtet, hot Lorbeerzweig obe drauf g'legt, älles mit Öl übergosse ond verbrennt. Es hot a große Flamm gebe ond der Rauch isch weit ufs Meer nauszoge. Die Isolde moint, wenn dr Mutter ihr freig'wordener Goischt no oimal sei geliebts Italie b'suecht hot, no wärs g'wieß an dem Abend g'wese.

Die Mutter Marie hat's prophezeit g'het, daß die Isolde de Briefwechsel mit ihrer Freundin Marie Caspart weiterführt (A). Es wird zwar im Lauf der Johr immer weniger. Die Marie Caspert isch zwoiondneunzig Johr alt worde, hot also die Marie Kurz um zwölf Johr überlebt; sie hot no de erschte Weltkrieg mit älle Folge mitmache müesse ond des hätt die Nonna wohl nemme verkrafte könne, weil do zwoi vo ihre Enkel sich als Soldate feindlich gegenüber g'stande sen, oiner auf deutscher ond oiner uf italienischer Seit.

Der Mutter ihr Urne hot die Isolde bei sich b'halte ond später mit nach Diebinge g'nomme. Do liegt se jetzt nebe dr Isolde, drei Gräber weiter weg vo ihrem geliebte Dichtermaa Hermann. Wenn se sich au g'wünscht hot amol obe nebe ihrem Edgar in Trespiano über Florenz zu liege, hier nebe ihrem Dichtermaa ond ihrem Mädle isch es ihr bestimmt am Allerwohlschte! Ihr alter Freund, dr Karl Mayer, wo koin Grabstoi meh hat, liegt jo neberm Silcher, also au bloß a paar Meter weiter. Ond wenn die Marie ihren geliebte Hölderlin b'sueche will, braucht se bloß a paar Schrittle de Buckel na.

Bei em B'suech auf dem schöne Diebenger Friedhof hört mer jetzt immer wieder des alte Glöckle läute. Aber net bloß Hölderlin, Uhland, Karl Mayer, Silcher, Wildermuths, Kurzens ond andere Berühmtheite lieget jo do. Noi au viele Soldätle ond viele Bürgersleut, wie's in dem schöne Büechle vom Helmut Hornbogen g'schriebe worde isch. Ond au der liegt jo leider scho onderem Bode, obwohl er no gar net alt war. Koiner woiß, wann sei Stündle schlägt, drum soll mer sich beizeite innerlich ond äußerlich d'rauf vorbereite.

Jetzt, ganz neu, seit em Januar 2002 isch der Friedhof wieder für älle offe ond jeder Diebenger, wo will, kann sich dort vergrabe lasse, onter dene schöne alte Bäum, wo ihm die Vögele no jeden Morge ond jeden Abend die schönschte Liedle senget.

Quellennachweise

Die meisten Hinweise stammen aus Marie Kurz Tagebüchern und Briefen an ihre Freundin Marie Caspart (Waldfegerlein) Deutsches Literaturarchiv Marbach Nr.53.1581 und 53.1584. Dazu kommen Hinweise aus dem Katalog zu Hermann Kurz 175. Geburtstag aus dem Stadtmuseum Reutlingen 1988. Andere Unterlagen sind von Archiven und Kirchenbüchern, wenig aus den Werken von Hermann, Isolde und Edgar Kurz.

Abkürzungen:
STA = Stadtarchiv  -  STM=Stadtmuseum,
HSTA=Hauptstaatsarchiv in Stuttgart,
DLA=Deutsches Literaturarchiv Marbach
E=Esslingen, R=Reutllingen U=Ulm, K=Kirchheim, Tbg=Tübingen,
Ro=Rottenburg/N. Mü=München, Fl=Florenz, MdS=Mohr de Sylva
Literatur:
Tagebücher und Briefe an Marie Caspart von Marie Kurz geb.von
Brunnow aus dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach Nr. 53. 1581
Stadtmuseum Reutlingen Katalog zu Herm. Kurz 175. Geburtstag 1988
Bauder, Karl "Ein Vergessener: Karl Mayer"
Blos, Anna "Frauen in Schwaben" 1929 Silberburg
Blos, Wilhelm "Die dt. Revolution" 1893 Dietz Stgt.
Goll, E. "Heimatbuch der Gemeinde Zell"  Stgt.1970
Härtling, Peter  "Hölderlin" Kiepenheuer u.Witsch 1999
Hornbogen, Helmut "Der Tübinger Stadtfriedhof" Tagbl.- Verl.
Hornbogen, H. "Tübinger Dichter-Häuser" Tagbl.-Verlag 1999
Lotter, Gerhard "Gemeinde Illerkirchberg Informat." Oberkirchberg
Mett, Rudolf    "Berühmte  Königsberger"    Stadt Königsberg 1973
 "     "        "800 Jahre Königsberg/Bayern" St. Königsberg 1980
Nodnagel, A."Alexander von Württemberg, sein Leben und sein Werk"
                Diss. 1925 im DLA Marbach
Sauer, "Der schwäb. Zar" S.391
Scherr, Joh. "Vom Zürichberg" Leipzig 1881
Steinmetz-Rothmund "Marquarthei" aus Tübinger Blätter 1979
Uhland, Emilie "Ludwig Uhland, eine Gabe für Freunde"
                                       Cotta 1865
Wagner, Christian, Ges. Dichtg. Schwäb.Schillerverein 1818
        und Jürgen Schweier-Verlag Kirchheim/Teck
Walter, Eva "Isolde Kurz und ihre Familie" Stieglitz 1996
Zeeb, Friedr."900 Jahre Kirchengeschichte Bad Liebenzell" u.a.
                            Anmerkungen
Seite
5      HSTA Stgt Militärakte E 297 Film: 6,5.64 und
       Militärarch. Kreisarach.Rems-Murr, H.Wannenwetsch
5      Mett, Rudolf "Berühmte Königsberger Gde.K. 1973
5      Mett, Rudolf "800 Jahre Königsberg/Bayern" 1980
5      STA Ulm  Adressbuch von 1830  u. a.  STAU
6      Kath. Pfarramt Illerkirchberg, Fr. Eisenmann
7      STA Ulm
8      STM Ulm Museumsfiguren von Septimus Rommel
9      STM Rtlg. Elfenbeinminiat.v.August und Wilh.v.Brunnow
10     HSTA Stgt Militärarchiv Dr. Moegle - Hofacker,
12     HSTA Stgt Militärakte E 297 Band 141, siehe Bild
12     Ob es ds.große Helmut von Moltke war, der
       im Schwäb.Tablatt v. Jörg Bischoff 26.10.2000 geschildert?
13     Dätzingen, heißt heute Grafenau-Dätzingen
19     STA Stgt. B 4537 Frau Schaaf Bopserbrünnele,
       beliebte Stgt.Flaniermeile mit Brunnen zum Trinken.
19     STM E. PK 1470  Zeller Brünnele
       Alte Leute in Zell bestätigen heute noch die Heil-
       kraft des Holbrunnens für Magenleidene.
19     STA Ulm
21     Gde. Wendlingen, früher Unterboihingen
22     STA E. Dr.Bernhardt u. Sonnenstuhl-Fekete
24     HSTA Karlsruhe  Die "Deutschkatholiken"
       Die deutsch-katholischen Nationalkirche 1844-1854,
       gegründet vom Joh. Rone, schlesischer Kaplan
25    "Schillers Heimatjahre" von Hermann Kurz
       Erstausg.1843 bei Franckh u. Katalog S.68-82
      "Sämtl.Werke in 12 Bd.durch P.Heyse u.H.Fischer
26    "Tristan und Isolde von Gottfr.von Straßburg"
       Übertragen von Herm.Kurz  Rieger 1844, Becher 1847
26    "Der Beobachter" Oppositionszeitung zur Rev.Zeit
       Herausgeber Adolph Weisser und Hermann Kurz DLA
27/28  Eßl. Schnellpost 30.12.1848  Gedicht von Marie
       "Gradaus" Nr.20 v.19.5.1866 DLA Katalog S.176
29     Reutlinger Katalog u. LTT
29     DLA  Asperg und Frankfurt (Bild-Postkarten)
35     Hochschwanger stand M.K. vor dem Schöffengericht
       wegen einem Gedicht in einer sächsischen Zeitung:
       "Kinkel frei" wegen Majestätsbeleidigung s. Tageb.
36     Ev.Pfarramt und Gde.Verwaltung Bad Liebenzell
36     Landesamt für Denkmalpflege, Geburtsh.v.I.K. Bild
36     Das Königsbad Stgt.Lithogr.Heimatmus.Ludwigsbg. Bild
36     "Die beiden Tubus" von Herm. Kurz aus
       Erzählungen v. H. Kurz  Franck 1859 u.1899
       Reclam Nr 3947 Seite 126 ff 37, 1
38     s. DLA "Eulenspiegel" satir. Zeitschrift von L.Pfau
38     STA Zürich, Neumarkt
38     "Die violette Republik" aus Rtl. Katalog und
       Literarisch musikalisches Kammerspiel LTT und
       VHS 1998 von Thomas Milz und Anna Rausch
38     DLA "Der Beobachter"
39     "Der Sonnenwirt" 1.Ausg. 1855  Meidinger
       H. Kurz, Ges.Werke Bd 5 Fischer Leipzig
       Jürgen Schweier Kirchheim/Teck u. LTT
42 ff "Die dt. Schillerstiftung" 1859 - 1945
       zur Unterstützg.dt.Schriftst.u.ihr.Hinterbl.
       ab 1953 "Dt.Fr.Schillerges. e. V. Berlin"
42-44  Tagebücher M.K. u. STM K. Jürgen Schweier
43     siehe Briefwechsel Kurz-Mörike
44     "A.einer alt.Reichsstadt"v.H.K.Wunderlich 1963
44     "Sankt Urbans Krug" H.K. Erzählg. Kat. S.68-82
44     Archiv MdS
47     Zoepf, Ludw. "H. Kurz als Bibliothekar"
       Beilage z. Schwäb.Merkur vom 10.10.1923  Nr. 237
       Dr.Ludw.Frauer,Prof.a.d.Baugewerbeschule und des
       Polytechnikums in Schaffhausen
       Stammbaum Dr. Frauer Sindelfingen
48     Tagebuch M K, u.Hornbogen "Tbg.Stadtfriedhof"
49     Liederbuch von Friedr. Silcher Archiv MdS,
       musiziert am 10.2 2002 beim Gedenkvortrag von
       Ute Jönsson im Tbg. P.-Lechler-Krks.f.Hornbogen
       Christa Reimer, Sopran  Gerulf Mertens Klavier
49     Silchermuseum Schnait  Bild                         Bilder
49     STM Tbg und Foto Mohr  Bilder                           "
49     Archiv Stelzer, MdS, Roßmann-Kurtz Bilder               "
49     STM R                                                   "
49     Heyse Archiv München
49     DLA und MdS
51/52  STA R  Briefwechsel Heyse-Kurz Abschr. Stelzer
52     H. Kurz und Ed. Mörike Briefw. s. Seite 43,1
52     Johnsche Apotheke (heute Trapp) Tageb.M.K.
       STA Tbg.: Es gab 1870 3 Apoth.i. Tbg.
       Gmelinsche (Dr.Maier) Johnsche (Dr.Schmid)
       und Märklinsche (Prof. Dr. Märklin)
52     "Die Tbg.Juden" Spendenaufr.Tbg.Chronik 28.7.1869
       "Die Tbg. Juden" Geschichtswerkst.Tbg.1995 S.30
53     Die Fam.Silcher, Archiv MdS und Kat. S.31-37
54     DLA  Buch von Emilie Uhland
54     DLA  Mayer, Karl in den Tageb.u.Br.von M.K.
       Schwabenspiegel 1809: Mattern,H."O Mayer, wenn
       du stirbst,kommt keiner mehr,der singt wie du."
       und "Ludwig Uhland Festschrift 1873"
56     "Genzianen" Familiengesch.u.a.v.H.Kurz 1838
56     Dr Finckh Rtlg. Buch: Stelzer, Heidi "Reutlingen"
56     Dr. Gärt(t)ner, von M. K. mit ein t geschrieben
56     STA Tbg.: Die Univ.Bibliothek war damals im
       Rittersaal d. Schlosses. Mitarbeiter waren 1870:
       Prof. Dr. Rudolf Roth Oberbibliothekar,
       Dr. Karl Klüpfel, Dr. Hermann Kurz, und
       Dr.Euting Bibliothekare, Öffng.tgl.13-16 Uhr
       Jäger und Weiß Assistenten, Aufwärter Raiser
56     Archiv Frieder und Brigitte Miller, Tbg.
59     "Das Wirthshaus gegenüber" 1836 Katalog
       H.K. Sämtl.Werke XII Fischer Verl. 59, 2
60     Archiv MdS.
60     Edouard Vaillant Br.u.Tageb.M.K.1868/69, Revol.
       Mediziner, später Minister der Pariser Commune
60     Bläsiberg üb. Bläsibad, ehem.Ausflugslok.v.Tbg.
       Aquarell Bläsibad v.Wilh.Mohr geb.Schramm, Archiv MdS
       z. Zt im Tbg. Stadtmuseum  (Bild)
61     Stammbaum Kur(t)z
62     Deutscher - und Ausländischer Novellenschatz
       Katalog S.68-77 Herausgeber P.Heyse und H.Kurz
       bei Oldenbourg München
62     STA R "Phytia" Br. H.K.an Heyse zw.1858 u.1873
       Transcript.aus d.Heyse-Archiv Stelzer,Heidi Rtlg.
63    "Simplicissimus" H. Kurz 1837 Kat.S. 39-45 u.179
       Kurz entdeckt Wesentliches zu ds. Roman und be-
       weist den Verf.Grimmelshausen, was 1865 in der
       Allg.Ztg. erschienen ist. Er erhält dafür von der
       Universität Rostock auf Drängen von Prof. Karl
       Bartsch die Ernennung zum Doctor honoris causa.
63     Friedr.Ebert Stiftung Trier S 3088
64     "Ich bin zwischen die Zeiten gefallen"
       Titel des Reutlinger Katalogs für H. K.
65     Oesterle,Kurt "Richard Epple, Kein Held und
       auch kein Verbrecher". Heimatgeschichte im
       Schwäb. Tagblatt am 1.März 2002
66     DLA u. Archiv Bodamer Calw  Bild
67     "Die violette Republik" lit. musikalisches
       Kammerspiel des LTT u.d. VHS Ro. Mai 1998
68     Lotter,G."Gde.Illerkirchberg,Inform."1998
69     Uhlandfeier Brief 22.7.1873 u.Tageb.M.K.
70/71  Beerdg.H.Kurz Tageb.u.Br. Okt.-Dez.1873
       STA Tbg u.Hornb."Der Tbg.Stadtfriedh.S.43-46
70/71  Gedichte v.Edgar Kurz Hg. I.K. Cotta 1904
71     Foto Mohr
72/73  Kurz, I."Gedichte" Cotta 1888, 1890, 1933
73     Kurz,I."Aus mein.Jugendland" Laupp 1918 S.133
74     Br. 24.9.1875 über Prof.Karl Kopp im DLA
74     Leporello v.Osiander zur Erinnerung a.d
       400jähr.Jubiläumsfest d. Uni am 10.8.1877,
       v. Maler Pilgram. Isolde als Muse im her-
       zoglichen Wagen. Schwäb.Tagblatt 4.1.1997
73     DLA, STM R, MdS  Bilder
73     Foto Mohr
77     Wagner Museum Warmbronn bei Leonberg
78     DLA und Fotos Mohr
80     Kurz,I."Der Meister von San Francesco"
       Wunderlich 1931 und STM Florenz
82     Briefw. Caspart,Maria und Reichert,Marie
       DLA  A: Kurz I. Briefe Dritter 53.1730
83     Kurz,I."Florentin. Novellen" Müller,G.1910
84     Härtling,P."Ein uneingelöstes Vermächtnis"
       Hg. J.Schweier zum 175. Geb.Tag von H. K.
       "Marb.Magazin"97/2002 "Die Entdeckung
       Württ.i.d.Literatur" bearb.v.Helm.Mojen
87     Gedicht von Hermann Kurz im Archiv M.d.S.
88     Evang.Friedhofsverw. Agli Allori Florenz u.Foto
88     DLA Fotoarchiv "Die Familie am Meer" Bild
90     Die Medici Villa i.Saravezzo Arch.Barberi Forte
90     DLA Marbach, Fotoarchiv
92-95  "Die Kinder der Lilith" Ged.v.Kurz, Marie
       "Die Kinder d.Lilith" Ged. Kurz,I.Cotta 1908
96     aus Walter, Eva "I.Kurz u.ihre Familie"
97     STA Fl. Friedhofsverwaltg. Trespiano
98    "Volkslied.a.d.Tosk."i.dt.bearb.v.K.Edg. Laupp 1904
98     Nachruf v.Hildebrand f.E.K. Beill.Allg.Zeitg.1904
98     Nachr.v.Kurz,I. für Edgar i.südd.Monatshefte 1904
98     Nachr.v.Kurz,I."Ein Erinnerungsblatt an A.K."1905
       Beill. Allg.Zeitung Nr. 77 vom 1.4.1905 u.in Buch
       Kurz, I."Pilgerfahrt n.d.Unerreichlichen" S.466 ff
99     Friedhofsinsel San Michele Venedig Urne Kurz, Alfr.
       Text auf dt.:"Jetzt noch unwissend über das Weltganze
       freue ich mich hier in guter Ruh".
99     Fotos Mohr
103    Archiv Barberi Forte dei Marmi und Foto Mohr
104    STA Stgt. B 8221 Bild Frauenheim, Bism.-Str.Stgt.
104    DLA  Briefe A: Kurz I.
105    Brief von M. K. vom 10. 5. 1908 im DLA
105    Führer durch d.Walhalla in Regensburg
106    "Zeppelin" Br. M.K.  August 1908 und
       Weible, Reimund Südwestmagazin 1.7.2000  Bericht
       über den Zeppelin Unfall v. 5.8.1908
106    Erdbeben Okt 1907 in Kalabrien Br. 29.10.1907,
       1.9.1908, und 3.1.1909
106    Halleysche Komet, Briefe  8.2.1910-19. 5. 1910
107    Hölderlin-Denkmal alt. Bot.Garten Tübingen
108    Br.Dr.Franz Schiler,Archiv Dr.Steuer, D. Esslingen
109    Briefw.Kurz, Isolde mit Caspart, Marie DLA  53.1457
109    Fotos Archiv Stelzer Reutlingen

Namensregister

Die Seiten beziehen sich auf die Buchausgabe.
Hier können Sie direkt suchen: Klick "Strg+F"

                                       Seite            Lebensdaten
     Albrecht, Friedrich Prediger        35
     Assing, Ludmilla                   81,88
     Auerbach, Berthold (Moses Baruch)   59
     Bacmeister, Adolf               23,31,46             1827-1873
     Bär von Franziska                   19
     Bär von Luise                    14,19,32,41
     Bär von Sophie                      19
     Baisy, de Friederike                16
     Barberi - Kurz                     104
     Barth, Lehrer in Essl.          12, 15, 29
     Bartsch, Karl                       63
     Becher, August                  35,39,40,59
     Becher, Emmi                      40,59
     Becker, Nikolaus                    60
     Beulwitz, von                       19
     Bilhuber, Luise  Hermanns erste Geliebte              gest.1836
     Blind, Ferdinand                    63
     Blind, Carl Bruder in England       63
     Blum, Léon                          22
     Blume, Hotel in Forte dei Marmi     89
     Böcklin, Arnold Schweizer Maler     88                1827-1901
     Bolley                              11
     Briegel, Wolfgang Carl, Komponist    5                1626-1712
     Bri(e)nz, Alois  Prof. jur.in Tübg.  56
     Brunnow, August Anton von          5-24,85            1781-1850
     Brunnow, Wilh. geb. von Oetinger   9-18,86            1794-1842
     Brunnow, von Eva Maria verh.Kurz "Die rote Marie"     1826-1911
     Brunnow, von Ottilie               13ff               1831-1842
     Brunnow, von Otto   Kleinkind        13               1828-1830?
     Bruns, Paul Prof.i.Tbg.              55               1846-1916
     Buttersack, Ludwig Heinrich, Pfr.  36,100             1804-1861
     Caspart, Maria Adelheid (Waldfegerlein)               1830-1923
     Cervantes, de Miguel                63
     Claudius, Matthias                  24
     Corvin                              29
     Cotta, Joh. Georg  Verleger         37
     Dante, Allegheri                15,309,77
     Decamerone                          33
     Deubel  Dr. in Colmar               32
     Dillen, Carl Ludwig von         12,14 ff 26           1777-1841
     Dillen, Luise Henriette von     14 ff,26,87
     geb. Schott von Schottenstein                         1782-1844
     Düring, Balthasar, Coburgs Reform.   5                1466-1529
     Dulk, Anna                           60
     Ekhard, Ludwig Red. in Wien          61
     Elze, Pfr. in Venedig                85
     Epiktet                             101
     Euripides                            96
     Epple, Richard                       65               1954-1972
     Faber, Ottilie                     23,31
     Falladore, Tolomeo                  103
     Fation, Mlle                         14
     Fetzer, Carl-August                  38               1809-1885
     Fickler, Johann Michael              22
     Finckh, Friedrich  Arzt in Rtlg.     56
     Fink, G. (Ostjäk)                    38
     Fischer, Johann Georg             37,59,68            1816-1897
     Fontana, Maria Luisa                 85
     Fouqués, de la Motte                 16
     Frauer, Ludwig Prof.i.Schaffhausen   47
     Freese, Paul                         61
     Freiligrath, Ferdinand             22, 61
     Fricker, Prof. in Tübg.              56
     Fries, Maler in München              45
     Fugger,Gräf.Joh.geb.Freiin v.Freytag,2.Frau   6, 7    1791-1867
     Fugger, Graf Friedr.v.Kirchberg und Weißenhorn 6,7    1787-1846
     Gärt(t)ner, Gustav Arzt in Tbg. 56,63,64,67-69,71,75
     Garibaldi, Guiseppe                28,81              1807-1882
     Gauker, Helga                        58
     Genschowsky, Friedrich, Conditor   58,59,77
     Goethe                          45,99,102,106
     Golther,C.Ludwig von Minister       46,47             1823-1876
     Grimm, Gis.Tocht.v. Bettina v.Arnim  88               1827-1889
     Grimmelshausen                       63
     Hauber  Lehrer in Kirchh.            43
     Hauff, Wilhelm                      107
     Haußmann, Konrad                     39
     Hartmann, Moriz                      60               1821-1872
     Hecker, Adolf, Mann v.Luise Silcher  53
     Hecker, Friedrich              22,26,29,35,119        1811-1881
     Hegelmai(e)r,Friedr.Prof nat.Tbg.  56,57
     Heine, Heinrich                   22-25,79
     Hertz, Wilhelm                       45               1835-1902
     Herwegh, Georg                      21, 54
     Heyse, Paul                       37ff, 108           1830-1914
     Heyse, Theodor                      80/88
     Hildebrand, Adolf von            75,80 ,89,98         1847-1921
     Hillebrand, Karl Arnold              88
     Hölderlin, Friedrich        15 ff, 66.107,110,
     Hofmann  Göpp.                       11
     Hohenlohe, Prinzessin ? von          19
     Holder                               47
     Homberger, Heinrich Emil             88
     Homer                          16,90,105
     Hopf, Franz  Pfarrer Abgeord.  39ff,64, 74,102        1807-1887
     Hopf, Marie                       48,59
     Hopfenstock,Halbschw.v.Graf Dillen   13
     Hornbogen, Helmut                   110
     John (Trapp Vorg.) Apoth.in Tübg     52
     Jüngel, Eberhard Prof. theol Tbg    103
     Kant                                100
     Kausler,Rud. Pfr.u.Schriftst.  35,36,40,45,60,80      1811-1874
     Keller, Adelbert von Prof.phil.i.Tü. 47,53 ff,63      1812-1883
     Kenngott, Clara Mararete geb.Kurtz   46               1766-1934
     Kerler, Friedrich                    47
     Kerner, Emma, Geliebte von Herm. Kur 31
     Kerner, Justinus                     31
     Klopstock, Friedrich Gottlieb        23
     Klüpfel, Karl August Uni-Bibl.  46ff,56, 63           1810-1894
     Klüpfel, Sophie Adelheid geb.Schwab  56                1819-1888
     Knapp geb.Finckh Marie              56,60              1835-1924
     Knapp, Max                           60
     Kopp, Karl  Bildhauer u. Prof. Stgt. 74                1825-1897
     Kossuth, Lajos                    29,35                1802-1894
     Kröner, Adolf, Verleger Stgt.     45,54,94             1836-1911
     Küng, Hans Prof. theol Tbg          102
     Kugler, Bernh. Prof. philos.Tübg.  49,58
     Kurz, Alfred  Arzt in Venedig    35ff,74,85,92,98
     Kurz, Edgar   Arzt in Florenz    34ff,69/70,84,91,92
     Kurz, Ernst   Notar,             26,27,29,84           1816-1879
     Kurz, Erwin Prof. Bildhauer i.Mü.36ff,75,83,91,96,105 ff
     Kurz, Felix   Leutnant                  107
     Kurz, Garibaldi                  41ff,75,80,87,93
     Kurz, Hermann  Dr. Schriftsteller u. Bibliothekar
     Kurz, Hermann, Nachkomme in Italien     103            geb. 1998
     Kurz, Isolde   Schriftstellerin  35ff,65,71-73,82,90ff,103-109
     Kurz, Isolde gen. Jole Dr. der Kunstgeschichte 85,98,103
     Kurz, Johannes                        82,84
     Kurz, Luise  Musiklehrerin            85,107
     Kurz, Maja                            83,91
     Kurz, Otto Orlando  Bildh.in Mü.   76,85,91,96
     Kurz, Rosa geb.Reichert               80 ff
     Kurz, Ottilie geb. Herzfeld         96,103 ff
     Kurz, Tristan  Seefahrer            85,98,103
     Kurz, Onkel von Hermann in Rorschach    75
     Kurz-Barberi, Carmen Sylva             103
     Kurz-Fontana, Maria Luisa               85
     Landi, Vanni                           104
     Lang,  Bildhauer                       100
     Lasalles (Freund Assings)               88
     Lenau, Nikolaus (Franz Niembsch)        22
     Letsche, Zimmerer in Tübg.           57-60,65
     Liebermeister, Carl Prof. med           56                  +1901
     Liebknecht, Wilhelm                     26              1826-1900
     Luther, Martin                        5,20,27
     Mandry, Karl-August, Vater,Prof.jur     56
     Mayer, Emilie                           55
     Mayer, Karl d. Ält.            54,55,56,73,110          1786-1870
     Mayer, Karl d.Jüng.                     55
     Mayer, Louis                            55
     Medici, Cosimo                          89
     Meidinger, Karl Verleger  Frf.          40
     Miller Moriz von                      19,41
     Miller von, Ehefrau                  19,41,51
     Milz, Thomas, Intendant b.LTT Tbg.      67
     Mögling, Hermann, Sprachforscher       29,39            1814-1867
     Mörike, Eduard                 27,44,52,54,103,105,107
     Mohl, Ernst (Kyrios)                   60,61            1849-1926
     Moltke,(Helmuth,Karl,Bernh.?)Graf von   12              1800-
     Mohr, Wilh.F.Heinr. Pfr.i.Mühlh.u.Asch 45,60
     Mohr, Marie geb.Dieterich               45              1840-1915
     Mohr, Heinr.Aug.Gottl.Pfr.i.Ehningen    36
     Mohr, Friederike Wilh. geb. Schramm     36
     Mohr, Fried.Konrad Heinr.  Richter      60
     Mohr de Sylva, Heinrich  Pfr.           103
     Müller, Johannes-Regiomantus  Astronom   5              1436-1476
     Müller, Otto                             5
     Napoleon                                 5
     Neureuther                              45
     Notter                                  37
     Oesterle, Kurt Redakt. Tbg              65
     Oesterlen, Otto Prof.med Tübg.         40,59            1846-
     Oetinger, Friedr.Heinr.Erdmann Alex.    12              1768-1872
     Peterler, Franzisca  verh. mit ?, 2 Kinder  6,7      geb. 10.2.1808
     Peterler, Josephine                6ff, 85-89,103 u.a.  1806-1883
     Peterler, Laurentius, Bothe            6,12,
     Peterler, Maria Anna geb. Zopin         12
     Petrarka, Tasso                         16
     Pfaff, Bertha, Eßl.              19-21,41,44,48,
     Pfaff, Charlotte                 15,18 ff - 30
     Pfaff, Karl  Rektor              15,18 ff - 30,33
     Pfau, Ludwig                     19,29,31,36,37,38      1921-1894
     Pfuderer,  Cafe in Tübg.                58
     Pommer-Kurz Helene                    8,107             1861-1942
     Rantzau, Johann von                  5 ff-20            1798-1858
     Rantzau, Frau von                      16,60
     Reichert, Marie, Mutter v. Rosa       81,83-85
     Rieger, Johann Friedrich von           16,41
     Rieger, Frau von                       16,41
     Riehl, Prof. in München                  45
     Roemer, Friedrich, Staatsrath            51             1794-1864
     Roemer, Robert  Prof.jur Tübg            51             1823-1879
     Rommel, Carl Kaufm.i.Essl.           18,24,31,41
     Rommel, Marie                        18,24,31,41
     Roth, Rudolf Prof.phil Oberbibl.Tbg    47-50            1821-1895
     Sauter, Caroline                         15
     Schäffle, Friedr.Prof.u.Redakt.S.Merkur  16             1831-1883
     Schäuffele(n?) Marie                     60
     Scherr, Dr. Johannes                 25,32,37,38        1817-1886
     Scherzer, Univ.Musik Dir. Tübg.          53
     Schiler, Franz Dr. Schwiegersohn von Hopf  74,76,102,107,108
                                                1868-1955
     Schiller, Friedrich von           16,25,32,38,39
     Schnitzer, Karl Friedr. Rektor i.Rtl.    39             1805-1874
     Schopenhauer, Arthur                   95,100 ff
     Schramm, Wilhelm Heinrich  Buchdrucker   36             1758-1823
     Schramm, Catharina Elisabeth  geb. Mez   36
     Schranzer, Franz Georg Zöllner            6
     Schubart, Chr. Friedr.,David            38,39
     Schwab, Gustav                        38,47,56
     Säxinger,  Prof.med gyn Tübg.            56.72
     Seckendorf, Friedr.Heinr. Reichsgraf von  5,32          1673-1763
     Seckendorf-Gudent,Eduard Schriftsteller  31             1813-1875
     Seeger, Ludwig  Pfr.u.Redakteur          38             1810-1864
     Seybothen Frau von                       19
     Shakespeare                            33,63
     Sigwart, Christoph Prof phil Tü.         57             1830-1904
     Silcher, Friedrich                    50,53,110         1789-1860
     Silcher, Rosine Luise geb.Ensslin        53
     Silcher, Kinder                          53
     Scott, Walter                            16
     Sokrates                                 17
     Spinoza, Baruch                          96
     Stauffer-Bern, Karl                      88
     Stelzer-Kurtz, Heidi Rtl.                52
     Steudel, Hugo   Oberamtsarzt             16
     Stockmayer,   Arzt in Stgt.          35,36,60,80
     Storr, Amandus, Pfr. in Oberkirchberg   6,12
     Strauß, David Friedrich                23,100
     Strecker, Lina                           57
     Strecker, Adolph Prof.chem.Tübg.u.Wü.    56             1822-1871
     Struve, Gustav von  Prof.                22             1805-1870
     Tartarini, Clementine Annette           103
     Teuffel, Wilh.Sigismund Prof Tübg        56             1820-1878
     Thum von Neuburg, Alfred              22-24,36
     Thum von Neuburg, Marie               22-24,26
     Uhland, Emilie                           54
     Uhland, Ludwig                     19,61.66,105
     Urban, Carl                              55
     Vaillant, Edouard  in Tbg  -1868      61,75,102
     Vanzetti, Carlo  Arzt              82,88 ff,105
     Vischer, Friedr.Theodor                  60
     Voigt, Joh. Konditor i.Tüb.           58,62,82
     Voltaire                                 62
     Walesrode, Ludwig                        61
     Wagner, Christian                      76,102
     Wagner, Richard                        29,85
     Weber, Frau vom Tbg.Bläsiberg            60
     Weißer, Adolf Hauptschr.d."Beob."   26,38-40             1815-1863
     Weißer, Ludwig Prof.Kunsthist.i.Stgt.    40              1823-1879
     Werner, Gustav                           14
     Wildermuth, Ottilie                  54,55,110
     Wilhelm I, Kaiser                      27,29
     Wilhelm I, König von Württemberg       10-12
     Württemberg, Graf Alexander von      17 ff 100           1801-1844
     Friedrich König von Württemberg        10,11             1754-1816
     Württemberg, Herzog Heinrich von         19
     Wüst, Carl Schulmstr.u.Musikus i.Tü.     52
     Zeppelin, Ferdinand Graf von           12.106            1838-1917
     Zeyer, Julius, Präceptor Tübg.         56,61
     Zopin, Zimmermannsfamilie in Oberkirchb.  7

Vor Benutzung des Buchinhalts für öffentliche Zwecke sind die angebenen Archive und Museen, vor allem das Deutsche Literaturarchiv Marbach als Besitzer der Hauptunterlagen in Kenntnis zu setzen.

Hella Mohr

Erstellt im Eigenverlag
März 2002
Copy Druck Center Sander
Lange Gasse 27 Tübingen
Tel.: 07071-51117
Hella Mohr
Hartmeyer-Str. 19
72076 Tübingen
Tel.: 61652